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285 Ausgrenzung und Verfolgung u Gefangene an der großen Straßenwalze im Konzentrations lager Dachau. Foto von 1933. Das KZ Dachau wurde bereits im März 1933 errichtet und war Vorbild für zahlreiche weitere Lager. Hier inhaftierte das Regime zuerst politische Gegner, später Juden, Homosexuelle, Geistliche, Sinti und Roma. Dachau war das einzige frühe Konzentrationslager, das bis zur Befreiung 1945 bestehen blieb. Bis dahin waren insgesamt mehr als 200 000 Menschen in Dachau und seinen Außenlagern eingesperrt. 30 000 Tote wurden registriert, die tatsächliche Opferzahl liegt weitaus höher. Das einstige KZ ist heute eine Gedenkstätte. o „Appell im November 1938.“ Zeichnung des ehemaligen KZ-Häftlings Karl Freund vom 17. Dezember 1938. Morgens und abends fand bei jeder Witterung der Zähl appell statt. Fehlte jemand, mussten die übrigen Häftlinge über Stunden oder sogar die ganze Nacht hindurch Strafappell stehen. Völlig unzureichend gekleidet, von Hunger, Müdigkeit und Krankheiten geschwächt, war dies eine Tortur, die mancher Häftling nicht überlebte. Bei all diesen Vorgängen gab es kaum Proteste oder Rücktritte, denn viele Richter und Staatsanwälte waren eingeschüchtert, da das „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ die Möglichkeit geschaffen hatte, missliebige Beamte aus dem Dienst zu entfernen. Seit der „Machtergreifung“ liefen sie ohnehin Gefahr, dass ihre Urteile von den Nationalsozialisten „korrigiert“ wurden (u M1). Eine andere Aushöhlung des Rechtsschutzes bedeutete beispielsweise die Einrichtung des Volksgerichtshofs. Vor ihm waren die Rechte der Angeklagten beschränkt, das Urteil stand in aller Regel im Vorhinein fest. Umgekehrt verschoben die Justizbehörden Verfahren gegen Mitglieder der SA und SS bis zur nächsten Amnestie. Unterdrückung von Opposition Um jede Opposition im Keim zu ersticken, entstand gleich nach der „Machtergreifung“ ein ausgeklügeltes Spitzelsystem. Es diente nicht nur dem Aufspüren und Ausschalten von Regimegegnern, sondern auch der Erkundung der Volksstimmung. Die Gestapo wurde dabei von breiten Teilen der Bevölkerung unterstützt, die ihre Arbeitskollegen, Nachbarn oder Verwandten denunzierten. Ohne diese Mitarbeit und die Amtshilfe der Kriminalpolizei, Schutzpolizei und Gendarmerie wäre der Aufbau des engmaschigen Überwachungsund Terrorapparates nicht möglich gewesen. Neben der Überredung und Überzeugung für das System war er ein weiteres Mittel, um die „Volksgemeinschaft“ zu schließen. 32015_1_1_2015_Kap3_260-351.indd 285 01.04.15 11:00 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d es C .C . B uc hn er V er la gs | |
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