449Der 27. Januar als Gedenktag Der Anblick der zu Skeletten abgemagerten Menschen, der vielen herumliegenden Leichen der erschossenen und in den letzten Tagen verstorbenen Häftlinge sowie der katastrophalen Verhältnisse im Lager war selbst für die abgebrühtesten Soldaten kaum zu ertragen. Obwohl sofort erste Hilfsmaßnahmen eingeleitet und die Kranken medizinisch versorgt wurden, starben in den nächsten Wochen noch hunderte der über 7 000 befreiten Häftlinge an den Folgen der KZ-Haft. Der 27. Januar – Karriere eines internationalen Gedenktages Nur wenige Deutsche wissen, dass an einem 27. Januar der Komponist Wolfgang Amadeus Mozart und Kaiser Wilhelm II. geboren wurden. Bis vor wenigen Jahren spielte auch der 27. Januar als Tag der Befreiung von Auschwitz im kulturellen und kommunikativen Gedächtnis1 der Deutschen keine nennenswerte Rolle. In den Nachkriegsjahrzehnten wurde das Datum in der Bundesrepublik hin und wieder mit öffentlichen Gedenkveranstaltungen, in der DDR im Zuge der alljähr lichen Befreiungsfeierlichkeiten zum Ende des Zweiten Weltkrieges gewürdigt. Den Status eines nationalen Gedenkund Feiertages erhielt der 27. Januar jedoch nicht. i Torhaus Auschwitz-Birkenau. Foto von Stanislaw Mucha, Februar/März 1945. Das auf den Schienen zurückgelassene Essgeschirr lässt das Schicksal der Menschen im Lager erahnen. Ebenso wie Auschwitz als Begriff für den Holocaust steht, ist das Bild des Lagertors von Auschwitz Birkenau im kollektiven Gedächtnis zum Symbol für Auschwitz geworden. Das Bild ist eines von 100 Fotos, die der polnische Fotograf Mucha im Auftrag der sowjetischen Kommission zur Untersuchung der NS-Verbrechen nach der Befreiung des Lagers anfertigte. Er sollte den Zustand des Lagers dokumentieren. p Beschreiben Sie die Bildelemente, den Bildaufbau und die Perspektive der Aufnahme. p Analysieren Sie die Wirkung des Bildes. 1 Vgl. dazu den Theorie-Baustein „Geschichtsbewusstsein und Geschichtskultur“, Seite 465 bis 468. 32015_1_1_2015_Kap4_442-469.indd 449 01.04.15 11:04 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d es C .C . uc hn er V er la gs