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183Umgang mit Texten und Medien: Sich mit medial vermittelten Texten auseinandersetzen Zwischen Inszenierung und Information selbst mit anzupacken. Wir sind nur noch damit beschäftigt, die Nachrichtenflut in unserem Posteingang zu bewältigen und immer wieder zu posten, wo genau welche Hilfe gebraucht wird.“ In der sächsischen Hauptstadt wird damit auf einmalige Weise aus einer Online-Kampagne konkrete Hilfe. Wie sie wirkt, beweisen für Susann Kriesche die vielen Rückmeldungen, die sie bekommt. „Die Leute, die uns erst verzweifelt um Hilfe bitten, melden sich ein, zwei Stunden später zurück und sagen, es wären Dutzende Menschen mit Sandsäcken oder Transportern voller Sand gekommen.“ Sie erzählt, wie sich am Montag eine junge alleinerziehende Mutter bei der Fluthilfe gemeldet habe. „Die musste aus ihrer Wohnung raus und hatte niemanden, der mit angepackt hätte. Zwei Stunden später war ihr Hausrat auf zwei Laster verladen.“ Kriesche ist noch sichtlich ergriffen, wenn sie erzählt, unterbricht sich immer wieder, weil sie in der riesigen Menge bekannte Gesichter entdeckt. „Schau mal, der da hinten im gelben Shirt. Der hat gestern bis nach Mitternacht Sandsäcke verladen und jetzt ist er schon wieder da.“ Nie im Leben hätte sie für möglich gehalten, dass so viele Menschen so selbstverständlich helfen. Die Aktion ist rein privat: Einsatzfahrzeuge von Polizei und Hilfswerken sieht man hier nur mit Sirenengeheul vorbeifahren. Wenn die Fahrzeuge mit den Sandsäcken ankommen, gibt es keine offiziellen Absperrungen; die Helfer regeln den Verkehr auf eigene Faust. Inzwischen haben sie Routine: Keine Katastrophenschutzübung kön nte entspannter und organisierter ablaufen. „Wir haben zu den offiziellen Stellen null Kontakt“, sagt Kriesche, „wahrscheinlich sind die froh, dass sie sich hier nicht kümmern müssen. Momentan gibt es ja Baustellen genug.“ Ob die Anstrengungen ausreichen? Immer wieder müssen die Helfer aufgeben, weil das Wasser sich nicht zurückdrängen lässt. „Aber wir haben gar keine Zeit, darüber traurig zu sein. Am Ende ist es doch egal: Wenn wir auch nur dieses kleine Stück Straße hier retten, dann hat sich das alles schon gelohnt.“ Niemals in ihrem Leben werde sie vergessen, wie ihr angesichts der Menschenmassen, die so entschlossen gegen die Flut kämpfen, um ihre Stadt zu retten, immer wieder Schauer über den Rücken laufen. „Wer das nicht mit eigenen Au gen sieht, glaubt es nicht.“ zeit online, 06.06.2013 60 65 70 75 80 85 90 95 100 105 110 7. Eine Reportage ist aus der persönlichen Sicht des Journalisten geschrieben. Sie will einen Gesamteindruck vermitteln. Formuliere die „Botschaft” der obigen Reportage. Welche Funktion haben dabei Schlagzeile und Unterzeile? Die Reportage • schildert ein live miterlebtes Ereignis. • bietet Information und Unterhaltung. • mischt Sachinformationen, persönliche Beobachtungen und Bewertungen sowie die Perspektiven anderer Personen. • bietet in der Regel Hintergrundwissen und setzt zu diesem Zweck eine Material suche (Re cher che) voraus. • benutzt eine anschauliche, lebendige Sprache, oft mit direkter Rede. • will meist mit einem originellen Einstieg die Neugier wecken. • enthält häufig ein oder mehrere Bilder. N u r zu P rü fz w e c k e E ig n tu d e s C .C . B u c h e r V e rl a g s | |
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