Volltext anzeigen | |
63Umgang mit Texten und Medien Zwei Welten in mir 5 10 15 20 25 30 Anlässlich des Erscheinens ihres Buches „Die undankbare Fremde“ veröffentlichte die Hannoversche Allgemeinen Zeitung im Mai 2012 das folgende Interview mit der Schweizer Schriftstellerin tschechoslowakischer Herkunft, Irena Brežná. Frau Brežná, allerorten wird diskutiert, wie Migranten besser integriert werden können. Sie fordern in Ihrem neuen Buch „Die undankbare Fremde“ für Einwanderer ein Recht auf Unangepasstheit ... ... eher ein Recht auf Fremdheit. Fremdheit ist ein globales Gefühl. Babys fühlen sich fremd, wenn sie auf die Welt kommen. Unbekannte Orte, alles, was neu ist, ist uns zunächst fremd. Trotzdem ist der Begriff negativ besetzt, und gerade Einwanderer stehen oft unter dem Druck, sich stark anzupassen. Wer aber versucht, sich völlig umzumodeln, landet leicht in der Psychiatrie. Wir müssen vielmehr darauf achten, dass nicht alles, was ein Einwanderer mitbringt, als gefährlicher Abfall auf dem Müll landet. Woran machen Sie diese Fremdheit fest? In der Schweiz sagt man beispielsweise „Grüezi“, um jemanden willkommen zu heißen. Das ist aber keine Aufforderung zum Kennenlernen, sondern ein Stoppschild mit der Aufschrift „Bitte nicht weiter stören“. Die Heldin meines Buches versteht das nicht, versucht immer wieder, mit Menschen auf der Straße in Kontakt zu kommen: So kennt sie es aus ihrer Heimat. Als das nicht klappt, reagiert sie mit Hohn und Spott auf die Schweiz. Aber das ist nur ein Schutzmechanismus, weil sie sich unverstanden fühlt. In Deutschland hat der Unwille, sich anzupassen, zu regelrechten Parallelgesellschaften geführt ... Ich möchte natürlich, dass die Fremden an der Gemeinschaft partizipieren. Aber sich zu schnell zu integrieren, ist auch gefährlich. Meine Heldin sagt irgendwann, dass es zu ihrem neuen Heimatgefühl gehört, Ausländerin zu sein. Sie entscheidet sich nicht für eine Seite. In Ihrem Buch stehen harte Sätze über die Schweiz wie: „Das Land braucht Haustiere, Behinderte und Fremde.“ Der Satz fällt im Gespräch zweier Flüchtlingsmädchen, die die Nähe zu ihren neuen Mitmenschen suchen und scheitern. Ihnen fällt auf, dass die Schweizer Jutta Rinas „Migranten brauchen ein Recht auf Fremdheit“ 2 Aufgaben: Seite 69 Kritisch, provokativ: Irena Brežná ©Gezett N u r zu P rü fz w e c k e n E ig e n tu m d e s C .C . B u c h n e r V e rl a g s | |
![]() « | ![]() » |
» Zur Flash-Version des Livebooks |