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129 Die Selektion von Embryonen Vorrangiges Ziel dieser Präimplantationsdiagnostik (PID) vor Beginn der Schwangerschaft ist eine negative Se lektion, also der Ausschluss derjenigen Em bryonen, deren Erbgut erkennbare schwere Schäden aufweist. Das kann befruchtete Eizellen betreffen, die überhaupt keine Chance haben, in einer Schwangerschaft bis zur Geburt zu kommen (zum Beispiel weil die Sortierung der Chromosomen bei den Reifeteilungen verunglückt ist), oder solche, die nach einer Ge burt eine Erbkrankheit entwickeln würden. Grundsätzlich jedoch eröffnet die Präimplantationsdiagnostik auch die Möglichkeit einer positiven Selektion, beispielsweise nach dem Ge schlecht des Kindes oder zur Auswahl von gewünschten Eigenschaften, die durch eines oder wenige Gene festgelegt werden. Ein Paar, das sich für eine künstliche Befruchtung entschieden hat und sich eine Tochter wünscht, könnte also nach einer sol chen Diagnose ent scheiden, einen gesunden männli chen Embryo zu ver werfen. nach Jens Reich, S. 117-118 Du bist, wie ich es will Angenommen, jemand sieht seine Kinder nur als Teil seines Lebensstils. So, wie man das Recht darauf hat, sich seine Möbel auszusuchen, sich selbst zu verwirklichen, seinen Vorlieben nachzugehen oder einfach nur – auch wenn man es nie zugeben wird – mit den Schulzens von nebenan mitzuhalten, könnte es auch zu einer Selbstverständlichkeit unseres Denkens und Verhaltens werden, uns unsere Kinder auszusuchen: Wir werden unter unseren Freunden einen auswählen, der sich für sie klonen lässt oder, wenn wir genügend Geld haben, zu jemandem gehen, dem man seine Gene abkaufen kann. In dieser „Schönen neuen Welt“, die Sie sich bitte vorstellen mögen, wird man Designer-Kinder haben wie man heute Designer-Klamotten trägt. Jedes narzisstische Bedürfnis kann voll zum Zug kommen. Hilary Putnam, S. 7-8 In Ausnahmen erlaubt Ein Paar wünscht sich ein Kind. Wie jedes Paar wünscht es sich natürlich ein gesundes Kind. Aber es M2 M3 M4 5 10 15 5 10 15 5 10 15 20 25 1 Erarbeite den Cartoon: Welche Vorstellungen haben die Eltern von ihrem zukünftigen Nachwuchs? ➜ M1 2 Beurteile die Vorstellungen der Eltern. ➜ M1 3 Erstelle eine Liste, in der du die positiven und die negativen Seiten einer Untersuchung von Embryonen unterscheidest. ➜ M2 4 Erläutere die Befürchtungen Hilary Putnams. ➜ M2 5 Diskutiert: Haben Eltern das Recht, sich ihre Kinder nach ihren Vorstellungen auszusuchen? ➜ M3 6 Stellt euch vor, ihr könntet in Zukunft eure Kinder designen lassen. Würdet ihr es tun oder nicht? Begründet eure Meinungen. ➜ M3 7 Ein Paar befürchtet, sein Kind könnte eine schlimme Erbkrankheit haben. Würdet ihr ihm zu einer PID raten? Begründet eure Meinungen. ➜ M4 Glossar: Klonen, Pränataldiagnostik, Selektion gibt ein Risiko, dass das Kind, das diese Frau und dieser Mann zusammen bekommen wollen, eine schwere Erbkrankheit hat; vielleicht haben die beiden auch schon ein krankes Kind. […] Für solche Paare gibt es jetzt einen neuen Weg. Auch dieser ist für die Frauen und auch für die Männer, die sich dafür entscheiden, beschwerlich: körperlich, seelisch – und moralisch. Denn auch hier geht es um Krankheit, um Leben und um Tod. Und um die Frage: Rechtfertigt es der Wunsch nach einem gesunden Kind, aus einer Menge künstlich erzeugter Embryonen gesunde auszuwählen und kranke zu „verwerfen“? Die Präimplantationsdiagnostik, kurz PID, ist in Deutschland im Gegensatz zur PND [Pränataldiagnostik] verboten – grundsätzlich. Das steht seit 2011 im Embryonenschutzgesetz: Wer Zellen eines im Reagenzglas erzeugten Embryos vor dem Einsetzen in die Gebärmutter genetisch untersucht, muss mit einer Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr oder mit einer Geldstrafe rechnen. […] Das Verbot der PID ist aber nur der erste Absatz des neuen Paragrafen. Die folgenden Absätze erlauben die PID in Ausnahmefällen: wenn das Risiko einer schwerwiegenden Erbkrankheit hoch ist oder wenn die Gefahr besteht, dass der Embryo so schwerwiegend geschädigt ist, dass eine Totoder Fehlgeburt wahrscheinlich ist. Florentine Fritzen. In: www.faz.net, 02.02.2013 A u fg a b e n Der Weg zum Wunschkind Nu r z u Pr üf zw ke n Ei ge nt um d es C .C . B uc h r V rla gs | |
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