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Wissenschaft ohne Grenzen? 131 Staatliche Menschenzüchtung Reporterin: Der Philosoph Kurt Bayertz hat sich mit der Gefahr der Menschenzüchtung befasst. Sie haben sich mit seinem Buch auseinandergesetzt. Ist das alles nicht sehr utopisch? Experte: Keineswegs, würde Bayertz sagen. Sie wissen vielleicht, dass die Nationalsozialisten während des „Dritten Reichs“ versucht haben, durch Eugenik, durch Steuerung der Vererbung, eine neue, vermeintlich bessere Menschenrasse hervorzubringen. Die Gentechnik könnte letztlich auch zum Zweck einer staatlichen „Menschenzüchtung“ missbraucht werden. Wohin das führen könnte hat z. B. Aldous Huxley in seinem Roman Schöne neue Welt gezeigt. Darin dient die Produktion von Menschen mit bestimmten Eigenschaften in Verbindung mit anderen Arten der Konditionierung dazu, ein totalitäres politisches System aufrechtzuerhalten. M3/M4: nach Bernd Rolf, S. 122-123 Darf der Mensch Gott spielen? Im Fall der Genmanipulation setzt die ethische Dis kussion [...] bei der Frage an, ob der Mensch eine solche Technik überhaupt entwickeln und ausnutzen darf. Und es sind nicht etwa Moralisten, Philosophen, Theologen oder Kulturpessimisten, sondern bedeutende Wissenschaftler, die als Erste die Frage aufgeworfen und sogar mit einem klaren Nein beantwortet haben. [Es] wird eingewandt, in der Natur spiegele sich die Weisheit des Schöpfers wider, die der Mensch nur stückweise erkennen und begreifen könne. Die Natur sei deshalb als eine vorgegebene Ordnung zu respektieren, die das begrenzte Erkenntnisvermögen des Menschen weit übersteige. Folglich dürfe sich der Mensch nicht eigenmächtig zum Schöpfer neuer Lebewesen oder gar seiner selbst erheben. Volkstümlich gesprochen, der Mensch dürfe nicht Gott spielen und nach freiem Ermessen Gene herstellen, verpflanzen, neu kombinieren und beliebig vermehren. Otfried Höffe, S. 140-143 M4 M5 5 10 15 5 10 15 1 Nehmt Stellung zur Frage, ob der Mensch wirklich alles tun darf, was er kann. ➜ M1 2 Erarbeitet in Gruppen jeweils einen der Texte M2 -M5, setzt euch anschließend mit je einem Mitglied aus jeder Gruppe zu neuen Gruppen zusammen und stellt eure Ergebnisse den neuen Mitgliedern vor. ➜ M2-M5 3 Erarbeitet die Aussage der Karikatur. ➜ M6 4 Bezieht die beiden Bilder aufeinander. ➜ M1/M6 5 Erläutert, worin die Verantwortung des Wissenschaftlers nach von Weizsäcker besteht. ➜ M6 Glossar: Aldous Huxley, Eugenik, Konditionierung, Mentalität, totalitär Verantwortung Der Grundwert der Wissenschaft ist die reine Erkenntnis. Dies be schreibt zunächst die Mentalität des geborenen Wissenschaftlers. Man kann das große Wort „Wahrheitssuche“ verwenden. [...] Eben die Folgen der reinen Erkenntnis verändern unaufhaltsam die Welt. [...] Es gehört zur Verantwortung der Wissenschaft, diesen Zusammenhang von Erkennen und Weltveränderung zu erkennen. Dies nicht sehen zu wollen, ist die große Versuchung der Wissenschaft. [...] Der Wissenschaftler, der um sein soziales Privileg der Wahrheitssuche bangt, wird dem Geldgeber klarmachen, dass seine Erkenntnis die Welt verwandelt. An den optimistischen Aspekt dieser Weltveränderung wird er gerne glauben. Aber wer gewachsene Lebenszusammenhänge verändert, zerstört auch Gewachsenes. Keine Operation ohne Schnitt. Kein Medikament ohne Nebenwirkungen. Carl Friedrich von Weizsäcker. In: Die Zeit, 10.10.1980 M6 A u fg a b e n 20 25 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um es C .C . B uc hn er V er la gs | |
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