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Das darf nie passieren! 151 1984 Winston Smith lebt in einem Land, in dem jeder Mensch einer ständigen Kontrolle durch die „Partei“ unterliegt. Er stellt sich gegen die Partei, doch dann wird er von O’Brien, seinem erbittertsten Gegner, festgenommen und in eine Zelle gesperrt. Wie viel Zeit er dort verbracht hat, weiß Winston nicht. Die Zellentür wird aufgeschlossen und O’Brien tritt ein. O’Brien: Ich hab’ Sie schon vor langer Zeit erwischt. […] Sie wussten, dass das mal passieren wird. [Ein Soldat tritt auf Winston zu und schlägt ihn mit einem Knüppel nieder.] Winston [fällt auf den Boden und schreit]: Ahhhh! [Wins ton werden die Haare stückchenweise bis auf die Kopfhaut abgeschnitten.] O’Brien: Wissen Sie, weshalb Sie hier sind? Um Sie zu heilen. [Überblende: Winston liegt jetzt angeschnallt auf einer Streckbank.] Um Sie gesund zu machen. [O’Brien setzt die Streckbank in Bewegung.] Winston [schreit]: Ahhhhhhhhhh! Nein! Nein! Nein! O’Brien: Das war Stärke 40. Vergessen Sie bitte nicht, während unserer Unterhaltung hab’ ich jederzeit die Möglichkeit, Ihnen Schmerzen zuzufügen so viel ich will. Es liegt also nur an Ihnen. Winston [vom Schmerz gezeichnet]: Ja. O’Brien: Erinnern Sie sich, was Sie in Ihr Tagebuch geschrieben haben? „Freiheit ist die Freiheit zu sagen, dass 2 + 2 = 4 ist.“ – Winston [schwach]: Ja. O’Brien [hält vier Finger hoch]: Sagen Sie, Winston, wie viele Finger sind das? – Winston [schwach]: Vier. O’Brien [wieder etwas schärfer im Ton]: Wenn die Partei sagt, es sind nicht vier, sondern fünf, wie viel sind’s dann? Winston [schwach]: Fünf. [O’Brien setzt den Hebel der Streck bank erneut in Bewegung.] Winston [schreit]: Ahhhh! O’Brien: Nein. Es hat keinen Zweck. Sie lügen. Wie viele Finger, bitte? Winston [schmerzverzerrt]: Vier. … Vier. … Was kann ich schon anderes sagen? … Fünf. … Oder was Sie wollen. Aber machen Sie Schluss mit diesen Schmerzen. Wie … wie kann ich was anderes sagen, als das, was ich sehe? 2 + 2 = 4. O’Brien: Manchmal ist es fünf, und manchmal ist es drei. [O’Brien setzt die Streckbank wieder in Bewegung.] Winston: Ahhhhhh! Ich weiß es nicht. Ich weiß es nicht. O’Brien: Schon besser. Niemand entgeht uns, Winston. M3 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 1 Gruppenpuzzle: Jede (Experten-)Gruppe bearbeitet ein Material nach folgenden Stichwörtern: ➜ M1-M3 Gruppe 1: politische Situation in Libria; Gründe für die Vernichtung von Gegenständen und Haustieren; Grund für den Plan zur Beseitigung der Staatsführung Gruppe 2: Aufgabe der Feuerwehr; Geheimnis der Bü cher (Z. 9-11); Bedeutung der Bücherverbrennung Gruppe 3: Art und Gründe für Winstons Folterung; Chancen für die Möglichkeit eines künftigen Versagens des staatlichen Systems (Z. 53-58) 2 Erkläre, worin der Unterschied besteht zwischen dem Ausschalten von „Gefahren“ in M1 und M2 einerseits und M3 andererseits. ➜ M1-M3 Glossar: Aristoteles, Kleriker, Regime Alle hier abgelegten Geständnisse sind wahr. Wir vernichten den Rebellen nicht, weil er Widerstand leistet. Solange er uns Widerstand leistet, denken wir nicht daran, ihn zu vernichten. Wir machen ihn zu einem von uns, bevor wir ihn töten. Wie viele Finger halte ich hier vor Ihnen hoch? – Winston [vier Finger sehend]: Fünf. O’Brien: Eine Frage: Wie bekommt ein Mensch Macht über einen anderen? Winston [mit festerer Stimme]: Indem er ihn leiden lässt. O’Brien: Sehr richtig. Macht bedeutet auch Schmerz und Demütigung zufügen. Andernfalls ist man nicht sicher. Macht heißt aber auch, den menschlichen Geist zerlegen und ihn wieder neu zusammensetzen, in neuer Form, die wir selbst bestimmen. Macht ist kein Mittel zum Zweck. Sie ist der Zweck. Winston: Ihr werdet versagen. Weil es unmöglich ist. Weil Hass und Furcht kein Leben haben. O’Brien: Ist denn der Hass weniger stark als die Liebe? Winston [mit schwacher Stimme]: Das weiß ich nicht. Aber ihr werdet versagen. Irgendetwas wird euch besiegen. Das Leben wird euch besiegen. A u fg a b e nNu r z u Pr üf zw ec ke Ei g nt um d s C .C . B uc hn er V er la gs | |
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