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Religion – eine Erfindung der Menschen? 183 „Religion ist das Opium des Volkes“ Marie: Herr Marx, in Ihrer Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie heben Sie hervor, dass die Religion das Opium des Volks sei. Was meinen Sie damit? Marx: Dadurch will ich zum Ausdruck bringen, dass das Volk sich selbst ein Mittel gesucht hat, um vor der Realität zu fliehen. Die Religion wirkt nämlich wie ein Beruhigungsund Betäubungsmittel, das Illusionen, aber kein „wirkliches Glück“ verschafft. Das gilt auch für das Opium. Es ist ein schmerzlinderndes Mittel, das ein dumpfes Gefühl des Wohlbefindens in einem schmerzhaften Zustand erzeugt. Die Religion wirkt ebenso, denn die von der besitzenden Klasse Ausgebeuteten ertragen die Qualen ihres Daseins nur aufgrund eines Surrogats, eines Ersatzstoffes. Auf diese Weise ist die Religion „das Opium des Volkes“. Es macht aber keinen Sinn, den Menschen ihr Rauschmittel zu nehmen, wenn man nicht die Zustände ändert, die sie dazu verleitet haben, sich der Religions-Droge hinzugeben. Marie: Jetzt verstehe ich endlich, was Sie anstreben: Sie wollen die Religion abschaffen, damit sich die gesamtgesellschaftliche Situation der Menschen ändert, denn die Entfremdung des Menschen von sich selbst führt zwangsläufig zu einer Vorstellung bzw. zu der Illusion eines idealen Reiches, die man Religion nennt. Marx: Genau. Dies habe ich folgendermaßen beschrieM2 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 Die Seiten 182 bis 185 sind als Gruppenpuzzle konzipiert. Bildet vier Gruppen, von denen jede sich mit einem Religionskritiker (Feuerbach, Marx, Nietzsche, Freud) beschäftigt. 1 Stellt die vier Stadien dar, die nach Feuerbach zur Auflösung der Religion führen. ➜ M1 2 Begründet, warum Marx die Auffassung vertritt, dass a) der Mensch die Religion gemacht hat, b) Religion Opium des Volkes ist und c) die Religion abgeschafft werden muss. ➜ M2 Glossar: Ludwig Feuerbach, Georg Wilhelm Friedrich Hegel, Karl Marx, Surrogat ben: „Die Aufhebung der Religion als des illusorischen Glücks des Volkes ist die Forderung seines wirklichen Glücks. Die Forderung, die Illusionen über seinen Zustand aufzugeben, ist die Forderung, einen Zustand aufzugeben, der der Illusion bedarf.“ Dabei ist der Ausgangspunkt meiner Religionskritik derselbe wie bei Feuerbach, doch während er die Ursache der Religion in der Sehnsucht des Menschen nach Vollkommenheit sieht, vertrete ich die Auffassung, dass der Mensch aus seiner gesellschaftlichen Not heraus die Religion erfindet. Um aber das Glück des Volkes zu befördern, muss die Religion abgeschafft werden. Dazu muss der gesellschaftliche Zustand abgeschafft werden, der die Menschen dazu gebracht hat, sich dem Surrogat „Religion“ hinzugeben. Marie: Der Ausgangspunkt Ihrer Religionskritik besteht also darin, dass der Mensch die Religion erfunden hat. Marx: Ganz genau. Der Mensch macht die Religion und nicht die Religion den Menschen. Marie: Und Ihre Kritik endet darin, dass durch die Abschaffung Gottes die Religion überflüssig wird. Dies kann aber nur geschehen, wenn sich die gesellschaftlichen, sozialen und politischen Verhältnisse umkehren. Marx: Richtig. Ich formuliere das so: „Die Kritik des Himmels verwandelt sich in die Kritik der Erde, die Kritik der Religion in die Kritik des Rechts, die Kritik der Theologie in die Kritik der Politik.“ nach Karl Marx, S. 378f. A u fg a b e n KARL MARX RELIGION IST DAS OPIUM DES VOLKES Nu r z u Pr üf zw ec k n Ei ge nt um d es C .C . B uc hn er V er la gs | |
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