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Religionskritik heute 187 haben keinen Glauben, und mit Vernunft allein kann man nicht zu der totalen Überzeugung gelangen, dass etwas nicht existiert. Deshalb ist die Kategorie 7 in der Praxis sicher weniger gut gefüllt als ihr Gegenüber, die Kategorie 1, die viele engagierte Bewohner hat. […] Die Tatsache, dass ich nicht sagen kann, ob dein Rot mein Grün ist, legt die Wahrscheinlichkeit nicht auf 50 Prozent fest. Die angebotene Behauptung ist so sinnlos, dass man sie nicht mit einer zahlenmäßigen Wahrscheinlichkeit aufwerten sollte. Dennoch wird dieser verbreitete Fehler immer wieder begangen: Von der Voraussetzung, dass die Frage nach der Existenz Gottes prinzipiell nicht zu beantworten ist, vollziehen wir den Sprung zu der Schlussfolgerung, seine Existenz und Nichtexistenz seien gleichermaßen wahrscheinlich. […] Dass man Gottes Nichtexistenz nicht beweisen kann, ist eine allgemein anerkannte, triviale Erkenntnis […]. Entscheidend ist nicht, ob Gottes Existenz widerlegbar ist (das ist sie nicht), sondern ob sie wahrscheinlich ist. Das ist eine ganz andere Frage. Manche nicht widerlegbaren Dinge gelten vernünftigerweise als sehr viel unwahrscheinlicher als andere, die ebenfalls nicht zu widerlegen sind. Es besteht kein Anlass, Gott von solchen Überlegungen im Spektrum der Wahrscheinlichkeiten auszunehmen. Und erst recht besteht kein Anlass zu der Annahme, Gottes Existenz habe eine Wahrscheinlichkeit von 50 Prozent, nur weil wir sie nicht widerlegen können. Ganz im Gegenteil. Richard Dawkins, S. 67f., 72-74, 77f. Was ist Atheismus? Bei näherem Hinsehen erweist sich „Atheismus“ als ein ziemlich undeutlicher Sammelbegriff, und darum fällt es schwer, ihn durch eine einfache Definition zu fassen. Manchmal trifft man noch auf die Vorstellung, die Atheisten seien Gegner Gottes, also Anti-Theisten, aber das sei ein Widerspruch, denn um gegen etwas sein zu können, müsse man voraussetzen, dass es existiere. […] Darum lässt man es besser dabei, dass die Atheisten gemäß der Vorsilbe „a“– die Leute ohne Gott sind, die Gottlosen. Dann fällt auf, dass die Opposition Theismus-Atheismus offenbar unvollständig ist, denn üblicherweise ist der Ausdruck „Theismus“ M3 50 55 60 65 70 75 5 10 15 20 25 30 35 40 1 Interpretiert die Antwort des Mannes: An was glaubt er? ➜ M1 2 Diskutiert, wieso es nach Dawkins sinnvoll bzw. nicht sinnvoll ist, Agnostiker zu sein, und beurteilt auf diesem Hintergrund die sieben Wahrscheinlichkeiten der Existenz Gottes. ➜ M2 3 Arbeitet heraus, wodurch sich nach Schnädelbach ein Atheist auszeichnet. Fertigt dazu Mindmaps an, die ihr euch dann gegenseitig vorstellt. ➜ M3 Glossar: C. G. Jung, Pantheismus für den Monotheismus im Sinn des Glaubens an ein von der Welt unterscheidbares göttliches Wesen reserviert. Wir würden hingegen Anhänger des Polytheismus oder Pantheismus und sogar des Buddhismus, der ohne explizite Gottesvorstellung auskommt, nicht als Atheisten bezeichnen; in diesem weiten Wortsinn sind sie die religiös Ungläubigen oder Religionslosen. Sofern Atheisten Gegner sind, wenden sie sich vernünftigerweise nicht gegen Gott, sondern nur gegen die Vorstellung, dass es ihn gebe, und in der Regel sind sie dann auch gegen Religion überhaupt. Tatsächlich tritt dabei der Atheismus selbst als Gegenreligion auf im Sinn der Formulierung: „Ich glaube, dass es Gott nicht gibt.“ Dieser konfessionelle Atheismus mit seiner naturwissenschaftlich verpackten Propaganda hat es in unseren Tagen auf die Bestsellerlisten geschafft, und man fühlt sich ins 19. Jahrhundert zurückversetzt. […] Der ungläubige Atheismus sagt nur: „Ich glaube nicht, dass es Gott gibt“; er bekennt also nur seinen Unglauben. Es wäre irreführend, dieses Bekenntnis selbst für eine Konfession zu halten; dann wäre der Unglaube, das Nichtglauben, selber ein Glaube, und das ergibt keinen Sinn. Darum hat dieser Atheist auch keine Beweislast zu tragen […]. Der ungläubige Atheist ist auch nicht kämpferisch, er will niemanden von irgendetwas überzeugen, und somit gesteht er nur ein, dass er das nicht hat, was sein Gegenüber zu besitzen behauptet – den Glauben an Gott. Herbert Schnädelbach, S. 52-55 A u fg a b e n Nu r z P rü fzw ec k n Ei ge nt um d es C .C . B uc n r V er la gs | |
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