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Fanatismus gegen Vernunft 191 Islam und Gewalt Immer mehr extreme islamische Gruppen [bedienen sich des] Wortes Djihad […], wenn sie Anschläge oder Selbstmordattentate verüben. Nichtmuslime kennen vom Koran oft nur seine vermeintlichen Aussagen über Krieg und Andersgläubige, obwohl diese Aussagen nur einen geringen Teil der Verse ausmachen. Die mit der Ausbreitung des islamischen Herrschaftsgebiets verbundenen Kriege, die jedoch nicht mit dem Terminus Djihad zu bezeichnen sind, haben bei vielen den Eindruck entstehen lassen, dass Mohammed und der Koran das Ziel hatten, andere Menschen mit Gewalt zum Islam zu bekehren. Vielen Nichtmuslimen ist nicht bewusst, dass das Wort Barmherzigkeit und Frieden weit häufiger im Koran vorkommt als Kämpfen und Krieg. Die meisten Muslime fühlen sich durch diese massive Betonung von Gewalt und Aggression verletzt. [...] Ferner stellen Kriege im Islam nur die erlaubte Ausnahme, Frieden (Salam) hingegen den Normalzustand dar. Schließlich hätten westliche Kritiker bereits durch die Gleichsetzung von Djihad und Krieg die Anwendung von Gewalt unterstellt. Die Bezeichnung „Heiliger Krieg“ lehnen Muslime ohnehin ab, da es da zu kein arabisches Äquivalent gibt und Kriege nach islamischem Verständnis nicht heilig seien. [...] Wörtlich bedeutet Djihad Mühe, Anstrengung. [...] Albrecht Noth hat vorgeschlagen, von einem „Heiligen Kampf“ zu sprechen, da Djihad nicht die offiziellen Eroberungskriege eines Staates, sondern den reli giös verdienstvollen Kampf des Einzelnen bezeichnet. Im Arabischen kommt in diesem Zusammenhang das Wort heilig nicht vor. Es dient aber in unserem Sprachgebrauch dazu, den Djihad als ein von religiösen Motiven getragenes Unternehmen von profanen Kämpfen zu unterscheiden. Monika Tworuschka, S. 137-139 Autoritäre und humanistische Religion Das wesentliche Element autoritärer Religion und autoritärer religiöser Erfahrung ist die Unterwerfung unter eine Macht jenseits des Menschen. Die Haupttugend bei diesem Typ von Religion ist Gehorsam, die Kardinalsünde Ungehorsam. In dem Maße, als die M3 M4 5 10 15 20 25 30 35 5 10 15 20 25 30 1 Vergleiche die beiden auf den Bildern dargestellten Situationen. ➜ M1 2 Nenne die Mittel, mit denen es Papst Urban gelang, die Ritter davon zu überzeugen, Jerusalem zu erobern. ➜ M2 3 Suche Gemeinsamkeiten von Papst Urbans Aufruf zum Kreuzzug und der Rechtfertigung des Djihad durch die Hamas. ➜ M1/M2 4 Untersucht, was Djihad im ursprünglichen religiösen Sinne bedeutet, und entscheidet, ob sich die Gleichsetzung von Djihad mit Krieg durch den Koran rechtfertigen lässt. ➜ M3 5 Arbeitet den Unterschied zwischen autoritärer und humanistischer Religion heraus. ➜ M4 Glossar: Aggression, Autorität, Erich Fromm, Kardinalsünde, profan Gottheit als allmächtig oder allwissend dargestellt wird, ist im Gegensatz dazu der Mensch machtund bedeutungslos. Nur insofern er durch völlige Unterwerfung die Gnade oder Hilfe der Gottheit erwirbt, vermag er Stärke zu empfinden. Die Unterwerfung unter eine machtvolle Autorität ist einer der Wege, auf denen der Mensch dem Gefühl des Alleinseins und der Begrenztheit entgeht. Beim Akt der Unterwerfung […] gewinnt [er] das Gefühl, von einer Ehrfurcht erweckenden Macht beschützt zu sein, von der er sozusagen ein Teil wird. […] Humanistische Religion hingegen bewegt sich um den Menschen und seine Stärke. Der Mensch muss seine Kraft der Vernunft entwickeln, um sich selbst, seine Beziehung zum Mitmenschen und seine Stellung im Universum zu verstehen. Er muss die Wahrheit erkennen, sowohl hinsichtlich seiner Grenzen, als auch seiner Möglichkeiten. Er muss seine Kräfte der Liebe für andere, aber auch für sich selbst, zum Wachsen bringen und muss die Solidarität mit allen lebenden Wesen erfahren. Er braucht Prinzipien und Normen, die ihn zu diesem Ziele führen. Religiöse Erfahrung bei dieser Art von Religion heißt Erfahrung des Einsseins mit dem All, gegründet auf der Bezogenheit zur Welt, wie sie jemand in Denken und Liebe erfasst. Erich Fromm, S. 35-37 A u fg a b e n Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt u d es C .C . B uc hn er Ve rla gs | |
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