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Der Satan als das Böse 213 Drei Stufen des Bösen Gut und Böse wird auf drei Stufen unterschieden. Erstens: Als böse gilt die unmittelbare und uneingeschränkte Hingabe an Neigungen und sinnliche Antriebe, an die Lust und das Glück dieser Welt, an das Dasein als solches, kurz: böse ist das Leben des Menschen, das im Bedingten bleibt, daher nur abläuft wie das Leben der Tiere […]. Zweitens: Gegenüber der bloßen Schwäche, die den Neigungen nachgibt, gilt als eigentlich böse erst die Verkehrung, wie Kant sie verstand, dass ich das Gute nur tue, wenn es mir keinen Schaden bringt oder doch nicht zu viel kostet […]. Drittens: Als böse gilt erst der Wille zum Bösen, das heißt der Wille zur Zerstörung als solcher, der Antrieb zum Quälen, zur Grausamkeit, zur Vernichtung, der nihilistische Wille zum Verderben von allem, was ist und was Wert hat. Gut ist dagegen das Unbedingte, das die Liebe und damit der Wille zur Wirklichkeit ist. Vergleichen wir die drei Stufen: Auf der ersten Stufe ist das Verhältnis von Gut und Böse das moralische: Die Beherrschung der unmittelbaren Antriebe durch den Willen, der den sittlichen Gesetzen folgt. Es steht – mit Kants Worten – die Pflicht gegen die Neigung. Auf der zweiten Stufe ist das Verhältnis das ethische: die Wahrhaftigkeit der Motive. […] Auf der dritten Stufe ist das Verhältnis das metaphysische: das Wesen der Motive. Es steht die Liebe gegen den Hass. Liebe drängt zum Sein, Hass zum Nichtsein. Liebe wächst aus dem Bezug auf Transzendenz, Hass sinkt zum selbstischen Punkt in der Loslösung von Transzendenz. Liebe wirkt als stilles Bauen in der Welt, Hass als laute, das Sein im Dasein auslöschende und das Dasein selbst vernichtende Katastrophe. Jedes Mal zeigt sich eine Alternative und damit die Forderung der Entscheidung. Der Mensch kann nur das Eine oder das Andere wollen, wenn er wesentlich wird. Er folgt der Neigung oder der Pflicht, er steht in der Verkehrung oder in der Reinheit seiner Motive, er lebt aus dem Hass oder aus der Liebe. Karl Jaspers, S. 47-48 M5 5 10 15 20 25 30 35 40 1 In dem Bild werden die folgenden „Todsünden“ dargestellt: Stolz, Geiz, Neid, Wollust, Völlerei, Trägheit, Zorn. Ordne die Gestalten den einzelnen Sünden zu und nenne weitere „Sünden“, die du in der heutigen Gegenwart beobachtest. ➜ M1 2 Beschreibe, wie Augustinus sich von der Sünde zu befreien sucht. Wie stellt er den Satan dar? ➜ M2 3 Gib die Definitionen von Thomas Hobbes wieder. Wie begründet er letztlich die Unterscheidung zwischen Gut und Böse? ➜ M3 4 Immanuel Kant spielt auf die biblische Geschichte vom „Sündenfall“ zwischen Adam und Eva an. Vergleiche seine Deutung mit dem Original (1. Mose 3). Worin weicht Kant vom biblischen Vorbild ab? ➜ M4 5 Nimm Stellung zu Kants Behauptung, der Mensch sei von Natur aus gut. ➜ M4 6 a) Stelle die drei Stufen des Bösen mit eigenen Worten dar. Erläutere den Zusammenhang zwischen Bösem und Hass. ➜ M5 b) Setze die drei Stufen des Bösen visuell um. ➜ M5 Glossar: Augustinus, Immanuel Kant, metaphysisch, nihilistisch, Thomas Hobbes, Transzendenz A u fg a b e n Texte visualisieren Komplizierte Texte lassen sich manchmal besser verstehen, wenn sie grafisch umgesetzt werden, z. B. durch Strukturdiagramme, die zentrale Aspekte eines Textes in ihrer Verflechtung untereinander anschaulich darstellen, oder durch Gegenüberstellungen. Grundsätzlich solltest du folgende Schritte bei der Visualisierung beachten: 1. Lies zunächst die Texte sorgfältig. 2. Markiere zentrale Aspekte. 3. Fasse sie durch übergeordnete Begriffe zusammen. 4. Versuche nun, sie übersichtlich darzustellen. Mögliche Fragen: Lassen sich die Begriffe mit Pfeilen verbinden, die die Vernetzung zwischen Ursachen, Folgen, Ergebnissen usw. verdeutlichen? Kann man sie so hierarchisch ordnen, dass Zusammenhänge sichtbar werden? Enthält der Text Gegensätze, die man in einer Tabelle gegenüberstellen kann? M E T H O D E Nu r z u Pr üf zw ck en Ei ge nt u d es C .C . B uc hn er V er la gs | |
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