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Was ist eigentlich Liebe? 21 Das Gefühl der Liebe David Hume (1711-1776) schreibt über Gefühle, die er als Affekte bezeichnet, Folgendes: Von allen zusammengesetzten Affekten, die aus einer Mischung von Liebe und Hass mit anderen Affekten entstehen, verdient keiner mehr unsere Beachtung, als die Liebe, die zwischen den Geschlechtern entsteht, sowohl wegen ihrer Stärke und Heftigkeit, als auch wegen der merkwürdigen philosophischen Prinzipien, für die sie uns einen unumstößlichen Beweis liefern. Es ist klar, dass diese Gemütsbewegung in ihrer natürlichsten Beschaffenheit aus der Verbindung von drei verschiedenen Eindrücken oder Affekten entspringt, nämlich: dem angenehmen Gefühl, das die Schönheit erzeugt, dem körperlichen Trieb der Fortpflanzung, und einer edlen Zuneigung oder wohlwollenden Gesinnung. David Hume, S. 130-131 Die Kunst des Liebens Ist Lieben eine Kunst oder ist sie nur eine angenehme Empfindung, die man rein zufällig erfährt? Erich Fromm schreibt dazu: Dieses kleine Buch geht davon aus, dass Lieben eine Kunst ist, obwohl die meisten Menschen heute zweifellos das Letztere annehmen. Nicht als ob man meinte, die Liebe sei nicht wichtig. Die Menschen hungern geradezu danach; sie sehen sich unzählige Filme an, die von glücklichen oder unglücklichen Liebesgeschichten handeln, sie hören sich Hunderte von kitschigen Liebesliedern an – aber kaum einer nimmt an, dass man etwas tun muss, wenn man es lernen will zu lieben. […] Die meisten Menschen sehen das Problem der Liebe in erster Linie als das Problem, selbst geliebt zu werden, statt zu lieben und lieben zu können. Daher geht es für sie darum, wie man es erreicht, geliebt zu werden, wie man liebenswert wird. Um zu diesem Ziel zu gelangen, schlagen sie verschiedene Wege ein. Der eine, besonders von Männern verfolgte Weg ist der, so erfolgreich, so mächtig und reich zu sein, wie es die eigene gesellschaftliche Stellung möglich macht. Ein anderer, besonders von Frauen bevorzugter Weg ist der, durch Kosmetik, schöne Kleider und dergleichen möglichst attraktiv zu sein. Erich Fromm, S. 11-12 M3 M4 5 10 5 10 15 20 1 a) Blitzlicht: Jeder sagt einen Satz zum Thema „Was ist Liebe?“ ➜ M1 b) Erläutert, inwiefern das Bild Liebe darstellt. ➜ M1 2 Am Ende des Mythos heißt es: „Also sucht nun immer jedes sein anderes Stück.“ Interpretiere diesen Satz. Erkläre dabei die Bedeutung, die der Mythos für denjenigen hat, der nach einem „passenden“ Partner sucht. ➜ M2 3 Nach Hume besteht das Gefühl der Liebe aus „drei verschiedenen Eindrücken oder Affekten“. Beschreibe diese Elemente und ihr Zusammenwirken. ➜ M3 4 Diskutiert in der Klasse die Frage: Ist Lieben eine Kunst, die man erlernen muss, oder ein Gefühl, das sich spontan einstellt? ➜ M4 5 Tauscht euch über Fromms Beobachtung zum unterschiedlichen Verhalten von Frauen und Männern aus. ➜ M4 Glossar: Erich Fromm, David Hume, Platon A u fg a b e n Kreativ schreiben Kreative Schreibverfahren können am Beispiel des Textes von Platon (M2) wie folgt umgesetzt werden: Bildet in der Klasse zwei Gruppen: Die eine Gruppe liest nur den ersten Teil (1) und schreibt dazu eine Schlussfolgerung: Was folgt aus der Geschichte für das Wesen der Liebe? Die andere Gruppe liest nur den zweiten Teil (2) und schreibt dazu eine passende Geschichte: Wie ist es dazu gekommen, dass sich Menschen in der Liebe wie zwei „zerschnittene“ Hälften vereinen? Eine Schülerin oder ein Schüler liest nur den ersten Teil und schreibt die entsprechende Schlussfolgerung, die sie an den nächsten Schüler weitergibt. Dieser schreibt dazu wiederum eine passende Geschichte, die ein weiterer Schüler erhält usw. Ihr könnt gespannt sein, was am Ende dabei herauskommt. Auf diese Weise erfahrt ihr, wie aus Texten neue Texte entstehen und wie flexibel der Umgang mit Texten sein kann. M E T H O D E Nu r z u Pr üf zw ck en Ei g nt um d s C .C . B uc n r V er la gs | |
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