Volltext anzeigen | |
Philosophen über den Tod 51 Sinngebung des Lebens durch den Tod Martin Heidegger (1889-1976) übte mit seiner Vorstellung vom Tod großen Einfluss auf die Philosophie des 20. Jahrhunderts aus. Ein fiktives Interview einer Schülerin mit einem HeideggerExperten: Schülerin: Sie sind bekannt als Experte für die Philosophie Martin Heideggers. In seinem Hauptwerk Sein und Zeit spricht Heidegger vom „Sein zum Tode“. Was meint er damit? Heidegger-Experte: Die Aussage bezieht sich auf die Art und Weise, wie der Mensch existiert. Der Tod ist nämlich ein besonderes Phänomen des menschlichen Lebens. Schülerin: Können Sie das genauer erklären? Heidegger-Experte: Natürlich. Ein Tier muss sterben, aber es weiß nicht, dass es sterben muss. Der Mensch dagegen weiß, dass sein „In-der-Welt-sein“ durch den Tod beendet wird, d. h. er weiß um seine Endlichkeit. Sein Leben ist damit nach Heidegger ein „Lebenauf-den-Tod“ hin. Im Unterschied zum Tier kann der Mensch sterben. Schülerin: Sie sagen: Der Mensch kann sterben. Aber muss es nicht heißen: Der Mensch muss sterben? Heidegger-Experte: Nein, nach Heidegger bedeutet Sterbenkönnen: den Tod als Tod vermögen. Davon, ob wir den Tod vermögen, hängt ab, wie wir leben. Schülerin: Das ist mir noch nicht ganz klar. Heidegger-Experte: Heidegger meint damit Folgendes: Die vorherrschende Art des Verhaltens zum Tod ist die Flucht vor dem Tode, das Verdrängen des Todes, vor dem sich ja alle fürchten. Das geht einher mit dem Phänomen, dass mein Leben zerstreut ist und ich zunächst gar nicht so recht weiß, worum es in meinem Leben gehen soll. Ich lebe einfach so, wie die anderen leben, existiere, wie man existiert. Dadurch, dass ich mir meiner Sterblichkeit bewusst werde, kommt er aber zu mir selbst. Mir wird bewusst, dass mein Leben etwas Begrenztes und Einmaliges ist, und ich frage mich: Was ist eigentlich wichtig in meinem Leben? So führt das Wissen um den Tod mich erst wirklich zu mir selbst, zu meiner eigentlichen Existenz. M2 5 10 15 20 25 30 35 1 Erläutere das Verhältnis von Leben und Tod bei Marc Aurel. Nimm zu seiner Position Stellung. ➜ M1 2 Lies nur den ersten Satz (1), der eine allgemeine Behauptung enthält. Bevor du weiterliest, schreibe eine eigene Begründung dazu. Lies dann den weiteren Text (2) und vergleiche die Begründung von Marc Aurel mit deiner eigenen Begründung. ➜ M1 3 Stellt dar, wieso Heidegger zufolge der Tod ein Phänomen des Lebens ist. ➜ M4 4 Erkläre im Anschluss an Martin Heidegger, was es heißt, den Tod zu verdrängen. ➜ M2 5 a) Erläutere anhand selbst gewählter Beispiele, was es heißt, durch das Bewusstsein der begrenzten Lebenszeit seinem eigenen Leben einen besonderen Sinn zu geben. ➜ M2 b) Beantworte diese Frage auf andere Weise, indem du dich z. B. in die Lage eines älteren Menschen versetzt. ➜ M2 Glossar: Marc Aurel, Martin Heidegger A u fg a b e n Verzögert lesen Beginne einen Text zu lesen und unterbrich deine Lektüre an einer bestimmten Stelle. Dann überlege, wie der Text weitergehen könnte und schreibe deine Gedanken auf. Auf diese Weise formulierst du deine Erwartungen an den Text: „Ich glaube, im Text könnten die folgenden Gedanken stehen …“. Anschließend liest du den Text zu Ende und vergleichst das selbst Geschriebene mit dem Gedruckten. Hier kannst du z. B. die folgenden Fragen stellen: Welche (neuen) Gedanken finde ich im Text, auf die ich selbst nicht gekommen bin? Welche Gemeinsamkeiten oder Unterschiede gibt es? Das Verfahren des „verzögerten Lesens“ kann dazu beitragen, die Aufmerksamkeit für das Gelesene zu erhöhen. Außerdem zeigen sich Unterschiede zwischen unserem heutigen Denken und der Gedankenwelt früherer Philosophen (s. Beispiel in Aufgabe 2). M E T H O D E Nu r z u Pr üf zw ec k n Ei ge nt um es C .C . B uc ne r V er la gs | |
![]() « | ![]() » |
» Zur Flash-Version des Livebooks |