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Palästina: Heiliges Land dreier Weltreligionen 119 niedergeschlagen war, durften Juden etwa den Tempelbezirk und große Teile der Stadt nicht betreten. Es kam zu Versklavung und massiven Vertreibungen durch die Eroberer. Juden lebten danach zerstreut in aller Welt – seither ein Grundmerkmal jüdischer Geschichte. GEO: Wohin sind die Juden Palästinas damals gegangen? Schoeps: Manche von ihnen blieben trotz aller Widrigkeiten dort. Andere wurden von den Römern versklavt. Wieder andere flohen: nach Osten ins Zweistromland, nach Westen längs der nordafrikanischen Küste, nach Spanien, Italien, Griechenland, manche nach Norden bis über die Alpen. Oft ging es an die Ränder des Römischen Reiches. a) Ariel Lewin, Palästina in der Antike, Stuttgart 2004, S. 34 – b) Loretana de Libero, Der Nahe Osten als Konfliktgebiet in Antike und Mittelalter, in: Bernhard Chiari und Dieter H. Kollmer (Hrsg.), Wegweiser zur Geschichte. Naher Osten, Paderborn u. a. 22009, S. 20 und 24 – c) Peter-Matthias Gaede (Hrsg.), Die Geschichte des Judentums, in: GEO Epoche, Hamburg 2005, S. 60 1. Arbeiten Sie anhand der Texte die Folgen der Kriege für die jüdische Bevölkerung heraus. 2. Untersuchen Sie die Möglichkeiten für Juden in der Spät antike, weiterhin in Palästina zu leben. 3. Bestimmen Sie die Bedeutung der jüdischen „Diaspora“. M3 Christliche Pilger im Heiligen Land a) In einem der ältesten erhaltenen Wallfahrtsberichte aus dem Jahr 333 schreibt ein Pilger aus Bordeaux: Auf derselben Seite steigt man zum Zion1 hinauf, und es wird sichtbar, wo das Haus des Hohepriesters Kaiphas stand. Dort ist noch die Säule, an der sie Christus mit Geißeln schlugen. [...] Wenn du von da aus, außerhalb der Mauer, den Zion verlässt, in Richtung auf das neapolitanische Tor, sind auf der rechten Seite unten im Tale Wände, wo das Haus oder Prätorium des Pilatus stand; dort wurde der Herr vor seiner Passion verhört. Auf der linken Seite aber ist der kleine Hügel Golgatha, wo der Herr gekreuzigt wurde. Ungefähr einen Steinwurf davon entfernt befindet sich die Höhle, wo sein Leib bestattet war und am dritten Tage auferstand. Dort ist auf Befehl des Kaisers Konstantin eine Basilika, d. h. eine Kirche, von wunderbarer Schönheit errichtet worden. b) Um 570 berichtet ein Pilger aus der oberitalienischen Stadt Piacenza über den Ablauf einer Besichtigung der Grabeskirche: Das Grab ist aus dem gewachsenen Felsen herausgehauen [...]. Eine Bronzelampe, die einst zu seinen Häupten stand, brennt dort Tag und Nacht; wir nahmen den Segen von ihr und stellten sie zurück. In das Grabmal wird von draußen Erde gebracht, und die eintreten, nehmen davon den Segen. Der Stein, mit dem das Grab verschlossen war, befindet sich vor dem Eingang des Grabes; die Felsenfarbe aber zeigt an, dass er aus dem Golgathafelsen herausgehauen ist. Der Felsstein ist mit Gold und Edelsteinen verziert und sieht wie ein Mühlstein aus. Es (das Grabmal) hat zahllose Schmuckstücke: an Eisenstäben hängende Armspangen, Armbänder, Halsketten, Fingerringe, Kopfschmuck, Gürtelchen, Wehrgehänge, Kaiserkronen aus Gold und Edelsteinen und Schmucksachen von Kaiserinnen. [...] Wenn das Heilige Kreuz zur Anbetung aus seiner Kammer getragen wird und ins Atrium [Vorhof] gelangt, wo es angebetet wird, erscheint im selben Augenblick ein Stern am Himmel und kommt über den Ort, an dem sich das Kreuz befindet; und während das Kreuz angebetet wird, bleibt er über ihm stehen. Da wird Öl in halben Flaschen dargebracht, damit es gesegnet werde. [...] Ferner sind dort der Schwamm und das Rohr, von denen im Evangelium zu lesen ist; von diesem Schwamm haben wir Wasser getrunken. Auch der Kelch wird da aufbewahrt, den er beim Abendmahl segnete, und viele andere wundertätige Dinge. An einem höhergelegenen Ort sind die Sachen der Seligen Maria, ihr Gürtel und die Binde, die sie um den Kopf trug. Beide Texte: Herbert Donner, Pilgerfahrt ins Heilige Land. Die ältesten Berichte christlicher Palästinapilger (4. 7. Jahrhundert), Stuttgart 22002, S. 57 59 bzw. 277 281 1. Arbeiten Sie anhand der Texte heraus, was ein christlicher Jerusalempilger erlebte und was er sich erhoffte. 2. Erörtern Sie den religiösen Gehalt der geschilderten Reiseetappen. Entwickeln Sie daraus die Bedeutung der „Heiligen Stätten“ für die Christenheit. M4 Einnahme Jerusalems durch die Kreuzfahrer 1099 Wilhelm von Tyrus, um 1130 in Jerusalem als Kind von Einwanderern geboren, schreibt als Augenzeuge eine Geschichte der Kreuzfahrerstaaten. Über die Eroberung Jerusalems berichtet er: Es geschah sicherlich nach gerechtem Urteil Gottes, dass die, welche das Heiligtum des Herrn mit ihren abergläubischen Gebräuchen entweiht und dem gläubigen Volk entzogen hatten, es mit ihrem eigenen Blut reinigen und den Frevel mit ihrem Tode sühnen mussten. [...] Im Tempelbezirk sollen an die zehntausend Feinde umgekommen sein, wobei also die, welche da und dort in der Stadt niedergemacht wurden 1 Zion: seit König David Name für den Tempelberg und die ganze Stadt Jerusalem. Hier wird die Wiederkehr Gottes erwartet. 45 50 55 5 10 15 20 25 30 35 40 5 N u r z P rü fz e c k E ig e n tu m d e s C .C . B u c n r V e rl a g s | |
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