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Juden, Araber und das „Gelobte Land“ 125 b) Der Historiker Julius H. Schoeps über die Wortwahl des „Baseler Programms“: Das sogenannte „Baseler Programm“, das Nordau [vgl. Abb. S. 123] ein „Meisterwerk der Umschreibung“ nannte, war verschwommen formuliert. Um keine völkerrechtlichen Verwicklungen zu riskieren, war man nicht so weit gegangen, die Errichtung eines souveränen jüdischen Staates zu fordern, sondern sprach von der Errichtung einer „öffentlichrechtlich gesicherten Heimstätte“. Den Delegierten war klar, was mit dieser unbestimmten Formel gemeint war. Herzl tat absichtlich nichts dazu, sie zu interpretieren. Jacob de Haas, Herzls Vertrauensmann in London und späterer Biograf, berichtet, er habe Herzl darauf aufmerksam gemacht, dass sich die gewählte Formulierung schwer ins Englische übersetzen lasse. Herzls Antwort, so meinte er, habe die Stimmung der Kongressteilnehmer ausgedrückt: „No need to worry. The people will read it as ‚Jewish State‘ anyhow.“ a) Nach: Elmar Krautkrämer, Krieg ohne Ende? Israel und die Palästinenser – Geschichte eines Konflikts, Darmstadt 2003, S. 160 – b) Julius H. Schoeps, Theodor Herzl 1860 1904, Neu-Isenburg 2004, S. 124 1. Erläutern Sie die Ziele des „Baseler Programms“. 2. Prüfen Sie Schoeps’ Urteil und nehmen Sie Stellung. 3. Erörtern Sie warum das Ziel eines jüdischen Nationalstaates nicht offen formuliert wurde. M3 Ratgeber für Einwanderer nach Palästina Die in Wien erscheinende Monatszeitschrift „Palästina“ will im Westen für die zionistische Idee werben und Juden zur Übersiedlung ermutigen. 1910 heißt es in einem Beitrag: Die Landwirtschaft ist derjenige Erwerbszweig in Palästina, in dem Juden in unbeschränkter Zahl ihre Existenz finden können. Leute ohne Vermögen können als Arbeiter Beschäftigung erhalten. […] Als Lohn erhält der Arbeiter im Anfang ungefähr 1,25 Francs pro Tag. Dieser Arbeitslohn reicht zum Unterhalt für eine Familie nicht aus, denn eine Familie von Mann, Frau und zwei Kindern braucht zum Unterhalt 75 Fr. monatlich, nämlich 15 Fr. für Wohnungsmiete und 60 Fr. für Nahrungsmittel; ein unverheirateter Arbeiter kann jedoch mit dem Lohn auskommen. Leute mit ca. 15 000 Fr. Vermögen können sich als Kolonisten ansiedeln und Ackerbau treiben. [Dazu] muss der Kolonist das Land gegen bar kaufen. Ein Kolonist, der 250 Dunam Ackerboden (1 Dunam ist ca. 900 m2) besitzt, kann davon, wenn er fleißig und tüchtig ist, zirka 1 500 Fr. bis 2 000 Fr. Gewinn im Jahre haben. Dieser Betrag reicht zum anständigen Lebensunterhalt einer Familie bei bescheidenen Ansprüchen aus. Die geringen Bedürfnisse der einheimischen Bevölkerung und der niedrige Zoll halten die Entwicklung des Handwerks und der Industrie in Palästina auf. Gerade jene Handwerkszweige, in denen die Juden Osteuropas zahlreich vertreten sind, an erster Stelle das Schneiderund Schusterhandwerk, sind schon ziemlich überfüllt. Klempner, Schmiede, Schlosser, Uhrmacher, Goldschmiede, Glaser sind ebenfalls bereits ziemlich zahlreich vertreten. Tischler haben infolge der starken Bautätigkeit viel Beschäftigung. Der TagIohn ist 3 4 Fr. Ebenso gibt es für Maurer und Steinhauer Beschäftigung […]. Bäcker mit guter Vorbildung könnten als Gesellen 70 80 Fr. monatlich verdienen. […] Was die Großindustrie anbetrifft, so haben in erster Reihe jene Industrien Aussicht auf erfolgreiche Konkurrenz mit dem Ausland, die das Rohmaterial im Lande vorfinden (z. B. Fruchtund Gemüsekonservenfabrikation, Ölund Seifenu „Der Zug durchs rote Meer.“ Karikatur aus der jüdischen satirischen Zeitschrift „Schlemiel“, um 1900. Die Karikatur zeigt Theodor Herzl und seinen späteren Mitarbeiter Max Nordau. Die Schilder tragen die Aufschrift „Chowewe Zion“ („Zionsfreunde“, ein Verein zur Besiedlung Palästinas) und „Jerusalem“. Die Bildunterschrift lautet: „Halt! Das Wasser steht noch nicht wie eine Mauer!“ p Informieren Sie sich über den Zug der biblischen Israeliten durch das Rote Meer und erklären Sie damit die Aussage der Karikatur . 15 20 25 5 10 15 20 25 30 N u r zu P rü fz w e c k e n E ig e n tu m d e s C .C . B u c h n r V e rl a g s | |
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