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Krise und Neuanfang seit dem Ersten Weltkrieg 127 Krise und Neuanfang seit dem Ersten Weltkrieg Aufteilungspläne Der Erste Weltkrieg schuf scheinbar günstige Verhältnisse für die Gründung neuer Staaten in Palästina, da er die Herrschaftsverhältnisse im Nahen Osten gründlich veränderte. Im Oktober 1914 trat das Osmanische Reich als Bündnispartner Deutschlands in den Krieg ein. Damit wurde auch der Nahe Osten Kriegsgebiet. Diese Region grenzte im Süden an den Kernbereich des britischen Imperiums zwischen Ägypten und Indien, im Norden des Osmanischen Reiches gab es Interessenkonflikte mit Russland, und Frankreich spekulierte auf Syrien. Die Alliierten berieten über ihre Kriegsziele und trafen Absprachen für eine Aufteilung des Osmanischen Reiches. Beispielhaft war der Vertrag zwischen den Unterhändlern Sir Mark Sykes und François Georges-Picot vom 16. Mai 1916 (Sykes-Picot-Abkommen), der den Nahen Osten in weiten Teilen als britisch-französisch-arabisches Gebiet vorsah (u M1). Die Briten besaßen auch die militärische Stärke, um den Krieg gegen das Osmanische Reich zu gewinnen. Jerusalem wurde am 9. Dezember 1917 kampflos eingenommen. Unklare britische Position Durchaus umstritten ist im Einzelnen, welche Kriegsziele Großbritannien verfolgte. Einerseits versprach man dem arabischen Scherifen Hussein von Mekka die Gründung eines arabischen Staates und unterstützte seinen Sohn, Emir (Fürst) Feisal, 1916 mit Geld und Militärberatern bei seinem Aufstand gegen den osmanischen Sultan, in dem der Brite Thomas Edward Lawrence zu einer Schlüsselfigur wurde. Eine wesentliche Grundlage für die Zusammenarbeit mit den Arabern bildete ein Brief des britischen Hochkommissars Henry McMahon an den arabischen Scherifen Hussein von Mekka. Das von McMahon darin eingeräumte arabische Gebiet war dabei noch wesentlich größer, als jenes, das ein Jahr später das Sykes-Picot-Abkommen vorsah (u M2 a). Andererseits traf die britische Regierung nach Ansicht vieler Historiker diese Absprachen mit den arabischen Würdenträgern nur aus strategischem Interesse, um Verbündete gegen die osmanische Armee zu gewinnen, die den Suez-Kanal bedrohte. Dieser stellte eine wichtige Verbindung zum Kolonialreich Indien dar. Daher durfte das angrenzende, strategisch wichtige Palästina nicht in „falsche Hände“ geraten. In Bezug auf Palästina schien die britische Regierung grundsätzlich bereit, die zionistische Idee eines jüdischen Nationalstaates zu unterstützen. So veröffentlichte der britische Außenminister Lord Arthur James Balfour 1917 eine Sympathieerklärung an die Zionistische Föderation, die sogenannte Balfour-Deklaration, in der er die Unterstützung seiner Regierung für die „Errichtung einer nationalen Heimstätte für das jüdische Volk in Palästina“ zusagte (u M2 b). Die Erklärung blieb vage. Dennoch befürwortete die britische Regierung, dass sich nach dem Krieg eine „Zionistische Kommission“ in Jerusalem niederließ. Diese bemühte sich mit großem Eifer, alle zionistischen Belange voranzutreiben. Symbolische Bedeutung erlangte dabei die Grundsteinlegung für eine hebräische Universität am 24. Juli 1918: Sie galt sowohl als wissenschaftliches wie als nationales geistiges Zentrum, das das Hebräische, bis dahin die Sprache der Bibel, als weltliche Nationalsprache etablieren sollte. Unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg schien die Versöhnung zwischen palästinensischen Arabern und zionistischen Juden möglich. Bei den Pariser Vorortkonferenzen zur Regelung der Nachkriegsordnung waren Araber und Juden vertreten. Die Siegermächte ordneten den Nahen Osten jedoch nach ihren Interessen neu. Das Gebiet Thomas Edward Lawrence, bekannt als Lawrence von Arabien (1888 1935): britischer Archäologe, Geheimagent und Schriftsteller. Er nahm von 1911 bis 1914 an Expeditionen nach Syrien und in den Sinai teil, wurde Verbindungsmann für den britischen Geheimdienst und unterstützte den arabischen Aufstand gegen die osmanische Herrschaft. Schon zu Lebzeiten genoss er einen legendären Ruf, vor allem nachdem er seine Erlebnisse 1926 in seinem Buch „Die sieben Säulen der Weisheit“ veröffentlichte. Pariser Vorortkonferenzen: Konferenzen in Vororten von Paris, auf denen 1919/20 die Siegermächte des Ersten Weltkrieges Friedensbedingungen für die Verlierer festlegten (Versailles: Deutsches Reich; Saint-Germain: Österreich; Trianon: Ungarn; Sèvres: Osmanisches Reich; Neuillysur-Seine: Bulgarien). N u r zu P rü zw e c k e n E ig e n tu m d e s C .C . B u c h n e r V e rl a g s | |
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