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Der jüdische Staat behauptet sich 143 M1 Die israelische Einnahme Jerusalems: Segen oder Fluch? Der israelische Journalist Gil Yaron schreibt 2007 über die Einnahme Jerusalems durch das israelische Militär 1967: Spielte die Klagemauer vor dem Sechs-Tage-Krieg im israelischen Alltag nur eine Nebenrolle, erfolgte 1967 ein tiefer Wandel. Am 7. 6. 1967 eroberten israelische Truppen OstJerusalem. Der Verteidigungsminister Mosche Dajan ging mit den anderen Siegern [...] zur Klagemauer und erklärte feierlich: „Jerusalem ist befreit. Wir haben Jerusalem, die geteilte Hauptstadt Israels, vereint. Wir sind an unsere heiligen Plätze zurückgekehrt, um uns niemals wieder von ihnen zu trennen.“ In Israel brach eine begeisterte Stimmung aus. Die Dauer des Krieges wurde der biblischen Erschaffung der Welt gleichgestellt. Gläubige Juden sahen in dem erfolgreichen Feldzug ein Zeichen Gottes. Nicht alle Israelis labten sich an dem berauschenden Sieg. Eine Anekdote besagt, dass der israelische Premier Levy Eschkol kurz nach der Eroberung Ost-Jerusalems von seinen Beratern zur Klagemauer gebracht wurde. Euphorisch betrat er die Altstadt. Doch auf seinem Weg zum jüdischen Heiligtum verdüsterte sich sein Gesichtsausdruck. Hunderte schweigende Araber säumten seinen Weg und betrachteten die israelischen Eroberer mit einer Mischung aus Angst und Hass. An der Klagemauer angekommen, begrüßten ihn die Israelis mit stürmischem Beifall. Eschkol erhob seine linke Hand und machte mit zwei Fingern das „V“-Zeichen. Sein Berater fragte ihn: „Ist das ein V für ‚victory‘?“ „Nein“, flüsterte Eschkol in Jiddisch zurück: „Das ist für: ‚Wie kriechen wir hier wieder raus?‘“ So hatte Eschkol, der wie fast alle Akteure des Sechs-Tage-Krieges gegen seinen Willen aufgrund einer Reihe von Fehlern in den Krieg hineingezogen worden war, schon kurz danach trotz der hysterischen Euphorie um ihn herum den militärischen Sieg als politische Niederlage erkannt. Mit den eroberten Gebieten hatte Israel das Palästinenserproblem „geschluckt“: Anstatt an ihren Grenzen befanden sich die Araber nun inmitten des jüdischen Staates. [...] Doch die Mehrheit reagierte ekstatisch auf die „Befreiung“ ganz Jerusalems. Schon wenige Stunden nach der Eroberung ließ der neu gewählte Bürgermeister Teddy Kollek das Mughrabi-Viertel vor der Klagemauer planieren. Insgesamt 135 arabische Häuser wurden dem Erdboden gleichgemacht, 650 Palästinenser zwangsweise umgesiedelt. Vor der Klagemauer entstand der große Platz, an dem sich heute Tausende zum Gebet einfinden können. Gil Yaron, Jerusalem. Ein historisch-politischer Stadtführer, München 2007, S. 160 f. 1. Der Sechstagekrieg von 1967 wird aus israelischer Sicht oft als nationaler Triumph angesehen. Erarbeiten Sie Aspekte dieses „Triumphs“. 2. Nehmen Sie Stellung, ob Geschichte und Religion instrumentalisiert wurden. 3. Zeigen Sie auf, worin die Doppeldeutigkeit des israelischen Sieges von 1967 liegt. 4. Diskutieren Sie, welche Alternativen es von israelischer Seite im Umgang mit der Klagemauer gegeben hätte. 5. Erörtern Sie am Beispiel der Klagemauer die Ansicht, dass Jerusalem der Schlüsselfaktor des Nahost-Konflikts sei. 6. Entwerfen Sie Handlungsstrategien der palästinensischen Seite nach dem Krieg von 1967 sowohl gegenüber den arabischen Ländern als auch gegenüber Israel. M2 Die Haupthindernisse zum Frieden Aus der Rede des ägyptischen Präsidenten Anwar as-Sadat vor dem israelischen Parlament am 20. November 1977: Die Antwort auf die Kardinalfrage über den Frieden ist weder schwierig noch unmöglich, trotz der vielen Jahre, die von Feindseligkeit und Hass geprägt worden sind. Die Beantwortung dieser Frage ist einfach, wenn wir einer geraden Linie der Wahrheit und des Glaubens folgen. Sie wollen mit uns in diesem Gebiet zusammenleben. Dazu sage ich ganz ehrlich: Wir heißen Sie willkommen. Alleine dies ist das Anzeichen eines historischen Wandels. Wir haben Sie in der Vergangenheit abgelehnt. Dazu hatten wir unsere Gründe und Argumente. [...] Heute sage ich Ihnen und der ganzen Welt aber, dass wir es akzeptieren, mit Ihnen in einem Zustand des gerechten und dauerhaften Friedens zusammenzuleben. [...] Der Friede wird nicht gut fundiert sein, wenn er nicht auf Gerechtigkeit beruht, sondern auf der Besetzung von Gebieten anderer. Es darf nicht erlaubt sein, dass Sie etwas verlangen, was Sie anderen verweigern. Ich sage ganz offen, Sie müssen die Träume von morgen aufgeben wie auch die Überzeugung, dass die Gewalt das beste Mittel ist für Ihr Verhalten den Arabern gegenüber. Im Sinne unserer Begegnung müssen Sie begreifen, dass Ihnen die Expansion nichts nützt. Unser Land ist kein Gegenstand von Kompromissen und Diskussionen. Unser nationales Territorium ist heilig. [...] Keiner von uns kann oder will auf nur einen Fußbreit dieses Territoriums verzichten. [...] Ich sage Ja zu der Logik, derzufolge Israel in diesem Gebiet in Frieden und Sicherheit leben kann. Dass es innerhalb seiner Grenzen vor jeder Aggression geschützt wird, auch hierzu sage ich Ja. Ich sage auch Ja zu der Forderung, dass Israel alle 5 10 15 20 25 30 35 40 5 10 15 20 25 N u r zu P rü fz w e c k e n E ig e n tu m d e s C .C . B u c h e r V rl a g s | |
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