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Palästinenser, Intifada und der Friedensprozess 145 Palästinenser, Intifada und der Friedensprozess Situation der Palästinenser Zu den über 700 000 Flüchtlingen nach der Gründung Israels waren im Sechstagekrieg weitere 300 000 hinzugekommen. Zusammen mit deren Nachkommen belief sich die Zahl der palästinensischen Flüchtlinge 1980 auf etwa 1,8 Millionen, 2010 war sie auf 4,7 Millionen gestiegen. Die meisten Palästinenser waren vor der Flucht Kleinbauern und verließen ihre Heimat ohne jede Habe. Zum Überleben waren sie von fremder Hilfe abhängig. Die Vereinten Nationen gründeten 1949 das Hilfswerk für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten (United Nations Relief and Works Agency for Palestine Refugees in the Near East, UNRWA). Es unterhält bis heute 58 Flüchtlingslager im Libanon, in Jordanien und Syrien sowie im israelisch besetzten Gaza-Streifen und im Westjordanland. Ursprünglich waren dies Zeltsiedlungen und Hüttendörfer. Heute leben fast alle Flüchtlinge in festen Häusern, aus den ehemaligen Lagern sind Orte mit meist 5 000 bis 40 000 Einwohnern geworden. Doch ihr Leben ist von Normalität weit entfernt: Die Infra struktur ist mangelhaft, die Arbeitslosigkeit hoch. Palästinenser, die Arbeit in Israel haben, werden häufig am Grenzübertritt gehindert, was jeweils einen Einkommens ausfall bedeutet. Die Flüchtlinge werden zu 90 Prozent von arabischen Staaten finanziert, zehn Prozent machen die UNRWA-Hilfen aus, die vor allem in Bildung und Gesundheit fließen. Israel verweigert den Flüchtlingen die Rückkehr und zahlt keine Entschädigungen (u M1). Das Elend der Palästinenser geht auch auf Maßnahmen der arabischen Gastländer zurück: Fast alle Staaten weigern sich, die Flüchtlinge in ihre Gesellschaft zu integrieren. Sie genießen keinen rechtlichen Schutz und keine Freizügigkeit, haben stark eingeschränkten Zugang zum Arbeitsmarkt und partizipieren nicht am Gesundheitsund Bildungssystem der Gastländer. Dies geschieht einerseits, um die „palästinensische Identität“ nicht zu gefährden und den Rückkehrwillen der Flüchtlinge und ihrer Nachfahren aufrechtzuerhalten. Andererseits sehen sich Staaten wie Jordanien und Libanon nicht verpflichtet, die Kosten für die Millionen Flüchtlinge zu tragen. Politische Organisation der Palästinenser Den palästinensischen Widerstand organisierten vor allem zwei Gruppen: die von Jassir Arafat gegründete Fatah (arab. „Eroberung“, „Sieg“; Abkürzung für „Bewegung zur nationalen Befreiung Palästinas“) und die Volksfront zur Befreiung Palästinas (Popular Front for the Liberation of Palestine, PFLP). Beide begingen bald Sabotageund Terroranschläge gegen Israel. Auf Initiative der Arabischen Liga wurde 1964 die Palestine Liberation Organization (PLO) gegründet. Sie sollte die offizielle Vertretung aller Palästinenser sein und entwickelte sich zu einer Dachorganisation palästinensischer Gruppen. 1968 legte sie Ziele und Mittel in ihrer „Nationalcharta“ dar: Ein unabhängiger palästinensischer Staat könne nur durch bewaffneten Kampf gegen Israel geschaffen werden. Im Umfeld des Sechstagekrieges begann der Kreislauf von palästinensischen Terrorakten und israelischer Vergeltung. Um der palästinensischen Sache Aufmerksamkeit zu sichern und Druck auf die Verbündeten Israels auszuüben, verübten Aktivisten der PLO Terroranschläge auch im Ausland und bildeten Terroristen in ihren „Camps“ aus, die den Terror in alle Welt tragen sollten.* Jassir Arafat (1929 2004): palästinensischer Freiheitskämpfer und Politiker; Mitbegründer und Führer der Fatah, seit 1969 auch Vorsitzender der PLO, seit den späten 1980er-Jahren Abkehr vom Terrorismus und Anerkennung Israels; 1994 Friedensnobelpreis, 1996 2004 Präsident der „Palästinensischen Autonomiegebiete“ * Beispiele hierfür sind das Attentat auf die israelische Mannschaft während der Olympischen Spiele in München 1972 oder die Entführung eines Flugzeugs der Lufthansa 1977, mit der die Freilassung von Terroristen der „Rote Armee Fraktion“ in der Bundesrepublik Deutschland erpresst werden sollte. 50,1% Grundschulniveau 2.3% Hochschulreife 5,6% Berufsausbildung 0,1% Universitäts-abschluss 3.2% Kein Schulbesuch 38,5% Mittleres Bildungsniveau Lager Jordanien Lager und Sammelunterkünfte Libanon Lager und Sammelunterkünfte Syrien Lager und Sammelunterkünfte Westjord. Arm (< $2 pro Tag) Sehr arm (< $1 pro Tag) 0 10 20 30 40 50 % iHöchster Bildungsabschluss palästinensischer Flüchtlinge. i Armutsrate in palästinensischen Flüchtlingshaushalten. i Gesundheitszustand von Palästinensern im Libanon. Alter 10 10 0 20 30 40 50 60 70 80 % 0 20 30 40 50 60 70 80 Chronische Krankheiten Schwere chronische Krankheiten N u r zu P rü fz w e c k n E ig e n u m e s C .C . B u c h n e r V e rl a g s | |
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