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Palästinenser, Intifada und der Friedensprozess 149 M1 Das Leben der Flüchtlinge Das Flüchtlingslager ist 1949 im Westjordanland gegründet worden. Das Land dazu wird von der jordanischen Regierung gepachtet. Im Lager werden Flüchtlinge aus 46 Dörfern in der Umgebung von Jerusalem versorgt. Ende der 1950er-Jahre wird von der UNRWA mit dem Bau einfacher Wohneinheiten begonnen. Heute ist Dheisheh eine Stadt mit etwa 13 000 Einwohnern. 1. Beschreiben Sie die materiellen, rechtlichen und demografischen Rahmenbedingungen der Siedlungen und deren Auswirkungen auf das Leben der Flüchtlinge. 2. Begründen Sie, warum in der Öffentlichkeit am Namen „Lager“ für die Flüchtlingssiedlungen festgehalten wird. 3. Diskutieren Sie, warum es über sechs Jahrzehnte nach der „Nakba“ noch immer ein Flüchtlingsproblem gibt. M2 Ein Jahr Intifada – Verluste und Chancen Ein Jahr nach Ausbruch der ersten Intifada zieht ein Korrespondent im Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ Zwischenbilanz: Eine stark motivierte palästinensische Jugend erobert Führungsfunktionen in den besetzten Gebieten. Die „Kinder der Steine“, Jugendliche unter 20 Jahren, machen fast die Hälfte der 1,5 Millionen Palästinenser auf dem Jordan-Westufer und im Gaza-Streifen aus. Sie proben eine autonome Verwaltung, um Israels Joch abzuschütteln. [...] Mindestens ein Dutzend Palästinenser, die als Kollaborateure der Israelis galten, wurden von Aktivisten erschossen, erdrosselt oder erstochen. Die Leiter des Aufruhrs sind in kleinen Ortszellen organisiert. Alle zwei, drei Wochen treffen sie sich insgeheim, stimmen ihre Beschlüsse mit der PLO in Tunis ab. Von dort kommt regelmäßig die Anweisung: Keine scharfen Waffen einsetzen. Kampfslogans prangen überall: In schwarzer Farbe fordert die Fatah „Befreiung sofort“. In grüner Farbe verlangen islamische Fundamentalisten: „Haifa und Jaffa vor Jerusalem“, in Rot propagiert die radikale PFLP [...] „Israels Ende“. Aus 200 Moscheen in Gaza [...] ertönt die Parole: „Mit Feuer und Blut werden wir Palästina erlösen.“ [...] Der bescheidene Wohlstand der Palästinenser von einst ist dahin. Viele arabische Beamte, darunter die meisten Polizisten, haben ihren Dienst quittiert. Wochenlang fiel jeder i Das palästinensische Flüchtlingslager Dheisheh. Fotos von 1958 und 2010. Schulunterricht aus. Erst vergangene Woche kehrten 200 000 palästinensische Kinder in 612 Schulen im Westjordanland zurück. Ausgehverbote beeinträchtigen das Leben der zwangsverwalteten Bevölkerung. Tausende wagen nicht, zur Arbeit in den jüdischen Kernstaat zu fahren. Allnächtlich finden Razzien und Hausdurchsuchungen statt. Strom, Telefon, ja sogar die Wasserversorgung werden von den Israelis regelmäßig abgeschnitten. [...] Gekauft wird nur noch das Lebensnotwendige. Elektrische Geräte, Spielzeuge, Luxuswaren finden kaum Absatz. Wer plötzlich einen neuen Anzug trägt, gilt als verdächtig. [...] Die Israelis beziffern die Schäden, die ihnen durch den Aufstand zugefügt wurden, auf 1,5 Milliarden Schekel [...]. Besonders betroffen wurden die Textilindustrie und die Lebensmittelbranche, ihr Absatz ging um ein Drittel zurück. Wenn möglich meiden die Palästinenser israelische Waren. [...] Die verringerten Exporte bedeuteten „25 000 verlorene Arbeitsplätze“, sagt Dan Proper vom Industriellenverband. 14 000 Gastarbeiter wurden [...] geholt, um streikende arabische Arbeiter zu ersetzen. Die Kosten der Intifada würden das diesjährige Wirtschaftswachstum auffressen [...]. Wie lange kann Israels Wirtschaft diesen Aderlass noch aushalten? [...] Bei vielen Israelis setzt sich allmählich die Einsicht durch, dass die besetzten Gebiete mit Gewalt auf Dauer nicht zu halten sind. Auch wenn Wut und Trotz noch überwiegen, so wächst doch [...] die Bereitschaft, nach einem politischen 5 10 15 20 25 30 35 40 45 N u r zu P rü fz w e c k e n E ig e tu m d s C .C . B u c h r V e rl a g s | |
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