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153Methoden-Baustein: XXXXXKarten als Informationslandschaft Kartenanalyse: Lösungsvorschlag Formale Kennzeichen Bei der Karte handelt es sich um eine Geschichtsbzw. politische Karte. Sie wurde aus Karten von Mai 2002, August 2004 und September 2005 der Organisation B’Tselem entwickelt und 2006 in der französischen Ausgabe des „Atlas der Globalisierung“ erstmals publiziert. Der Atlas stellt in Texten, Statistiken und Karten u. a. politisch, ökonomisch und kulturell folgenreiche wie ungelöste Konflikte in der gegenwärtigen Welt dar. Die Lebenswirklichkeit der Völker und Staaten soll erfasst und beurteilt werden können. Karteninhalt Die Karte bezieht sich auf das Westjordanland im Jahr 2006, ein Gebiet im Nahen Osten mit einer Fläche von knapp 6 000 km2, in dem etwa 2,3 Millionen Palästinenser und über 250 000 Israelis leben. Sie thematisiert unter dem Titel „Palästina – ein schrumpfendes Land“ den ungelösten Konflikt zwischen Israel und Palästina. Mit farbigen Flächen zeigt die Karte, welche Territorien von Israel vollständig beherrscht oder von israelischen Siedlungen durchdrungen werden und wo sich palästinensische Städte, Dörfer und Flüchtlingslager sowie die Territorien befinden, in denen die Palästinenser über eine relative Autonomie verfügen. Durch unterschiedliche Farben wird dem Betrachter die Verteilung der Bevölkerung im Westjordanland veranschaulicht. Als schwarze oder blaue Linie ist die teils fertig gestellte, teils im Bau befindliche Trennmauer dargestellt, die die von Israel beherrschten Territorien von palästinensischen abschirmt. Die militärischen Stützpunkte Israels sind als rote Quadrate verzeichnet; rot-orange sind die Straßen markiert, die von Palästinensern nicht oder nur unter strengen Auflagen genutzt werden dürfen. Die Karte erfasst nicht die historisch-politische und militärische Entwicklung der Region; sie veranschaulicht nicht den Teilungsplan der UNO von 1947 sowie die danach von Israel durch militärische Aktionen zu seinem Gunsten erreichten Gebietsveränderungen. Eine grüne Linie zeigt zwar die Grenze des 1967 von Israel eroberten Westjordanlandes, nicht aber den Gaza-Streifen mit seinen etwa 1,5 Millionen Palästinensern oder die Entwicklung der seitdem fortschreitenden israelischen Besiedlung. Ebensowenig erfasst die Karte die politischen Verhandlungen und Lösungsansätze des Konflikts (u. a. Oslo-Verträge 1993/95, Camp David 2000, Beschlüsse der UNO und des Internationalen Gerichtshofs 2004, der den Abriss der für illegal erklärten Sperrmauer verfügte). Historischer/aktueller Kontext Die Karte demonstriert die nach 2000 völlig verfahrene Lage im Nahost-Konflikt, das israelische Sicherheitsbedürfnis sowie ansatzweise die Lebensbedingungen der Palästinenser in einem Land, in dem sie nicht Herr im Hause sind. Gemessen an früheren Teilungsplänen der UNO und des sogenannten Nahost-Quartetts (UNO, USA, EU, Russland) ist das Siedlungsgebiet der Palästinenser stark geschrumpft und das ursprünglich von ihnen bewohnte Westjordanland zu zahlreichen voneinander getrennten kleinen „Inseln“ geworden. Die Situation bietet kaum Möglichkeiten für eine produktive ökonomische und politische Entwicklung in einem künftigen Staat Palästina. Sie erschwert auch die von einigen Gruppen in Israel und Palästina favorisierte Zwei-Staaten-Lösung, zumal die beiden Länder noch weit entfernt sind von einer Lösung des Problems für das (palästinensische) Ost-Jerusalems und die in Israel lebenden arabischen Minderheiten. Intention und Bewertung Die von israelischen Menschenrechtsgruppen entwickelte Karte will offenbar auf eine von ihnen als Unrecht wahrgenommene Situation hinweisen. Bestimmte Kräfte in Israel dringen auf eine nicht-gewaltsame, politische Lösung des Palästinenserproblems, zumal erhebliche Teile der Weltöffentlichkeit und insbesondere Israels Verbündete die Siedlungsund Besatzungspolitik im Westjordanland kritisieren, während diese Länder die Sicherheitsinteressen Israels grundsätzlich anerkennen. N u r zu P rü fz w e c k n E ig e n tu m s C .C . B u h n e r V e rl a g s | |
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