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Arabische Nachbarn – „Arabischer Frühling“ 155 2011 2012 2013 J F M M J J AA S O N D J F M M J J AA S O N D J F M M J JAD Islamisten gewinnen die Parlamentswahlen in Ägypten. Präsident Ali Abdullah Saleh verlässt den Jemen. Das Regime beginnt mit der Bombardierung von Homs, der drittgrößten Stadt Syriens. Tausende von Sunniten fliehen. Libyens Diktator Muammar al-Gaddafi bei Sirte getötet; Ende des Krieges. Die UNO verhängt eine Flugverbotszone über Libyen. Beginn von NATO-Luftangriffen. Ein Volksaufstand in Bahrain wird mithilfe saudi-arabischer Truppen niedergeschlagen. Beginn öffentlicher Demokratieforderungen in Bahrain. Ägyptens Präsident Mubarak tritt zurück; das Militär übernimmt die Kontrolle. Demonstranten in Ägyptens Hauptstadt Kairo besetzen den Tahrir-Platz. Ausgelöst durch die Selbstverbrennung von M. Bouazizi beginnen Proteste in Tunesien. Präsident Ben Ali flieht aus Tunesien. Tausende protestieren friedlich in Marokko. König Mohammed VI. verspricht eine neue Verfasung. Ausbruch von Protesten in Libyen. Der Osten des Landes fällt an die Rebellen. Syrische Sicherheitskräfte feuern auf eine Menschenmenge in Deraa. 72 Tote. Regierungstruppen in Sanaa, der Hauptstadt des Jemen, töten 45 Demonstranten. Die Protestkundgebungen werden fortgesetzt. Mohammed Mursi von der Muslimbruderschaft wird zum ägyptischen Präsidenten gewählt. Nach neuen Protesten übernimmt das Militär die Macht in Ägypten und enthebt Präsident Mursi seines Amtes. Syrische Streitkräfte belagern gemeinsam mit der Hisbollah die Stadt Kusseir. Aufständische beginnen eine Offensive zur Einnahme von Aleppo, Syriens größter Stadt. Mauretanien Westsahara Sudan Algerien Jem en O m an Bahrain Dschibuti Libanon Jordanien IrakMarokko Tunesien Saudi-Arabien Libyen Sy rie n Ägypten Unruhen/Proteste Massenproteste Volksaufstand/Bürgerkrieg t Karte und Zeitleiste zum „Arabischen Frühling“, Ende 2010 bis Mitte 2013. p Überlegen Sie, welche Ereignisse in den anderen beteiligten Staaten man in den Zeitstrahl aufnehmen sollte. p Tragen Sie wichtige Begebenheiten bis heute nach. Gemeinsamkeiten Die vier skizzierten arabischen Länder weisen Gemeinsamkeiten auf, die typisch sind für arabische Staaten nach dem Ende der Kolonialherrschaft: • Machtkonzentration in der Hand einer Einzelperson oder einer kleinen Gruppe; • Ablehnung demokratischer Wahlen und bürgerlicher Freiheiten; • Sicherung der Herrschaft durch Bindung an Militär, Geheimdienst und Wirtschaft; • hohes Maß an Korruption, Zugriff der Machtelite auf Wirtschaftserträge; • Einsatz der Ideologie des Nationalismus oder Panarabismus zum Machterhalt; • Bekämpfung des fundamentalistischen Islamismus. Unterschiede lassen sich bei der Wahl der Partner feststellen: Ägypten und später auch Algerien lehnten sich an den Westen an. Syrien schlug sich auf die Seite der Sowjetunion und erhielt von dort Unterstützung, betrieb aggressive Rhetorik gegen Israel und vertrat die Idee eines „Groß-Syrien“. Libyen wählte einen „dritten Weg“, verteufelte die USA und wollte Vormacht im arabischen, später auch im afrikanischen Lager sein. Den autoritären Regimen in der arabischen Welt war es gelungen, in ihren Ländern den Lebensstandard ausgewählter Schichten zu heben, den Analphabetismus zu bekämpfen und die Zahl gut ausgebildeter Männer und Frauen zu steigern. Frühlings Erwachen In vielen arabischen Staaten war die einfache Bevölkerung seit Jahren unzufrieden. Steigende Brotpreise, marode Gesundheitssysteme, Behördenwillkür und die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich entrüsteten viele Menschen. Am 17. Dezember 2010 verbrannte sich der tunesische Gemüsehändler Mohamed Bouazizi aus Protest gegen die Beschlagnahme seines Marktstandes. Über das Internet verbreitete sich die Nachricht und führte zu Massenprotesten in vielen Städten. Ihnen schlossen sich Akademiker, Künstler und Jugendliche an. Die politische Polizei griff blutig ein, konnte aber den zur Revolution anwachsenden Aufstand nicht ersticken. Am 14. Januar 2011 floh der seit 23 Jahren herrschende Präsident Ben Ali außer Landes. Die Revolution hatte wichtige Ziele erreicht: Eine Übergangsregierung unter Beteiligung oppositioneller Gruppen wurde gebildet, politische Gefangene wurden entlassen, demokratische Wahlen zu einer Verfassunggebenden Nationalversammlung vorbereitet. Islamismus: Ideologie, die den Islam zur einzigen Richtschnur politischen Handelns machen will. Kennzeichen: Absolutsetzung des Islam; Legitimation nicht durch das Volk, sondern durch Gott; Anspruch totaler Durchdringung der Gesellschaft; islamische Sozialund Rechtsordnung; Ablehnung demokratischer Verfassungen; Neigung zu Fanatismus und Gewalt. Alawiten: Religion mit ca. 3 Mio. Angehörigen in Syrien, der Türkei und dem Libanon, entstanden im 9. Jh. A. stellen 12 % der syrischen Bevölkerung. Sie werden von muslimischen Religionsgelehrten meist dem (schiitischen) Islam zugerechnet. N u r zu P rü fz w e c k e n E ig n tu m d e s C .C . B u c h n e r V e rl a g s | |
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