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169Der Weg in die Moderne: Gesellschaft und Wirtschaft Auf dem Weg zum Industriestaat Die USA waren bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts Agrarland. Danach setzte eine rasante Industrialisierung ein. 1865 lag die US-Industrieproduktion noch hinter Großbritannien, Frankreich und Deutschland, 1900 übertraf sie alle drei Länder zusammen. Für das jahrzehntelange Wachstum gab es verschiedene Gründe: • der Reichtum an Rohstoffen und Energieträgern (Holz, Kohle, Erdöl), • die Verfügbarkeit zahlloser billiger Arbeitskräfte (immer neue Wellen von Einwanderern), • sehr geringe staatliche Auflagen für Unternehmen, • große Mengen an Kapital dank inund ausländischer Investoren, • die Erschließung des Raums durch Eisenbahn und Telegrafie, • die Schaffung des weltweit größten Binnenmarktes: Zollfreiheit im Innern, Schutzzölle nach außen, • Offenheit für neue Formen der Produktion (Fließband), der Kommunikation (Telefon, Rechenmaschine, Schreibmaschine) und der Vermarktung (Versandhandel, Warenhausketten, Markenprodukte, Werbung). Die Industrialisierung konzentrierte sich auf den Norden und Nordosten der USA (manufacturing belt), der Westen diente vor allem als Lieferant für Rohstoffe und Lebensmittel (corn belt). Die US-Bevölkerung stieg von 31,5 Millionen 1860 auf über 76 Millionen im Jahr 1900. Schattenseiten Der ungebremste Kapitalismus führte zu niedrigen Löhnen, zur Verelendung von Arbeitern und Landwirten, zur Bildung von Slums in den Städten. Gewerkschaften hatten kaum Zulauf, sie galten als „unamerikanisch“. Dafür gab es zahllose unorganisierte Streiks, die die Polizei oft blutig niederschlug. Große Unternehmen bildeten Trusts und Kartelle, um den Markt zu beherrschen und kleinere Firmen zu verdrängen. Der Staat drohte die Kontrolle über das big business zu verlieren. Seit 1890 schritt die US-Regierung ein. Trusts und Kartelle wurden aufgelöst, eine bundesweite Bankenaufsicht gegründet (Federal Reserve Act, 1913). Erstmals erfolgten Maßnahmen zum Schutz der Beschäftigten, der Verbraucher und der Umwelt. Das entsprach den Forderungen der damaligen Fortschrittsbewegung (progressive movement): Vertreter aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Medien verlangten nach Reformen und staatlicher Regulierung. Konjunktur und Konsum In den 1920er-Jahren erlebten die USA einen wirtschaftlichen Höhenflug. Die goldenen, stürmischen Zwanziger Jahre (roaring twenties) machten aus dem Land eine Konsumgesellschaft: Erste Supermärkte entstanden, die Motorisierung nahm zu, es gab höhere Löhne und mehr Freizeit, Massenmedien (Radio und Grammofon, Kino, überregionale Presse) prägten den Alltag. Frauen drängten immer häufiger in Erwerbsberufe. i Herstellung des Ford Modell T am Fließband. Foto von 1911. Arbeiter setzen am ersten Montagefließband der Welt in Detroit Schwungrad-Magnetzünder für das Ford T-Modell zusammen. Zwischen 1908 und 1916 wurden in den USA etwa 7,5 Millionen Exemplare dieses beliebten Autos verkauft. p Erläutern Sie die Fließbandproduktion bei Ford anhand des Fotos. Erörtern Sie mögliche Auswirkungen dieser Fertigungsweise auf den Arbeitsmarkt. Überlegen Sie, welche gesundheitlichen Folgen solche Arbeit für die Beschäftigten haben konnte. Trust: Zusammenschluss von Unternehmen unter Aufgabe ihrer Selbstständigkeit; Zweck: Beschränkung des Wettbewerbs und Marktkontrolle Kartell: Vereinbarung oder Zusammenschluss von Unternehmen unter Beibehaltung ihrer Selbstständigkeit N u r zu P rü fz w e c k e n E ig e n tu m d e s C .C . B u c h n e r V e rl a g s | |
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