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183Nach dem Kalten Krieg: Die USA als einzige Weltmacht Schaut man sich freilich an, was nach diesen Operationen jeweils geschah, so wird deutlich, dass die Vereinigten Staaten mit den Ländern, deren Regierungen sie aus dem Amt entfernt haben, nichts weiter anzufangen wissen. [...] Wenn die Vereinigten Staaten sich um strategischer Vorteile willen im Ausland einmischen, wenn sie Regierungen stürzen, denen sie Repression vorwerfen, oder ihr politisches oder religiöses System auszubreiten suchen, dann handeln sie zugleich im kommerziellen Eigeninteresse. Das Motiv, Zugang zu Märkten und zu Naturschätzen zu finden, spielt in der amerikanischen Geschichte eine ebenso zentrale Rolle wie von jeher in der Geschichte jeder anderen großen Nation. Die Vereinigten Staaten stiegen schneller zu einer Weltmacht auf als fast jedes andere Volk oder Reich vor ihnen. [...] Der Erfolg beim Aufbau des eigenen Landes ließ viele Amerikaner zu der Überzeugung gelangen, diesen Erfolg im Ausland wiederholen zu können und von der Vorsehung dazu regelrecht ausersehen zu sein. Aufgrund dieses Missionsbewusstseins und ihrer Überzeugung, Anspruch auf einen Löwenanteil an den Naturreichtümern dieser Welt zu haben, fingen sie an, fremde Regierungen zu stürzen. Die meisten dieser abenteuerlichen Unternehmungen haben ihnen und den Völkern, in deren Geschichte sie eingriffen, weit mehr Ungemach als Freiheit gebracht. Stephen Kinzer, Putsch! Zur Geschichte des amerikanischen Imperialismus, Frankfurt am Main 2007, S. 482 f. 1. Arbeiten Sie die Vorwürfe des Autors heraus. 2. Stellen Sie dar, welche Rolle die Geschichte der USA für ihr Selbstverständnis als heutige Weltmacht spielt. 3. Vergleichen Sie die Stellungnahme zur US-Politik mit derjenigen von M2. 4. Formulieren Sie Argumente gegen Kinzers Thesen. M4 Greencard-Soldaten Herfried Münkler, Politikwissenschaftler in Berlin, untersucht das Spannungsverhältnis zwischen Militärmacht und Demokratie in den USA. Eine der wichtigsten Lehren aus dem Vietnam-Krieg war, dass sich ein solcher Krieg nicht mit Landeskindern führen lässt, die aus der Mittelschicht rekrutiert werden, weil sich hier Protestpotenzial und politische Artikulationsfähigkeit miteinander verbinden. Inzwischen gehören 44 Prozent der Mannschaften des amerikanischen Heeres ethnischen Minderheiten an. Auf dem regulären Arbeitsmarkt wären sie chancenlos, in der Armee jedoch erfahren sie soziale Integration und Anerkennung, was sie umso fester an die Truppe bindet. [...] Als eigentliches Funktionsäquivalent der Kolonialtruppen, mit denen Europäer im 19. und 20. Jahrhundert ihre Imperien militärisch kontrollierten, scheint sich inzwischen allerdings die Anwerbung von Söldnern beziehungweise der Rückgriff auf Private Military Companies (PMCs) zu entwickeln, mit der die Opferbereitschaft der Bevölkerung [...] durch Geldaufwendungen abgelöst wird. Der Anteil sogenannter Greencard-Soldaten in den im Irak eingesetzten US-Streitkräften, also von Soldaten, die durch mehrjährigen Militärdienst die US-Bürgerschaft erlangen wollen, wird auf ein Fünftel und die Mannschaftsstärke der zusätzlichen PMCs auf insgesamt bis zu 20 000 geschätzt. Für die Aussicht auf Einbürgerung in die USA oder gegen einen entsprechenden Sold sind diese Männer (und Frauen) bereit, die militärischen Lasten imperialer Politik zu tragen, und das hat die Akzeptanz von Militäraktionen bei der amerikanischen Wahlbevölkerung deutlich erhöht. Herfried Münkler, Imperien. Die Logik der Weltherrschaft – vom Alten Rom bis zu den Vereinigten Staaten, Berlin 42005, S. 241 243 1. Stellen Sie dar, wie die US-Regierung die Zustimmung ihrer Bürger für Kriegseinsätze gewinnt. Finden Sie hierzu weitere Beispiele, die im Kapitel genannt werden. 2. Ermitteln Sie, welche rechtlichen Voraussetzungen in den USA für einen Militäreinsatz gegeben sein müssen. Vergleichen Sie dies mit den Vorgaben in der Bundesrepublik Deutschland. 3. Überlegen Sie, unter welchen Bedingungen Sie einen Kampfeinsatz der Bundeswehr im Ausland befürworten. i US-Kampfdrohne „Predator C Avenger“. Firmenfoto von einem Probeflug in Kalifornien, 2012. Drohnen dienen der unbemannten, ferngesteuerten Kriegführung zur Vermeidung eigener Verluste. Die US-Streitkräfte sind Vorreiter dieser Taktik, dank technischer Überlegenheit und aus Rücksicht auf die Stimmung im eigenen Land. p Begründen Sie, weshalb die USA im Ausland für den Einsatz von Drohnen scharf kritisiert werden. 15 20 25 30 35 5 10 15 20 25 N u r zu P rü fz w e c k e n E ig e n tu m d e s C .C . B u c h n e r V e rl a g s | |
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