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203Wirtschaft und Gesellschaft im Wandel M3 Freiheit oder Sicherheit? Millionen US-Bürger waren bis zuletzt ohne Krankenversicherung. Unter Präsident Obama wird im März 2010 ein Gesetz verabschiedet, das eine Versicherungspflicht vorsieht. Es soll die Gesundheitskosten senken und einen Mindestschutz bieten. Doch der Rechtsstreit über die Verfassungsmäßigkeit der Reform dauert bis 2012. Ein Online-Artikel in der Wochenzeitung „Die Zeit“ erläutert die Position der Reformgegner. Wer will, kann es sich einfach machen: Die spinnen halt, die Amis! Wie kann man ernsthaft infrage stellen, dass jeder Mensch eine Krankenversicherung braucht? Wenn die fehlt, können ganze Familien an den Behandlungskosten einer schweren Erkrankung bankrottgehen. [...] In solchen Momenten wirkt Amerika plötzlich fremd. Bei näherem Hinsehen muss es das aber nicht sein. Obamas Gesundheitsreform dreht sich um die ganz großen Fragen jeder Gesellschaft: Wie ist das Verhältnis von Freiheit, Sicherheit und Solidarität? In den USA wird der Streit darum bis heute mit großer Offenheit und Brutalität ausgetragen. [...] Der Zwang, eine Versicherung zu kaufen, ist ein schwerwiegender Eingriff in die Freiheit mündiger Bürger. Die große Mehrheit der Amerikaner findet, dass jeder eine Krankenversicherung haben sollte. Aber ungefähr die Hälfte meint, dass der Staat das nicht vorschreiben dürfe. Ja zur freiwilligen Versicherung, nein zur Pflicht. [...] Die Mehrheit der Amerikaner meint, dass jeder Kranke versorgt werden muss. Krankenhäuser weisen niemanden ab. Wer aber keine Versicherung haben will, muss dann eben die Folgen tragen, bis zur persönlichen Pleite. Bis heute stellen viele Amerikaner ihre Entscheidungsfreiheit über den wohlmeinenden staatlichen Zwang zur Sicherheit. Der Reflex gründet sich auf ihr Bild von der Gründungsgeschichte. Die ersten Siedler flüchteten vor staatlichem Zwang aus Europa. Amerika gründet sich auf die Prinzipien von Freiheit und Selbstverantwortung. Nicht alle denken so. Die Mehrheit will jedoch keinen Fürsorgestaat. Christoph von Marshall, Obamas Reform und Amerikas Grundwerte, in: Die Zeit online vom 29. März 2012, www. zeit.de/politik/ausland/2012 03/usa-gesundheitsreformfreiheit [aufgerufen am 17. Januar 2013] 1. Erklären Sie, worin die Vorbehalte vieler US-Amerikaner gegen die Gesundheitsreform der Regierung Obama bestehen. 2. Untersuchen Sie, ausgehend vom Text, mit welchen „typisch amerikanischen“ Widerständen künftige Reformen zu kämpfen haben (z. B. Reform des Bildungswesens, Klimaschutz). 3. Über die Gesundheitsreform entschied am Ende der Supreme Court. Erörtern Sie mögliche Gefahren für die Demokratie in den USA/in Europa, wenn der Streit um politische Entscheidungen nur durch Gerichte gelöst wird. i„Health Care in America.“ Karikatur von Jeff Danziger, in: The Christian Sciene Monitor, ca. 1990. p Interpretieren Sie die Karikatur. i Freiheit auf dem Prüfstand. Foto vom 17. Dezember 2012. Trauriger Höhepunkt einer Reihe von Schulattentaten war das Massaker an einer Grundschule in Newtown mit 28 Toten am 14. Dezember 2012. In den USA verstärkte sich in der Folgezeit die Diskussion um das traditionelle Grundrecht auf Waffenbesitz. p Ordnen Sie den Streit um die Bewaffnung in die historische Entwicklung der USA und die Diskussion „Freiheit oder Sicherheit“ ein. 5 10 15 20 25 30 N u r zu P rü fz w e c k n E ig e n tu m d e s C .C . B u c h n e r V e rl a g s | |
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