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Kunst, Kultur und Wissenschaft in der griechischen Antike Griechenland erlebte besonders im 5. Jahrhundert v. Chr. eine kulturelle Blütezeit. Dichtung und Theater erreichten mit den Tragödien und Komödien von Aischylos, Sophokles und Aristophanes einen ersten Höhepunkt (u M8). Herodot und Thukydides begründeten mit ihrer Darstellung der Perserkriege bzw. des Peloponnesischen Krieges die Geschichtswissenschaft. Der Grundstein für die Philosophie, die sich mit der Frage nach dem Sinn des menschlichen Daseins beschäftigt, wurde von Sokrates, Platon und Aristoteles gelegt. In den Naturwissenschaften und der Technik schufen griechische Forscher wie Thales (Mathematik), Demokrit (Atomlehre), Hippokrates (Medizin), Archimedes (Mechanik), Euklid (Geometrie) und Eratosthenes (Erdkarte) wichtige Grundlagen. Maler und Bildhauer bildeten Szenen aus dem Alltag und aus Sagen bzw. Mythen ab. Die Architektur (z. B. der Parthenontempel und die anderen Bauten auf der Athener Akropolis) drückte das bürgerliche Selbstbewusstsein des demokratischen Zeitalters aus. Seit der Renaissance wird die Kunstauffassung dieser Zeit als „klassisch“, das heißt vorbildhaft und normbildend, angesehen. Bis in die Gegenwart wurde immer wieder auf das materielle und geistige Erbe der griechischen Antike Bezug genommen. Die attische Demokratie als Vorbild für die Gegenwart? Wenn Athen zum Mittelpunkt griechischer Kultur wurde, so hat die attische Demokratie dafür die Grundlagen geschaffen. Mit ihrer Offenheit für Veränderungen und neues Denken, ihrer Machtentfaltung und ihren Denkmälern entwickelte sie eine große Anziehungskraft bis heute. In den Jahren 508/07 bis ca. 329 v. Chr. herrschte in Athen eine direkte Demokratie, die theoretisch ein Höchstmaß an Bürgerbeteiligung garantierte. Die Institutionen dieser Demokratie erwiesen sich über fast anderthalb Jahrhunderte als funktionstüchtig und stabil. Deshalb gilt die attische Demokratie oft als das Modell einer Demokratie schlechthin, an dem moderne Demokratien immer wieder gemessen werden. Vor allem die direkte, unmittelbare Beteiligung der Bürger im Prozess der politischen Entscheidungen scheint vorbildlich. Jeder Bürger konnte an der Volksversammlung sowie an den Gerichtsversammlungen teilnehmen. Deshalb gab es auch kein Berufspolitikertum. Die Spaltung zwischen Regierenden und Regierten, sichtbar auch in der Präsenz politischer Parteien, gab es in der attischen Demokratie nicht. Allerdings wies die attische Demokratie auch Mängel auf. So schloss sie Frauen und Sklaven von der politischen Mitwirkung aus. Das direkt und unmittelbar herrschende Volk umfasste nur Männer mit Bürgerrecht, höchstens ein Viertel der Bewohner Attikas. Das Volk besaß mit seinen Legislativ-, Judikativund Exekutivrechten große Macht. Als Souverän konnte es sogar die Demokratie, seine eigene Herrschaft, abschaffen und durch andere Ordnungsformen, Tyrannis oder Aristokratie, ersetzen. Die attische Demokratie kannte keine Gewaltenteilung, die das Gemeinwesen vor freiheitsgefährdenden Übergriffen schützen konnte. Eine stabile Volksherrschaft war deshalb seit der Aufklärung oft nur als repräsentative Demokratie vorstellbar (u M9). Die attische Demokratie versuchte, Machtmissbrauch durch Auslosung und Rotation der Ämter zu verhindern. Das Losverfahren war das Symbol für bürgerschaftliche Gleichheit. Es verhinderte Protektion und Bestechung bei der Ämterbesetzung. Zudem existierten Berufsbeamte nicht. Dieses Modell hatte den Nachteil, dass die Amtsträger sich kaum an ihre Arbeit gewöhnen bzw. Erfahrung sammeln konnten. Die Volksversammlung war die Kerninstitution der Demokratie. Jeder anwesende Bürger besaß hier Stimmund Rederecht. Jedoch taten sich dort versierte Redner, meist reiche Adlige, hervor und wirkten als „Volksführer“ (Demagogen). Auch in der Zeit des Perikles lag deshalb die politische Führung oft in der Hand des Adels. Stand Anzahl Vollbürger 30 000 50 000 mit Frauen und Kindern 70 000 100 000 Metöken ca. 30 000 Sklaven (u M7) 80 000 120 000 Gesamtbevölkerung 200 000 300 000 i Soziale Gliederung der attischen Polis im 5. Jh. v. Chr. Einzig die Vollbürger (Politen) besaßen politisches Mitspracherecht. Metöken (Fremde), die meist als Händler oder Handwerker in Athen lebten, waren persönlich frei, konnten aber in der Polis nicht mitbestimmen. Die unfreien Sklaven hatten keine Rechte, sie stellten nur ein wertvolles „Gut“ für ihre Besitzer dar (u M7). Frauen waren ganz auf die häusliche Sphäre beschränkt. p Leiten Sie aus der Tabelle das innenpolitische Gewicht der einzelnen Bevölkerungsschichten Athens ab. p Erläutern Sie Auswirkungen dieser Sozialgliederung auf unser heutiges Urteil über die attische Demokratie. n „Die attische Verfassung ist eine Wurzel unserer heutigen Demokratie“ – Nehmen Sie Stellung zu dieser These. n Athen steht vor der Entscheidung: Soll die Verfassung des Perikles bestehen bleiben oder verändert werden? Wählen Sie eine Bevölkerungsgruppe Attikas und vertreten Sie deren Position in der Volksversammlung. repräsentative Demokratie: Form der Demokratie, bei der politische Entscheidungen nicht von allen Bürgern, sondern von gewählten Volksvertretern gefällt werden Antike: Athens Weg zur Demokratie 17 N u r zu P rü fz w e c k e n E ig e tu m d e s C .C . B u c h n e V rl a g s | |
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