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freundlich, milde und gegenüber Übeltätern zur Vergebung bereit, ebenso gab er Bedürftigen Darlehen für Unternehmungen, damit sie als Bauern ihren Unterhalt verdienen konnten. Das tat er aus zwei Gründen, damit sie sich nicht in der Stadt aufhielten, sondern über das Land zerstreuten, und damit sie, in mäßigem Wohlstand und mit ihren Angelegenheiten beschäftigt, weder den Wunsch verspürten noch Zeit hätten, sich um das Gemeinwesen zu kümmern. Zugleich gelang es ihm dadurch auch, die Einnahmen zu steigern, da das Land bebaut wurde. Er trieb nämlich von den Ernteerträgen den Zehnten ein. So setzte er die Richter in den Gemeinden ein, bereiste auch oft selbst das Land, führte Aufsicht und führte Streitende zum Vergleich, damit sie nicht in die Stadt kämen und ihre Arbeit vernachlässigten. […] Das Großartigste von allem war seine volksfreundliche und menschliche Gesinnung; denn er wollte alles nach seinen Gesetzen verwalten, ohne sich selbst Vorteile zu verschaffen, und als er einmal in einem Mordprozess vor den Areopag zitiert wurde, trat er selbst auf, um sich zu verteidigen, der aber, der den Prozess angestrengt hatte, blieb aus Furcht fern. Deshalb verblieb auch Peisistratos lange Zeit im Amt; auch wenn er einmal abgesetzt wurde, erlangte er die Herrschaft leicht zurück, denn die meisten Adligen standen hinter ihm. Aristoteles, Staat der Athener (hrsg. v. Martin Dreher), Stuttgart 1993, S. 54 ff. 1. Arbeiten Sie die Herrschaftstechniken des Peisistratos heraus. Finden Sie aktuelle Parallelen dazu. 2. Erörtern Sie, was die Tyrannis des Peisistratos von einer Ein-Mann-Diktatur modernen Zuschnitts unterscheidet. M4 Demokratie oder Herrschaft einer Minderheit? Der deutsche Althistoriker Hermann Bengtson bewertet die Staatsform der Athener nach den Reformen des Ephialtes: Niemals in der Geschichte […] hat man so bitter Ernst gemacht mit der Selbstregierung des Volkes wie in der Verfassungsreform des Ephialtes in Athen. Das Volk war jetzt Herr der Gerichte und Herr des gesamten öffentlichen Lebens. Getragen waren die Reformen von einem auf die Spitze getriebenen Misstrauen gegen die freie, selbstständige Persönlichkeit, die nur noch als ausführendes Organ oder als Korrektiv der Verfassung geduldet wurde. Und doch wurde ihre Ausschaltung aus dem öffentlichen Leben keineswegs erreicht. Der Umsturz des Ephialtes ist die Geburtsstunde der attischen Demagogen, die sich nun, von den Wogen der wetterwendischen Volksgunst emporgetragen, in das Getriebe des öffentlichen Lebens einschalteten. Einen wirklichen Einblick in das kunstvolle Räderwerk der Außenpolitik, in das Funktionieren einer geordneten Finanzverwaltung vermochte aber nur der zu gewinnen, der sich die Politik zur Lebensaufgabe gemacht hatte. Voraussetzung hierfür war aber wirtschaftliche Unabhängigkeit, wie sie nur die reichen adligen Geschlechter besaßen. […] Überhaupt ist die attische Demokratie, die breite Massen, insbesondere die zahlreichen Metöken und die Sklaven, von den politischen Rechten ausschloss, in Wahrheit immer die Herrschaft einer aristokratischen Minderheit, der Vollbürgerschaft, gewesen. Hermann Bengtson, Griechische Geschichte von den Anfängen bis in die Römische Kaiserzeit, München 51977, S. 171 f. 1. Fassen Sie zusammen, wie Bengtson die Rolle des Adels in der Demokratie beurteilt. 2 Bewerten Sie, ob die attische Demokratie nach Bengtson auch modernen Ansprüchen an eine Regierungsform genügt. M5 Das Scherbengericht Die Bürger Athens stimmen im 5. Jahrhundert jährlich darüber ab, ob ein „Ostrakismos“, ein Scherbengericht, abzuhalten sei, bei der eine Person ins Exil geschickt werden kann. Über zwanzig Mal hat eine solche Abstimmung stattgefunden. Scherben (Ostraka) mit den eingeritzten Namen der zur Abstimmung stehenden Personen finden sich zahlreich in Athen. 1. Informieren Sie sich über das Scherbengericht gegen Themistokles und sein weiteres Schicksal. 2. Diskutieren Sie, inwieweit der Ostrakismos zum Schutz der Demokratie dienen konnte. i Scherben mit eingeritzten Namen, gefunden in Athen. Drei der Ostraka tragen den Namen „Themistokles“, eine den Namen „Hippokrates“. Es folgt jeweils der Name des Vaters. Antike: Athens Weg zur Demokratie 19 5 10 15 20 25 5 10 15 20 N u r zu P rü fz w e c k e n E ig e n tu m s C .C . B u c h n e r V e rl a g s | |
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