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China und Japan im 19. Jahrhundert 213 M1 Kein Bedarf an Außenhandel Großbritannien ist im 18. Jahrhundert der größte Abnehmer chinesischer Exporte wie Tee, Lackwaren oder Seide. Da es im Gegenzug seine eigenen Produkte nicht in China absetzen kann, mit Silber bezahlen muss und damit ein großes Handelsdefizit einfährt, ersucht der englische König den chinesischen Kaiser 1793 über eine Gesandtschaft um einen Handelsund Freundschaftsvertrag sowie die Einrichtung einer ständigen diplomatischen Vertretung. Darauf antwortet ihm Kaiser Qianlong: Was Euer dringendes Gesuch angeht, einen Eurer Untertanen abzuordnen, dass er an meinem Himmlischen Hof akkreditiert werde und die Kontrolle über den Handel Eures Landes mit China ausüben soll, so steht diese Bitte im Gegensatz zu den Gewohnheiten meiner Dynastie und kann nicht in Erwägung gezogen werden [...]. Wenn Ihr versichert, dass Eure Hochachtung für Unsere Himmlische Dynastie Euch mit dem Wunsch nach unserer Kultur erfüllt, muss doch darauf hingewiesen werden, dass unsere Gebräuche und Gesetzgebung sich so vollständig von den Euren unterscheiden, dass, selbst wenn Euer Gesandter in der Lage wäre, die Ansätze unserer Kultur aufzunehmen, unsere Gewohnheiten und Sitten unmöglich in Euern fremden Boden verpflanzt werden könnten. Daher würde durch die Bestellung eines Botschafters nichts gewonnen werden, wie geschickt er auch sein würde. Meine Herrschaft über die weite Welt hat das eine Ziel, vollkommen zu regieren und die Staatspflichten zu erfüllen: fremde und kostspielige Gegenstände interessieren mich nicht. [...] Der hervorragende Ruf unserer Dynastie ist in jedes Land unter dem Himmel gelangt, und Herrscher aller Völker haben ihre Tributabgabe auf dem Landund Seeweg überbracht. Wie Euer Gesandter mit eigenen Augen sehen kann, besitzen wir alles. Ich lege keinen Wert auf fremde Gegenstände, die fremdländisch oder geschickt erfunden sind, und ich habe keine Verwendung für die Produktion Eures Landes. [...] Es schickt sich, o König, meinen Willen zu achten und mir in Zukunft noch größere Verehrung und Loyalität zu erweisen, sodass Ihr durch ständige Unterwerfung unter unseren Thron Frieden und Wohlwollen für Euer Land sichert. Günter Schönbrunn (Bearb.), Das bürgerliche Zeitalter 1815 1914. Geschichte in Quellen, München 1980, S. 531 f. 1. Beurteilen Sie die Haltung des chinesischen Kaisers gegenüber dem englischen König und sein Selbstverständnis in Bezug auf die Außenwelt. 2. Stellen Sie Mutmaßungen darüber an, welchen Eindruck die Antwort des Kaisers auf die britische Regierung gemacht hat. M2 Klage über den Westen Der Sonderbeauftragte und hohe chinesische Beamte Lin Zexu schreibt 1839 im Auftrag des Kaisers Daoguang an die britische Königin Viktoria: Unser großherziger Kaiser beruhigt und befriedet China und die fremden Länder, er betrachtet alle mit gleicher Freundlichkeit. Wenn es Gewinn gibt, teilt er ihn mit den Völkern der Welt. Wenn es Schaden gibt, beseitigt er ihn zugunsten der Welt. Denn er macht den Wunsch von Himmel und Erde zu seinem Wunsch. [...] Wir haben Eure mehrfachen Tributeingaben gelesen, die sagten: „Im Allgemeinen haben unsere Landsleute, die zum Handel nach China fahren, immer gnädige Behandlung und gleichartige Gerechtigkeit von Seiner Majestät, dem Kaiser, erhalten.“ [...] Aus welchem Recht aber benutzen sie [d. i. die englischen Kaufleute] dann im Austausch die giftige Droge, um das chinesische Volk zu verletzen? [...] Lasst uns fragen: „Was ist Euer Gewissen?“ Ich habe gehört, dass in Eurem Lande das Opiumrauchen sehr streng verboten ist. Und das, weil der Schaden, den das Opium verursacht, klar erkannt wird. Wenn es nicht erlaubt ist, Eurem eigenen Lande Schaden zuzufügen, dann solltet Ihr [das Gift] umso weniger zum Schaden anderer Länder weitergeben lassen – wie viel weniger erst an China. Von allem, was China nach fremden Ländern ausführt, gibt es keine einzige Sache, die für die Leute nicht nützlich wäre. Bodo von Borries, Kolonialgeschichte und Weltwirtschaftssystem, Düsseldorf 1986, S. 236 1. Arbeiten Sie heraus, mit welchen Argumenten Lin Zexu die Einstellung der Opiumeinfuhr verlangt. 2. Erörtern Sie mögliche Alternativen a) für Großbritannien, mit dem Bargeldabfluss und b) für China, mit den Rauschgifteinfuhren fertig zu werden. 3. Informieren Sie sich über den Begriff der „Handelsbilanz“. Welche Möglichkeiten haben Staaten heute, ihre Handelsbilanz zu beeinflussen? M3 Großbritannien erzwingt die Öffnung Chinas Aus dem Vertrag von Nanking vom 29. August 1842: Artikel I. Es soll künftig Frieden und Freundschaft herrschen zwischen Ihrer Majestät, der Königin des Vereinigten Königreiches von Großbritannien, und ihren Untertanen, die in den Dominien des anderen volle Sicherheit und Schutz ihrer Person und ihres Hab und Guts genießen sollen. 5 10 15 20 25 30 5 10 15 20 5 N r zu P rü fz w e k n E ig e n tu m d e s C .C . B u c h n r V e rl a g s | |
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