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Weichenstellungen im 20. Jahrhundert 215 Weichenstellungen im 20. Jahrhundert Revolution in China Die innere und äußere Destabilisierung des Reiches seit dem 19. Jahrhundert und die Entstehung einer kritischen, publizistischen Öffentlichkeit in China beschleunigten den Untergang des überkommenen Systems. Als die QingHerrscher versuchten, im Bau befindliche Eisenbahnlinien mithilfe ausländischer Anleihen zu verstaatlichen, erweckte dies im Volk den Eindruck, als wolle das Kaiserhaus das Reich endgültig den westlichen Mächten ausliefern. Im ganzen Land kam es zu Aufständen, zahlreiche Gouverneure und Generäle erklärten sich für unabhängig und kündigten der Qing-Regierung die Gefolgschaft. Am 1. Februar 1912 wurde die Republik China ausgerufen, der Arzt und Politiker Sun Yat-sen wurde zum Übergangspräsidenten ernannt. Wenige Tage später musste der letzte Mandschu-Kaiser, der erst fünfjährige Pu Yi, abdanken. Dies war das Ende des über 2 100 Jahre bestehenden Kaiserreiches China. Aufgrund des langen Siechtums der Qing-Dynastie vor 1911 und der auch danach instabilen sozialpolitischen Lage Chinas wurde die Revolution von 1911 oft als „halbe“ oder „unfertige“ Revolution bezeichnet. Bürgerkriege Die folgenden Jahre waren von immer wieder aufflammenden Bürgerkriegen gekennzeichnet. Weite Teile des Landes wurden von rivalisierenden Kriegsherren (Warlords) kontrolliert, die Präsidenten der Republik China, die zumeist in Peking, später in Nanking residierten, wechselten häufig und hatten kaum Einfluss. Die von Sun Yat-sen gegründete Nationale Volkspartei Chinas, die Guomindang (GMD), rivalisierte mit der 1921 gegründeten Kommunistischen Partei Chinas (KPCh). Der Versuch einer Zusammenarbeit beider Parteien zur Stabilisierung des Landes – die sogenannte „Erste Einheitsfront“ – dauerte nur von 1923 bis 1927. Die GMD-Regierung unter General Chiang Kai-shek versuchte schließlich, die Kommunisten mit militärischen Mitteln aus ihren Hochburgen im Südosten Chinas zu vertreiben. Der Rückzug der kommunistischen Truppen in entlegene Gebiete 1934/35 wurde unter dem Namen „Langer Marsch“ bekannt und ist bis heute wichtiger Teil des Gründungsmythos der KPCh. Zu dieser Zeit gewann der Revolutionär Mao Zedong (1893 1976) immer stärkeren Einfluss in der Partei. Er hatte die Auffassung entwickelt, dass sich der Kommunismus in China durch eine umfassende Mobilisierung der bäuerlichen Bevölkerung aufbauen lasse (Maoismus). Diese Lehre stand im Widerspruch zum Marxismus-Leninismus der Sowjetunion, nach dem die Industriearbeiter die führende Rolle in der Revolution einnehmen sollten. Zweiter Japanisch-Chinesischer Krieg (1937 1945) 1937 erklärte das weiterhin expansive Japan China den Krieg. Im „Massaker von Nanking“ vertrieben japanische Soldaten nicht nur die Guomindang-Regierung aus der Stadt, sondern begingen auch furchtbare Gräueltaten an der chinesischen Zivilbevölkerung (u M1). 1939 brach in Europa der Zweite Weltkrieg aus. Japan war seit 1936 mit dem nationalsozialistischen DeutschSun Yat-sen (1866 1925): erster Präsident der Republik China. Einflussreich war seine politische Ideologie der „drei Prinzipien“ (Nationalismus, Demokratie, Volkswohlfahrt). Bis heute wird er in China als Revolutionär verehrt, in Taiwan gilt er als Landesvater. i Mao auf dem „Langen Marsch“. Foto, ca. 1935 (oben); Ölgemälde von Shen Yao Yi, 1975 (unten). Während Mao den „Langen Marsch“ tatsächlich zu Pferd und in einer Sänfte zurücklegte, verherrlichen ihn spätere Propagandabilder als heldenmütigen Anführer der Roten Armee. Maoismus: Übertragung der marxistischen Theorie auf die chinesische Agrargesellschaft durch Mao Zedong; im Westen v. a. bekannt geworden durch die 1965 erschienene „Mao-Bibel“ („Worte des Vorsitzenden Mao Zedong“) N u r z P rü fz w e c k e n E ig e tu m d e s C .C . B u c h n e r V e rl a g s | |
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