Volltext anzeigen | |
Weichenstellungen im 20. Jahrhundert 217 i Jugendliche Rotgardisten bestrafen einen Provinzgouverneur. Foto aus Harbin (Provinz Heilongjiang), 12. September 1966. Gouverneur Li Fanwu wurde vorgeworfen, sein Haar so zu tragen wie Mao Zedong. Die „Kulturrevolution“ sollte sich offiziell gegen Missstände in der Gesellschaft richten. Mao nutzte die Gewaltbereitschaft der Jugendlichen jedoch zur Zerschlagung der alten KPCh und zum Aufbau eines neuen, ihm ergebenen Apparates. Ein „Sprung“ mit katastrophalen Folgen Im Bemühen um eine Weiterentwicklung der sozialistischen Gesellschaft und die Industrialisierung des Landes leitete Mao 1958 mehrere Maßnahmen ein, die er als „Großen Sprung nach vorne“ bezeichnete. In ganz China wurden sogenannte Volkskommunen gebildet, die aus mehreren tausend Haushalten bestanden. Es gab kein Privateigentum mehr, die gesamte Lebensführung der Menschen wurde von Vertretern der Partei reglementiert. Ziele waren die landwirtschaftliche Autarkie der Volkskommunen und das industrielle Wachstum des Landes. Das Experiment scheiterte und führte zur „größten selbstverschuldeten Hungersnot der Welt“ (Kristin Kupfer), der 20 bis 40 Millionen Menschen zum Opfer fielen. „Große Proletarische Kulturrevolution“ Durch die Katastrophe des „Großen Sprungs“ verlor Mao erheblich an Macht. Um wieder mehr Einfluss zu gewinnen, setzte der „Große Vorsitzende“ 1966 eine neue Revolution in Gang. Sie sollte von der Jugend (den „Roten Garden“) getragen werden und sich gegen „bürgerliche“ Strukturen, Bürokratie und Anhänger nicht parteikonformer Ideen richten. Die Wut und Gewaltbereitschaft der wirtschaftlich oft perspektivlosen Jugend wurden von Mao gezielt angefacht. Zeitweise herrschten bürgerkriegsähnliche Zustände, und nur durch das Militär konnte die Kontrolle im Land wiederhergestellt werden (u M3). In der Außenpolitik erreichte Mao in den 1970erJahren die ersehnte internationale Anerkennung: Die Volksrepublik China erhielt einen ständigen Sitz im UNSicherheitsrat und verdrängte die zuvor dort vertretene Republik China. Die Beziehungen zur Sowjetunion kühlten sich weiter ab, trotz der verwandten kommunistischen Ideologie. Dafür begann eine Annäherung an den „Klassenfeind“ USA. Die Wende in den Beziehungen Pekings zu Washington kam mit dem Besuch von Präsident Richard Nixon in Shanghai im Jahr 1972 (u M 1 2). u Großer Sprung ins Unheil. Hochöfen in einer Volkskommune. Foto von 1959. Die Stahlproduktion war für Mao der Maßstab für den industriellen Fortschritt des Landes. Im „Großen Sprung“ wurde der Bevölkerung daher die Steigerung der Stahlverhüttung befohlen. Mit primitiv sten Mitteln musste dazu im ganzen Land Eisen geschmolzen werden. Felder lagen brach, da ganze Regionen mit Metallurgie beschäftigt waren. Für die industrielle Verwendung war das so erzeugte Eisen jedoch vollkommen wertlos. N u r zu P rü fz w e c k e n E ig e n tu m d e s C .C . B u c h n e r V e rl a g s | |
![]() « | ![]() » |
» Zur Flash-Version des Livebooks |