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Weichenstellungen im 20. Jahrhundert 219 M1 Das Massaker von Nanking Der Japanologe Gerhard Krebs schreibt über die Bedeutung des Massakers von Nanking und seine bis heute anhaltende politische Sprengkraft: 1997 [...] verschärfte sich eine Diskussion, die bereits seit ein paar Jahrzehnten schwelte und bis zum heutigen Tag ein Politikum darstellt: das offizielle Eingeständnis des Massakers von Nanking in seinem historisch nachgewiesenen Ausmaß durch die japanische Regierung. Zwar wurden der als verantwortlich angesehene General Matsui Iwane und einige Offiziere in den Tokioter Prozessen Ende der 1940erJahre, dem japanischen Pendant der Nürnberger Prozesse, zum Tode verurteilt. Danach war es jedoch jahrzehntelang weitgehend still um das Massaker von Nanking. Der Umgang der Japaner mit den Verbrechen in ihrer Vergangenheit war von Verdrängung und dem Versuch des Vergessens geprägt. [...] Die Lage änderte sich erst Mitte der 1960er-Jahre durch den auch in Japan äußerst umstrittenen Vietnam-Krieg der Amerikaner. Denn von der Anprangerung der Gräuel in Südostasien führte ein direkter Weg zu intensiven Fragen nach den Kriegsverbrechen der eigenen Vergangenheit, jedoch ohne dass sich die japanische Regierung zu einer Stellungnahme veranlasst sah. Erste vorsichtige Äußerungen der Regierungen in China und Japan erfolgten erst mit der Aufnahme der diplomatischen Beziehungen 1972, stark geprägt vom Blick in die Zukunft und auf die gemeinsamen wirtschaftlichen Interessen. Die Pekinger Regierung versicherte sogar, keine Aufrechnung der Vergangenheit anzustreben, und lehnte angebotene Reparationen ab. In einem gemeinsam verfassten Kommuniqué hieß es lediglich sehr verallgemeinernd: „Die japanische Seite ist sich voll der Verantwortung für den ernsthaften Schaden bewusst, den Japan in der Vergangenheit dem chinesischen Volk durch Krieg zugefügt hat, und empfindet tiefe Reue.“ Seit Anfang der 1980er-Jahre tritt der Konflikt um die Darstellung des Massakers von Nanking und den Umgang mit der Vergangenheit [...] immer wieder offen zutage. Sei es die sogenannte Schulbuchkontroverse über die Verharmlosung des Massakers von Nanking in den japanischen Geschichtsbüchern [...], seien es die Äußerungen hochgestellter konservativer japanischer Regierungsmitglieder, die von Verharmlosung bis hin zur Leugnung des Massakers von Nanking reichen [...], oder seien es die offiziellen Besuche des Yasukuni-Schreins, in dem auch die verurteilten Kriegsverbrecher des Massakers eingeschreint wurden, durch hochrangige japanische Politiker, die immer wieder zu lautstarken chinesischen Protesten geführt haben. Gerhard Krebs, Über den Umgang Japans mit dem Nanking-Massaker. Filmheft „John Rabe. Der gute Deutsche von Nanking“, München 2008, S. 18 1. Nennen Sie die verschiedenen Stadien der Auseinandersetzung mit dem Massaker von Nanking bis heute. 2. Erklären Sie, warum vielen Japanern die Anerkennung der Schuld an den Kriegsverbrechen schwerfällt. 3. Erörtern Sie, warum in Japan eine Leugnung der Nanking-Verbrechen – anders als das Bestreiten des Holocaust in Deutschland – nicht zur gesellschaftlichen Ausgrenzung führt. M2 „Das chinesische Volk ist aufgestanden“ Nach ihrem Sieg über die Guomindang-Truppen beruft die KPCh im September 1949 eine „Konsultativkonferenz“ nach Peking ein. Mao Zedong beschreibt auf ihr die künftige Regierung „unter der Führung der Kommunistischen Partei Chinas“: Die Chinesen, die ein Viertel der Menschheit bilden, sind nunmehr aufgestanden. Die Chinesen sind von jeher eine große, mutige und arbeitsame Nation; erst in der neueren Zeit sind sie zurückgeblieben. Diese Rückständigkeit ist einzig und allein auf die Unterdrückung und Ausbeutung durch den ausländischen Imperialismus und durch die einheimischen reaktionären Regimes zurückzuführen. Seit mehr als einem Jahrhundert haben unsere Vorgänger unbeugsam gegen die inund ausländischen Unterdrücker gekämpft und niemals damit aufgehört. [...] Unser revolutionäres Werk ist noch nicht vollendet, der Volksbefreiungskrieg und die revolutionäre Volksbewegung entwickeln sich weiter, und wir müssen unsere Anstrengungen fortsetzen. Die Imperialisten und die einheimischen Reaktionäre werden sich niemals mit ihrer Niederlage abfinden, sie werden noch bis zuletzt einen Verzweiflungskampf führen. Nachdem im ganzen Land Ruhe und Ordnung eingekehrt sind, werden sie immer mit allen Mitteln Sabotage treiben und Unruhe stiften, sie werden jeden Tag und jede Stunde Versuche unternehmen, ihre Macht in China wiederherzustellen. [...] Wenn wir weiterhin den Stil des einfachen Lebens und harten Kampfes bewahren, uns eng zusammenschließen und an der demokratischen Diktatur des Volkes und am Zusammenschluss mit unseren ausländischen Freunden festhalten, werden wir an der Wirtschaftsfront rasch Siege erringen können. [...] Wir werden in der Welt als Nation mit hochentwickelter Kultur in Erscheinung treten. Wir werden unsere Landesverteidigung stärken und es keinem Imperialisten mehr erlauben, in unser Land einzufallen. Die bewaffneten Kräfte unseres Volkes, deren Fundament die heldenhafte und erprobte Volksbefreiungsarmee ist, müssen erhalten bleiben und sich 5 10 15 20 25 30 35 40 5 10 15 20 25 30 N u r zu P rü fz w e c k e n E ig e n tu m d e s C .C . B u c h n e r V e rl a g s | |
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