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Ostasien und die Welt: Wirtschaftsund Außenpolitik 243 die Gelegenheit, ihren afrikanischen Traum in die Tat umzusetzen. Die politische Klasse Afrikas empfängt die Chinesen mit offenen Armen. [...] Anders als die Kredite westlicher Geberländer, sind die chinesischen Finanzspritzen und Investitionen nicht an politische Konditionen geknüpft, wie beispielsweise Demokratie, Transparenz und die Einhaltung von Menschenrechten. Für Politiker vom Schlage Mugabes in Simbabwe besitzt das chinesische Modell viel mehr Anziehungskraft als das des Westens. Das gilt nicht nur für die Politiker. Auch die einfachen Menschen haben kein Vertrauen in die Demokratie und betrachten den Aufstieg Chinas als ein Vorbild. Sie hoffen, ein ähnliches Wirtschaftswunder zu erleben. Die chinesische Entwicklungshilfe und Investitionen sowie die wachsenden Süd-Süd-Handelsbeziehungen bieten eine Alternative zum bisher dominanten Westen und vergrößern die Handlungsspielräume afrikanischer Länder. Gibt es auf chinesischer Seite so etwas wie eine spezielle Afrikapolitik? Ja. Die chinesische Regierung hat erstmals ihre Afrikapolitik explizit dargelegt, die offiziell auf den Prinzipien der Nichteinmischung in innere Angelegenheiten, Gleichheit und beiderseitigem Gewinn beruht. Jahrzehntelang waren die chinesisch-afrikanischen Beziehungen nicht erwähnenswert. Erst mit dem Amtsantritt Deng Xiaopings und den ökonomischen Reformen in China haben sich diese Beziehungen zur heute erkennbaren Dynamik entwickelt. Vielen Regimen, etwa im Sudan, kommt das zunehmende Engagement Chinas in Afrika sehr gelegen. Es festigt deren Strukturen und vermeidet unbequeme Kritik an der jeweiligen Menschenrechtspolitik, um die es in China selbst ja auch nicht allzu gut bestellt ist. Afrika steht auf der aktuellen chinesischen außenpolitischen Agenda ganz oben. Man merkt es beispielsweise an der gestiegenen Reisediplomatie und den Besuchen von führenden Politikern auf dem afrikanischen Kontinent. Afrika dient China nicht nur als Rohstofflager, Investitionsstandort und Absatzmarkt, sondern mittelfristig als außenpolitisches Übungsfeld auf dem Weg zur Supermacht. Wie beurteilen Sie diese Entwicklung? Ich bin besorgt. Zum Teil betrachte ich den wachsenden Einfluss Chinas als eine Art von Re-Kolonisierung. Afrika ist dabei, seine erst mühsam errungene Souveränität zu verlieren. Gleichzeitig schwindet der positive Einfluss des Westens auf dem Kontinent wie demokratische Prinzipien und Erhalt oder Etablierung von grundlegenden Menschenrechten. Diktatorische Regime werden gestützt und künstlich am Leben erhalten. Kurzfristig profitieren viele Afrikaner von dem chinesischen Engagement, z. B. durch die Entsendung von medizinischem Pflegepersonal. Ich befürchte allerdings, dass viele Afrikaner dem chinesischen Einfluss mit großer Naivität begegnen und eine weitere historische Enttäuschung erleben werden. Letztendlich ist diese Entwicklung auch auf das Versagen des Westens – seine Scheinheiligkeit und Ignoranz gegenüber Afrika – zurückzuführen. Es ist einfach nicht glaubwürdig, weltweit Globalisierung zu propagieren und gleichzeitig afrikanische Produkte von westlichen Märkten fernzuhalten. Von den historischen Schattenseiten des europäischen Einflusses in Afrika ganz zu schweigen. Ramon Schack, Übungsfeld Afrika. Gespräch mit Adama Gaye, in: Das Parlament Nr. 46, 13. November 2006 1. Arbeiten Sie heraus, wie sich Chinas Engagement in Afrika darstellt, und erklären Sie, wie es sich von der europäischen Afrikapolitik unterscheidet. 2. Begründen Sie, inwieweit Sie die Sorge des Autors vor Chinas wachsendem Einfluss in Afrika teilen. 3. Recherchieren und überlegen Sie, weshalb der Autor vom „Versagen des Westens“ in Bezug auf Afrika spricht. M4 Die Kunst der Kopie: Plagiate aus China Produktund Markenfälschung ist in China an der Tagesordnung. Meist sind die Fälschungen deutlich weniger offensichtlich als auf dem Foto. Nicht nur Gebrauchsgegenstände wie Schuhe, Parfüm, Medikamente oder Maschinen werden illegal nachgebaut, sondern sogar ganze Fabriken. 99 Prozent der chinesischen Betriebe haben noch nie ein Patent angemeldet. 1. Informieren Sie sich über das Ausmaß der Produktpiraterie in China und anderen asiatischen Ländern. 2. Erläutern Sie die Gefährdung von Unternehmen in den westlichen Industriestaaten durch illegale Kopien und diskutieren Sie mögliche Abwehrmaßnahmen. i Gefälschte Markenturnschuhe aus China. Foto von 2012. 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80 N u r zu P rü fz w e c k e E i e n tu m d e s C .C . B u c h n e r V rl a g s | |
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