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n Spurensuche: Finden Sie in Organisationen, Sprache, Brauchtum usw. Reste mittelalterlicher Herrschaftsvorstellungen in der Gegenwart. n Überlegen Sie, warum es schwer ist, eine „politische Landkarte“ für das Gebiet des heutigen Deutschland im Mittelalter zu zeichnen. Mittelalter: Herrschaft über Land und Leute 25 dem veranstaltete sie Zunftfeste und sorgte für kranke bzw. notleidende Mitglieder. Sie bezahlte Zunftaltäre in den Kirchen, organisierte die Teilnahme an Prozessionen und sicherte den Mitgliedern ein angemessenes Begräbnis. Die Handwerker unterhielten und verteidigten auch Tore und Stadtmauern. Die abgeschlossene Wirtschaftsweise sicherte den Lebensunterhalt der Zunftgenossen („gerechte Nahrung“). Allerdings schränkte der Zunftzwang auch die persönliche Freiheit ein (Heirats-, Mobilitätsbeschränkungen) und verhinderte technischen, wirtschaftlichen und sozialen Fortschritt (u M7). Da Handwerker und Krämer – jedenfalls wenn sie Meister waren – das Bürgerrecht besaßen und die allgemeinen Lasten mittrugen, wollten sie in vielen Städten auch an der Regierung des Gemeinwesens, dem sogenannten Stadtregiment, mitwirken. Der Kampf zwischen Patriziat und Handwerkern endete von Stadt zu Stadt unterschiedlich: So erreichten Handwerker manchmal Ratssitze, während sie andernorts mit ihrem Anspruch scheiterten und die alleinige Herrschaft der Patrizier weiterhin dulden mussten (u M8). Die Unterschichten der mittelalterlichen Stadt besaßen kein Bürgerrecht. Zu ihnen zählten Dienstboten, Handwerksgesellen, Tagelöhner, Angehörige „unehrenhafter“ Berufe (z. B. Henker und Totengräber), Bettler und Wohnsitzlose. Sie existierten am Rande der städtischen Gesellschaft meist in Armut (u M9). Im frühen Mittelalter schien das Zusammenleben der religiösen Minderheit der Juden und der christlichen Mehrheit in den Städten unproblematisch. Seit den Kreuzzügen, vermehrt dann seit der ersten Pestwelle um 1350, nahm die Verfolgung der Juden zu. Sie wurden vielfach angefeindet, in eigene städtische Viertel (Ghettos) abgedrängt und zum Teil sogar ermordet (Pogrome). Zwar nahm der König die Minderheit unter Reichsschutz, beutete sie aber im Gegenzug durch Sonderabgaben wirtschaftlich aus. Oft gab er das Recht, „Judensteuern“ zu erheben, an Fürsten und städtische Obrigkeiten ab. Juden blieben seit dem Spätmittelalter am Rande der christlichen Gesellschaft, in der sie aufgrund beruflicher Verbote nur durch Kleinhandel und Geldverleih überleben konnten. Gerade die Tätigkeit in der Nische des Bankwesens trug später und bis heute viel zu Vorurteilen gegen Juden bei. i Die Heilige Lucia verteilt ihr Erbe unter den Armen. Gemälde von Giovanni di Bartolomeo Christiani, Florenz, um 1380. Viel seltener als städtische Oberund Mittelschichten begegnen die untersten Klassen auf mittelalterlichen Bildern. Am häufigsten werden Arme in der Situation der Almosenempfänger dargestellt. p Finden Sie Gründe, weshalb es nur wenige Armenbilder gab. p Arbeiten Sie aus dem Bild mögliche Gründe für Armut heraus. p Stellen Sie fest, welche Funktion Bettler im sozialen Gefüge einer mittelalterlichen Stadt einnahmen. i Ratssitzung des Augsburger Stadtrates. Holzschnitt aus einem Münchener Codex, 15. Jh. p Arbeiten Sie aus der Abbildung Anzeichen von städtisch-bürgerlichem Standesbewusstsein heraus. N u r zu P rü fz w e c k e n E ig e n tu m e s C .C . B u c h n e r V e rl a g s | |
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