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Alltag und Lebenswelt 67 Moderne Konsumgesellschaft Wirtschaftliches Wachstum sowie technischer und medizinischer Fortschritt führten im Lauf des 20. Jahrhunderts zur Entstehung einer Konsumgesellschaft. Dahinter stand eine veränderte Haltung der Menschen in allen Schichten: • Die Grundbedürfnisse sind gedeckt, Hunger und Existenznot verschwinden – mit Ausnahme von Kriegsund Krisenzeiten – aus dem Alltag. • Individuelle Ansprüche steigen (modische Kleidung, Möbel, bessere Nahrung, Körperpflege, Komfort). • Die Arbeitszeit wird geringer, Lebenserwartung und Lebensqualität erhöhen sich. Freizeit dient nicht nur der Erholung, sondern wird mit Geselligkeit, Unterhaltung, Sport oder Kunst ausgefüllt. • Massenmedien, Telekommunikation und moderne Verkehrsmittel schaffen mehr Flexibilität und Mobilität und ermöglichen Ausflüge oder Reisen. • Das generative Verhalten ändert sich: Familien haben weniger Kinder, die dafür mehr Fürsorge erhalten. Familienplanung wird zur gängigen Praxis. Neue Mentalität Der anhaltende Wohlstand in Deutschland und der westlichen Welt seit den 1950er-Jahren führte zu einem Wandel von materiellen zu postmateriellen Werten. Statt Besitz, Ordnung und sozialer Sicherheit wurden in den 1960erJahren Frieden, Mitbestimmung und mehr Menschlichkeit vorrangig. Die Gesellschaft verstand sich zunehmend als Solidargemeinschaft, die auftretende Lasten gerecht verteilen muss. Der damalige Wertewandel wirkt bis heute fort. In vielen Bereichen führte er zu einer neuen Lebenseinstellung: • Die Aufwertung von Kindheit und Jugend: Züchtigung und Gewalt gegen Jugendliche im Elternhaus wurden verboten, der Jugendschutz verbessert. Heranwachsende sollen sich entfalten und ihre Persönlichkeit ausbilden dürfen. • Die Liberalisierung der Lebensgemeinschaften: „Ehen ohne Trauschein“, Scheidungen und Homosexualität werden allgemein akzeptiert. In der Ehe ist Partnerschaft ebenso wichtig wie die Geburt und Erziehung von Kindern. • Die Kritik an Überfluss und maßlosem Ressourcenverbrauch: Menschen achten auf den Schutz von Umwelt und Natur. • Die individuelle Gestaltung des Lebensentwurfs und des beruflichen Werdegangs mit dem Ziel der „Selbstverwirklichung“ (u M4). Vernetzte Gesellschaft Das Alltagsleben heute ist mehr denn je von Massenmedien und Telekommunikation geprägt. Sie scheinen unerlässlich für unseren Tagesablauf, unsere Arbeit und Freizeit und unser Wissen über die Welt. Neben Nahund Verwandtschaftsbeziehungen wie Familie, Berufskollegen, Verein, Nachbarschaft oder Gemeinde treten heute verstärkt Soziale Netzwerke. Deren Angehörige sind selbst über Länder und Sprachgrenzen hinweg miteinander verbunden (u M5). Damit wird auch die Trennung zwischen Öffentlichkeit und Privatleben immer weiter aufgelöst (u M ). t Mark Zuckerberg stellt Facebook Open Graph vor. Foto von 2010. „Facebook“ ging 2004 an den Start. Heute nehmen mehr als eine Milliarde Menschen daran teil. Neben persönlichen Angaben werden auch Konsumgewohnheiten offengelegt. Über die Schnittstelle „Open Graph“ zeigen Nutzer ihren „Freunden“ an, welche Webseiten sie besucht haben. generatives Verhalten (lat. generare: zeugen, hervorbringen): Verhalten von Erwachsenen in Hinsicht auf die Gründung einer Familie Familienplanung: bewusste Abstimmung von Kinderwunsch und Kinderzahl, ermöglicht durch den Rückgang der Kindersterblichkeit und durch zuverlässige Methoden der Empfängnisverhütung Solidargemeinschaft: Gesellschaft, für die der Grundsatz gilt, dass Umverteilungen zwischen sozial Stärkeren und Schwächeren stattfinden N u r u P rü fz w e c k e n E ig e n tu m d e s C .C . B u c h n e r V e rl a g s | |
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