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Menschlichkeit und Goldene Regel 131 Konfuzianische Tugenden • Einund Unterordnung • (Mit-) Menschlichkeit • Pflichterfüllung • Wissen um das Rechte • Gegenseitigkeit, Toleranz • Ehrfurcht, Erfüllung der Kindespflichten nach Stiftung Weltethos Zwei Wege „Es gibt nur zwei Wege“, lässt Mengzi Konfuzius sagen, „Menschlichkeit und Unmenschlichkeit.“ […] Ein Indiz für die herausragende Rolle, die der „Menschlichkeit“ (rén) im Lunyu [in den Gesprächen des Konfuzius] zukommt, ist allein schon die Tatsache, dass rén der mit Abstand häufigste aller ethischen Begriffe ist und hierin erstmals li, der Sittlichkeit, den Rang abläuft. Die Menschlichkeit repräsentiert die unerschütterliche Innerlichkeit und die Loslösung der Moral von jedem anderen Zweck, die ein unkorrumpiertes Leben allererst verbürgen. […] „Die Menschen lieben“, antwortet Konfuzius auf die Frage, was Menschlichkeit sei […], und Menschlichkeit mit Liebe im Sinne wohlwollender Zuwendung zu identifizieren, wird in der alten Literatur gängig. Mengzi bestimmt sie als affektive Zuneigung, wie sie seiner Ansicht nach zuerst Kinder gegenüber ihren Eltern zeigen […], und als spontanes Mitgefühl, das man beim unmittelbaren Miterleben des Leidens anderer Wesen empfinde […]. Heiner Roetz, S. 69 Einhaltung der Mitte Eine Grundidee des frühen Konfuzianismus ist die Einhaltung der Mitte (zho¯ng), womit allerdings nicht ein angepasstes soziales Mittelmaß gemeint ist. Es gilt vielmehr als äußerst schwer, die Mitte zu erreichen: „Es ist möglich, dass man das ganze Reich, ein Land oder einen Clan in Ordnung bringt, dass man Rang und Gehalt dankend ablehnt oder auf eine blanke Klinge tritt. Und doch mag es unmöglich sein, M4 M5 M6 5 10 15 20 5 10 15 20 25 30 35 1 Wiederhole die Bedeutung und Funktion der „Goldenen Regel“ (s. auch S. 95, M4) und vergleiche sie mit M1 und M2. ➜ M1/M2 2 Erarbeite die Grundlagen der Gesellschaftsund Morallehre des Konfuzianismus. ➜ M3 3 Erläutere die konfuzianischen Tugenden in Hinblick auf moderne Tugenden. ➜ M4 4 Stelle dar, wie Konfuzius die zentrale Rolle der Menschlichkeit begründet. ➜ M5 5 Erläutere die Idee von der Erhaltung der Mitte und vergleiche sie mit der aristotelischen Tugendlehre (s. auch S. 76-77). ➜ M6 Glossar: affektiv, Indiz, Potenzial, Tugend dass man sich auch auf die Anwendung der Mitte verseht.“ […] Die Schwierigkeit der Einhaltung der Mitte besteht m. E. genau darin, in jeder Situation den Ausgleich zwischen den verschiedenen Forderungen der Ethik zu finden. Der möglichst um Vermittlung bemühten Lehre, die von der Überzeugung getragen ist, dass „sich mit Extremen abzugeben nur schadet“ […], geht es darum, alle ihre Werte an ihren jeweiligen Platz zu rücken und die Befolgung einer jeden sittlichen Verpflichtung, wie z. B. den Eltern und dem Fürsten zu dienen, in moralischer Integrität möglich zu machen. Eine höhere Stufe schließt deshalb idealerweise nicht aus, sondern mit ein, was auf einer niederen Stufe nur relative Gültigkeit besitzt. So wird etwa die kriegerische Tugend der Tapferkeit (yòng) auf der einen Seite der Menschlichkeit (und ähnlich der Sittlichkeit und der Gerechtigkeit) untergeordnet: „Ein Menschlicher besitzt unbedingt auch Tapferkeit. Aber ein Tapferer besitzt nicht unbedingt auch Menschlichkeit.“ […] Gleichwohl bleibt die Tapferkeit unverzichtbar; es wäre, so Konfuzius, „Feigheit, in einer Situation, in der es um Gerechtigkeit geht, nicht einzugreifen“ […]. Die Tapferkeit zählt neben der Moralität (der Menschlichkeit rén) und der Intellektualität (dem Wissen bzw. der Klugheit zhì) weiter zu den drei Grundorientierungen eines „Edlen“ […]. Heiner Roetz, S. 58-59 A u fg a b e n Experteng Nu r z u Pr üf zw ck e Ei en tu m d es C .C . B uc ne r V rla gs | |
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