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e Infoseite Chinesische Philosophie Infoseite Chinesische Philosophie 133 dem Licht der Sonne ist es dunkel – und gehört dann zum Yin. Haben alle Eigenschaften des Yin ein Gegenüber im Yang, herrscht vollkommene Harmonie. Das wird auch in dem Yin-Yang-Symbol deutlich. Es bildet sich aus zwei gleichen Hälften und wo das Eine aufhört, fängt das Andere an. Rita Sandbrink, S. 179 Philosophie als Herrschaft Abendländische Philosophie hat ihre Ahnen und Vorbilder in den sieben Weisen des alten Griechenland. Der Weise bemüht sich um Erkenntnis der Welt und teilt sein Wissen der Welt mit. […] Auch das alte China hat seine Weisen gehabt, die es als Vorbilder verehrte, und denen eine Profession nacheiferte. Aber deren „Weisheit“ bestand nicht in erster Linie in Wissen und Erkenntnis, sondern in großartigem Handeln und nachwirkenden Leistungen, die von Wissen und Einsicht allenfalls Zeugnis gaben. Es waren Kaiser, Könige und Herrscher. Diese Weisen unterschieden sich von den nichtweisen Herrschern dadurch, dass sie das Reich einigten und dem Volk Frieden brachten, den Wohlstand mehrten und in ihrer Person und ihrem Leben selbst Vorbilder für alle wurden. Von ihnen berichten die ältesten Literaturdokumente Chinas […]. Es sind die Dynastienbegründer und „guten Kaiser“ Yao, Shun und Yu. Ihre Leistungen werden in den Berichten durch die Kontrastierung mit schlechten Herrschern ins Übermenschliche erhoben und so erschienen sie als „Heilige“ und setzten das Maß für das, was späterhin als „Heiliger“ gelten sollte. […] Dies Ideal des heiligen Herrschers ist es, was nachmals dem Selbstverständnis der chinesi20 5 10 15 20 25 5 10 15 20 25 30 35 Glossar: immanent, metaphysisch, mundan, Sinologe, Tugend schen „Weisen“ und Philosophen die Wege wies. nach Lutz Geldsetzer/Han-ding Hong, S. 15-17 Der Philosoph und die Tugend Von den alten Herrschern heißt es nur in vielfacher Umschreibung: Sie bildeten ihr Innerstes aus und wurden dadurch tugendhaft. Und so wurde und blieb die Tugend der Leitbegriff für dasjenige, was dem guten Herrscher die Macht zu allem Guten verleiht und nachmals dem Philosophen alle Wirksamkeit. […] Wenn es darauf ankommt, das Gute durch Herrschaft zu verbreiten, so treten die Richtungen der Herrschaftsausübung in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Die erste und immer bedachte ist die Herrschaft des guten Herrschers […]. Die zweite war und blieb […] die Selbstbeherrschung – eine Herrschaft über sich selbst. Diese wird ein großes Thema der Debatten über Xiu Ji, was man gewöhnlich mit „Selbstbildung“ übersetzt und mit „Selbsterziehung zum tugendhaften Menschen“ erläutert. Aber es konnte nur zum Thema von Debatten werden, weil es für den Philosophen die erste und wichtigste Praxis war, sich dadurch den heiligen Vorbildern anzunähern. Wenn von so vielen westlichen Ethikern mit recht mundanem Lebenswandel gesagt werden konnte, sie hätten sich nur als Wegweiser zur Tugend verstanden und brauchten daher nicht selber tugendhaft zu sein, so wäre das in China ganz undenkbar. Und zwar deshalb, weil es nicht in erster Linie auf die Erkenntnis der Tugend und des Guten ankommt, sondern auf das Gutund Tugendhaftsein des Philosophen. Von ihm wird verlangt, dass die Tugend und das Sein in der Person zusammenfällt. Das nannte man Cheng. Man übersetzt es mit „Wahrhaftigkeit“, „Aufrichtigkeit“, „Ehrlichkeit“ und auch „Echtheit“ […]. Aber man muss auch die „Tugendhaftigkeit“, das „Gute“ und die „Durchgängigkeit der Selbstbeherrschung“ hinzunehmen, um sich eine adäquate Vorstellung vom Cheng zu machen. nach Lutz Geldsetzer/Han-ding Hong, S. 18, 20-21 Nu r z u Pr üf zw ck en Ei ge nt um d es C .C . B uc hn er V er la gs | |
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