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Was den Religionen gemeinsam ist 139 Religion und Ethik In den letzten Jahren wurde mir immer deutlicher, dass die Welt, in der wir leben, nur dann eine Chance zum Überleben hat, wenn in ihr nicht länger unterschiedliche oder sogar sich bekämpfende moralische Überzeugungen/Ethiken existieren. Diese Welt braucht ver bindende und verbindliche Normen und Werte. Und ich bin der Überzeugung, dass die Religionen einen Beitrag dazu leisten können, denn sie haben – trotz aller Unterschiede – zahlreiche Ge meinsamkeiten. Gewiss sind sich die Religionen dieser Welt in Bezug auf Fragen der Lebensführung keineswegs einig. Die von ihnen vertretenen moralischen Normen sind verschieden, zum Teil sogar widersprüchlich. Trotz solcher Unterschiede gibt es aber ein gemeinsames Fundament, das alle Religionen teilen. Allen Re li gionen geht es letztlich um das Wohl des Menschen, und alle Religionen stellen ethische Grundnormen, die dazu dienen sollen, dieses Wohl zu erreichen. In fünf großen Geboten sind sich alle großen Weltreligionen einig: 1 nicht töten; 2 nicht lügen; 3 nicht stehlen; 4 nicht Unzucht treiben; 5 die Eltern achten und die Kinder lieben. Das mag manchen trivial erscheinen; für viele Situationen, die uns im modernen Leben begegnen, scheinen damit noch keine hinreichenden Anweisungen für moralisches Handeln ge geben zu sein. Aber die Gemeinsamkeit der Religionen in ethischen Fragen geht noch weiter. Alle Religionen fordern näm lich so etwas wie eine Goldene Regel, die besagt, dass man das, was man selbst nicht wünscht, anderen nicht antut bzw. andere so behandelt, wie man selbst behandelt werden möchte. Diese Regel stellt eine oberste Norm dar, die für alle Handlungen leitend ist, ein unbedingtes Prinzip, das nicht von Fall zu Fall, sondern immer und überall gilt. Sie kann ein Fundament darstellen, auf dem sich ein gemeinsames Weltethos begründen lässt. nach Hans Küng, S. 14, 80-84 M2 5 10 15 20 25 30 35 1 Vergleicht die Regeln der verschiedenen Religionen miteinander. ➜ M1 2 Eine Aufschrift auf der Weltkugel in der Mitte soll die Gemeinsamkeit der Weltreligionen zum Ausdruck brin gen. Überlegt euch dazu eine passende Formu lie rung. ➜ M1 3 Erläutert die Gemeinsamkeiten in den Religionen. Was würdet ihr hinsichtlich der Bedeutung der Menschenwürde folgern? ➜ M2/M3 Glossar: Naturreligion, Weltethos, Weltreligionen Weltkonferenz der Religionen für den Frieden 1970 fand in Kyoto, Japan, eine Weltkonferenz der Religionen für den Frieden statt. Sie hat folgende Erklärung verabschiedet: Wir fanden, dass wir gemeinsam besitzen: · eine Überzeugung von der fundamentalen Einheit der menschlichen Familie, von der Gleichheit und Würde aller Menschen; · ein Gefühl für die Unantastbarkeit des Einzelnen und seines Gewissens; · ein Gefühl für den Wert der menschlichen Gemeinschaft; · eine Erkenntnis, dass Macht nicht gleich Recht ist, dass menschliche Macht nicht sich selbst genügen kann und nicht absolut ist; · der Glaube, dass Liebe, Mitleid, Selbstlosigkeit und die Kraft des Geistes und der inneren Wahrhaftigkeit letztlich größere Macht haben als Hass, Feindschaft und Eigeninteressen; · ein Gefühl der Verpflichtung, an der Seite der Ar men und Bedrückten zu stehen gegen die Reichen und die Bedrücker; · eine tiefe Hoffnung, dass letztlich das Gute siegen wird. Maria Alberta Lücker (Hrsg.), S. 110 M3 A u fg a b e n Baum der Religionen Gestaltet einen Baum der Weltreligionen. Stellt die Gemeinsamkeiten in den ethischen Überzeugungen im Stamm dar und die Unterschiede in den Ästen und Zweigen. P R O JE K T Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d es C .C . B uc hn er V rla gs | |
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