Volltext anzeigen | |
Vom Glück zum Sinn 69 „Ich meine, vieles ist nicht besonders lustig, aber du tust es trotzdem, weil es zu etwas Gutem führt: Du putzt dir die Zähne, damit du keine Zahnschmerzen kriegst. Aber anderes tust du nur, weil es dir gefällt. Haben diese Dinge nicht ihren eigenen Sinn? Du tust sie, weil sie dich glücklich machen, Punktum. Glücklich zu sein ist gut, unglücklich zu sein ist schlecht. Wenn du etwas tust, damit es dir erspart bleibt, unglücklich zu sein – oder damit ein anderer nicht un glück lich wird –, dann ist die Handlung aus genau diesem Grund sinnvoll. Und wenn du glücklich bist wie gerade jetzt zum Beispiel, dann ist es sinnvoll, weil du glücklich bist.“ Ragnar Ohlsson, S. 82-84 Die Wozu-Frage Eine Pflanze, ein Tier, ein Gegenstand kennt die Frage nach dem Dasein nicht. Dass es da ist, das ist der Sinn des Daseins. Auch der primitive Mensch fragt nicht, auch der naive nicht, das Kind zum Beispiel. Zu leben, das eben ist der Sinn des Daseins. Sogar der bewusste Mensch kennt Zeiten, in denen er nicht fragt. Solange es ihm „gut geht“, scheint es ihm, als wisse er, wozu er lebt. Anders, wenn er plötzlich herausfällt aus der Selbstverständlichkeit des Lebens, wenn ihm sein Dasein „fragwürdig“ wird. […] Weil „der Sinn“ nicht unmittelbar deutlich wird, suchen wir ihn in Teilstrecken-Zielen. Wir streben immer irgendetwas an, ein Haus zu bauen, zu heiraten, Kinder zu haben, Gehaltserhöhung zu bekommen, den Betrieb zu erweitern, reich zu werden, gesund zu werden. Solange wir dies oder das anstreben, haben wir das (berechtigte) Gefühl, sinnvoll zu leben. Haben wir das Angestrebte erreicht […], so merken wir, dass die alte Frage sich neu erhebt: Wozu das? […] Unsere Wozu-Frage ist Ausdruck unserer Sehnsucht nach dem Sinn, und diese Sehnsucht lässt sich nicht durch Teilantworten stillen. Sie führt uns weiter und weiter, von Aufgabe zu Aufgabe, von Krise zu Krise. […] Das „Wozu“ heißt eigentlich: „Geh weiter, nimm die Hürde, und du wirst sehen, wozu die Frage dient.“ Die Wozu-Frage ist der Motor unseres geistigen Lebens und die Garantie dafür, dass wir eines Tages die Antwort finden werden. Luise Rinser, S. 43ff. M4 40 45 50 5 10 15 20 25 1 Nenne deine eigene Hypothese. ➜ M1 2 Schreibe die Gedanken der 17-Jährigen mit eigenen Worten auf. Warum ist ihre Frage so wichtig? ➜ M2 3 a) Erläutere die Positionen, die die Jugendlichen zum Sinn des Lebens vertreten. ➜ M3 b) Begründe, mit welcher Position du dich anfreunden kannst. ➜ M3 4 Nimm Stellung zu den Überlegungen in M4. ➜ M4 5 Schreibe eine Geschichte zur Wozu-Frage. ➜ M4 6 Entwerft ein Plakat zur Frage nach dem Sinn des Lebens. ➜ M1-M4 Glossar: Hypothese A u fg a b e n Sinn Im Deutschen wird das Wort Sinn auf drei verschiedene Arten gebraucht: Sinn im ersten Gebrauch betrifft die fünf Sinne des Menschen: Sehsinn, Gehörsinn, Geruchssinn, Geschmackssinn, Tastsinn. Sie sind die Quellen unserer Wahrnehmung, Erfahrung und Erkenntnis. Im zweiten Gebrauch bezieht man sich auf den Sinn von Sprache, d. h. auf die Bedeutung von einzelnen Worten, Sätzen oder ganzen Texten. Wer nach dem Sinn eines gesprochenen Wortes fragt, will wissen, was der Sprecher damit gemeint hat. Zum Beispiel: Was meinst du, wenn du von „Freiheit“ sprichst? Der dritte Gebrauch bezieht sich auf die Handlungen der Menschen. Zur Handlung gehört wesentlich, dass ein Mensch damit eine bestimmte Absicht verfolgt. Diese Absicht erhält dann eine Bedeutung. Ein Beispiel: Wenn du zum Sporttraining gehst, willst du damit deine Kondition verbessern. Du findest das Training also sinnvoll. Aber vielleicht meinen deine Eltern, dass du in dieser Zeit besser Schulaufgaben machen solltest. Daher halten sie das Training für sinnlos. So kann man derselben Handlung verschiedene Bedeutungen geben. Schließlich ist es möglich, dem ganzen Leben einen Sinn zu geben. Das Leben ist dann die Summe aller Handlungen eines Menschen. Auch in diesem Fall bewertet man das eigene Leben oder das Leben einer anderen Person. Johannes Rohbeck, S. 109 IN F O Experteng Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d es C .C . B uc hn er V er la gs | |
![]() « | ![]() » |
» Zur Flash-Version des Livebooks |