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Der Moraltest 95 Um seiner selbst willen Dass wir unsere Pflicht erfüllen sollen, ist ein „katego rischer Imperativ“. Das bedeutet, dass wir das moralische Gesetz achten sollen, gleich ob es uns gefällt oder nicht, ob es uns Lust oder Schmerz bereitet, ob es sich für uns bezahlt oder uns arm macht. Wir sollen unsere Pflicht nur um ihrer selbst willen erfüllen. [...] Die moralischen Gebote sind ka tegorische Imperative, die sich aus sich selbst begründen. [...] Ein kategorischer Imperativ ist ein Gesetz, das von uns verlangt, etwas Bestimmtes zu tun, und zwar nur deshalb, weil wir es laut Gesetz tun sollen; es verlangt von uns, dass wir etwas nur um seiner selbst willen tun; dass wir etwas nur deshalb tun, weil es in sich gut ist. [...] Damit etwas eine moralische Regel ist, muss die Aufforderung kategorisch sein: Erfülle das moralische Gesetz um seiner selbst willen; tue, was du sollst, weil es in sich gut ist, wenn du tust, was du sollst – und nicht, um irgendeinen Vorteil daraus zu ziehen. Ein solcher kategorischer Imperativ gilt dann unter allen Umständen und für alle Menschen. Héctor Zagal/ José Galindo, S. 143-144 Eine andere Maxime Eine grundlegende Norm für Gewissensentscheidungen findet man in der Goldenen Regel. Da die egois tischen Wünsche und Bedürfnisse der Menschen nicht harmonieren, fordert sie den Einzelnen auf, das Wünschen und Wollen zugunsten des langfristig eigenen Vorteils einzuschränken: „Füge einem anderen nicht zu, was du nicht willst, dass man dir zufüge.“ D. h. man schadet dem anderen darum nicht, weil man selbst Schaden fürchtet; die Goldene Regel ist so eine Klug heitsregel sozialen Verhaltens, die ein Handeln nahelegt, das sich im Hinblick auf die eigenen und auch die Interessen anderer optimal auszahlt nach dem Grundsatz: Wenn jeder an sich denkt, ist an alle gedacht. Die Goldene Regel misst aber auch dem Ich und seinen Bedürfnissen keinen höheren Wert zu als den Bedürfnissen der anderen. So rechtfertigt sie weder einen radikalen Egoismus, der den anderen lediglich als Mittel zur Befriedigung der eigenen Bedürfnisse M3 M4 betrachtet, noch einen radikalen Altruismus, der das eigene Selbst ganz zurückstellt. Da die Goldene Regel in einer sehr direkten Weise ein Sicheinfühlen oder Sichversetzen in die Lage des anderen nahelegt, bildet sie eigentlich die Voraussetzung moralischen Handelns. Man schadet dem anderen nicht, weil man sich in ihn hineinversetzt und seine Interessen berücksichtigt. 5 10 15 20 5 10 15 20 25 1 Teilt euch in Gruppen und gebt Richard Hilfen für die ethische Entscheidungsfindung. ➜ M1 2 Übertrage und vervollständige die Randspalte „Moraltest“. ➜ M2 3 Wende den kantischen Moraltest auf das Anfangsbeispiel an. ➜ M1/M2 4 Erkläre den Begriff „kategorischer Imperativ“ in eigenen Worten und erläutere den Zusammenhang mit moralischen Geboten. ➜ M3 5 Zeige an einem Beispiel, inwiefern die Goldene Regel eine Grundlage für moralisches Verhalten sein kann. ➜ M4 6 Besprecht in Gruppenarbeit den Unterschied zwischen dem kategorischen Imperativ und der Goldenen Regel an einem Beispiel. ➜ M3/M4/Infokasten A u fg a b e n Der kategorische Imperativ Die Grundformel des kategorischen Imperativs lautet: „Handle nur nach der jenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.“ Dies setzt folgende Annahmen voraus: 1. Das Prinzip moralischen Handelns muss für alle ver nünftigen Wesen dasselbe sein, es darf keine Ausnahmen zugunsten subjektiver Vorlieben zulassen. 2. Das oberste moralische Gesetz muss allgemein sein, d. h. objektiv und unpersönlich – unparteiisch, als solches kann es aber nur die Form der moralischen Verbindlichkeit enthalten. IN F O Nu r z u Pr üf zw ck en Ei ge nt u d es C .C . B uc hn er V er la gs | |
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