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111Neues Denken – neue Welten „Sobald das Geld im Kasten klingt …“ Der Ablasshandel stieß in den deutschen Ländern nach 1514 auf wachsende Ablehnung. Das lag vor allem an Albrecht von Hohenzollern. Mit 23 Jahren war er Erzbischof von Magdeburg und Bischof von Halberstadt, ein Jahr später wurde er auch Erzbischof von Mainz. Seine Ämterhäufung widersprach dem Kirchenrecht. Doch Albrecht hatte die Zustimmung des Papstes erkauft. Das Geld hatte ihm das Augsburger Bankhaus Fugger geliehen. Damit er es zurückzahlen konnte, erlaubte der Papst Albrecht den Ablasshandel. Eine Hälfte der Einnahmen bekam der Erz bischof, die andere der Papst für die neue Peterskirche in Rom. In dem Leipziger Mönch Johannes Tetzel fand Albrecht einen Ablassprediger, dem die Menschen „wie Verrückte“ (Luther) zuliefen. Ihm wurde vorgeworfen, beim Ablass mehr aufs Geld als auf Beichte und Reue zu setzen und die Gläubigen mit dem Versprechen „Sobald das Geld im Kasten klingt, die Seele aus dem Feuer springt“ zu verführen. Martin Luther protestiert Für diese Ablasspraxis hatte der 1483 in Eisleben in Thüringen geborene Martin Luther kein Verständnis. Als Mönch hatte in Erfurt studiert. Seit 1512 war er Professor für Bibelauslegung und Prediger in Wittenberg. Am 31. Oktober 1517, am Abend vor Allerheiligen, schrieb er seinen Vorgesetzten, darunter auch Erzbischof Albrecht, einen Brief, in dem er den Ablass kritisierte. Wie unter Gelehrten üblich, legte er ein in lateinischer Sprache geschriebenes Papier mit 95 Thesen* bei. Seine Kollegen forderten zu einer Diskussion auf. Obwohl nur für Kirchenobere und Professoren be stimmt, wurden seine Thesen in deutscher Übersetzung gedruckt und auf Flugblättern im ganzen Reich verteilt. Damit begann die Reformation. Zur Erinnerung an die Veröffentlichung der Thesen feiern die evangelischen Christen am 31. Oktober den Reformationstag. Wie sich vor Gott rechtfertigen? Luther hatte ein neues Glaubensverständnis entwickelt. Die Fragen, wie der Mensch seine Sünden überwinden und sich vor Gott rechtfertigen könne, beantwortete er so: • Gott verlangt vom Menschen, seine Gebote zu befolgen, also nicht zu sündigen. Seine Gnade verspricht er aber auch dem sündigen Menschen. • Zum Beweis seiner Gnade hat Gott seinen Sohn Jesus Christus geopfert. • Um die Gnade zu erlangen, muss der Mensch bereit sein, an Gottes Versprechen zu glauben. • Gottes Wille fi ndet sich vor allem im Evangelium, der frohen Botschaft von Jesus. ˘ Internettipps: www.luther.de www.martinluther.de www.wege-zu-luther.de ˘ Filmtipps: • Luther und die Nation. ZDF-Reihe „Die Deutschen“, 2008 • Luther; Regie: Eric Till, 2003 (siehe auch hier Seite 117) • Luther – Kampf mit dem Teufel; Regie: Günther Klein, 2007 2 Martin Luther als Mönch. Gemälde (43,4 x 29,5 cm) von Lucas Cranach dem Älteren, um 1522. Die Kirche wehrt sich Erzbischof Albrecht verurteilte Luthers Lehren und meldete sie dem Papst. Im Frühjahr 1518 klagte Tetzels Orden Luther wegen Ketzerei an. Als Luther zum Verhör nach Rom ge rufen wurde, wandte er sich an seinen Landesherrn, Kurfürst Friedrich III. (den Weisen) von Sachsen. Dieser erreichte beim Papst, dass die Anhörung 1518 auf dem Augsburger Reichstag stattfand. Als Luther seine Lehre widerrufen sollte, lehnte er ab. * These: Behauptung, die noch bewiesen werden muss 4492_1_1_2013_110_133.indd 111 28.02.13 15:01 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei g tu m d e C .C .B uc hn er V er la gs | |
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