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233Mit Material arbeiten 1. Untersuche die Texte (M 1 und M 3). Wie bewerten die Autoren die Veränderungen? 2. Beschreibe, wie es dem Künstler gelingt, auf dem Bild die Zeit sichtbar zu machen (M 2). Berücksichtige dabei M 3. M2 „Rain, Steam, and Speed – The Great Western Railway.“ Ölgemälde (91 x 122 cm) von William Turner, 1844. 5 10 15 5 10 15 M1 Neue Lebenserfahrungen Ernst Moritz Arndt (siehe Seite 189) schreibt 1807 in seinem Werk „Geist und Zeit“: Was damals im Schritt ging, geht jetzt im Galopp. […] Die Zeit ist auf der Flucht, die Klügeren wissen es lange. Ungeheure Dinge sind geschehen, große Verwandlungen hat die Welt still und laut, im leisen Schritt der Tage und in den Orkanen und Vulkanen der Revolution erlitten; Ungeheures wird geschehen, Größeres wird verwandelt werden. Der Weimarer Dichter und Minister Johann Wolfgang von Goethe lässt in seinem Roman „Wahlverwandtschaften“ von 1809 die Figur Eduard sagen: Es ist schlimm genug, dass man jetzt nichts mehr für sein ganzes Leben lernen kann. Unsere Vorfahren hielten sich an den Unterricht, den sie in ihrer Jugend empfangen; wir aber müssen jetzt alle fünf Jahre umlernen, wenn wir nicht ganz aus der Mode kommen wollen. Friedrich Ancillon, preußischer Staatsmann, Philosoph und Erzieher Friedrich Wilhelms IV. von Preußen, notiert 1828: Alles ist beweglich geworden, oder wird beweglich gemacht, und in der Absicht oder unter dem Vorwand, alles zu vervollkommnen, wird alles infrage gezogen, bezweifelt, und geht einer allgemeinen Umwandlung entgegen. Erstes Zitat nach: Reinhart Koselleck, Vergangene Zukunft. Zur Semantik geschichtlicher Zeiten, Frankfurt a. M. 1979, S. 329 f. Zweites Zitat nach: Ders., Das 19. Jahrhundert: eine Übergangszeit, in: Ders., Vom Sinn und Unsinn der Geschichte. Aufsätze aus vier Jahrzehnten, hrsg. von Carsten Dutt, Berlin 2010, S. 137 Drittes Zitat nach: Ders., Vergangene Zukunft, a. a. O., S. 328 (gekürzt) M3 „Die Zeit rollt …“ Nach der Eröffnung zweier neuer französischer Eisenbahnlinien schreibt Heinrich Heine (siehe Seite 206) am 5. Mai 1843 in einem Brief: Die Zeit rollt rasch vorwärts, unaufhaltsam, auf rauchenden Dampfwagen […]. Wir merken bloß, dass unsre ganze Existenz in neue Gleise fortgerissen, fortgeschleudert wird, dass neue Verhältnisse, Freuden und Drangsale uns erwarten, und das Unbekannte übt seinen schauerlichen Reiz, verlockend und zugleich beängstigend. So muss unsern Vätern zumute gewesen sein, als Amerika entdeckt wurde, als die Erfi ndung des Pulvers sich durch ihre ersten Schüsse ankündigte, als die Buchdruckerei die ersten Aushängebogen des göttlichen Wortes in die Welt schickte. Die Eisenbahnen sind wieder ein solches providencielles* Ereignis, das der Menschheit einen neuen Umschwung gibt, das die Farbe und Gestalt des Lebens verändert; es beginnt ein neuer Abschnitt in der Weltgeschichte, und unsre Generation darf sich rühmen, dass sie dabei gewesen. Welche Veränderungen müssen jetzt eintreten in unsrer Anschauungsweise und in unsern Vorstellungen! Zit. nach: Wolfgang Minaty (Hrsg.), Die Eisenbahn. Gedichte – Prosa – Bilder, Frankfurt a. M. 1984, S. 59 f. * providenciell: von der Vorsehung bestimmt 4492_1_1_2013_228_249.indd 233 28.02.13 15:09 Nu r z u Pr üf zw ck en Ei ge nt um d es C .C .B uc hn er V er la gs | |
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