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263Mit Material arbeiten 1. Ritter von Buß nennt Probleme der Arbeiter (M 1). Erkläre, wo er die Ursachen sieht und welche Folgen er für den Staat erwartet. 2. Entwickelt ein Streitgespräch zwischen einem Anhänger Kettelers und einem Unternehmer, der nur auf Gewinn aus ist. 3. Nennt die Bereiche, in denen Abbe etwas für seine Mitarbeiter tat. 4. Arbeitet die möglichen Motive für Abbes Sozialleistungen heraus (M 4). 5. Informiert euch über die 1889 gegründete Carl-ZeissStiftung. 5 10 15 5 10 15 M1 Pauperismus und die Folgen Der erste Politiker, der auf das Los der Arbeiter aufmerksam macht und von den Regierenden soziale Maßnahmen fordert, ist Franz Josef Ritter von Buß. Im April 1837 sagt der Professor der Rechtsund Staatswissenschaft im Landtag von Baden: Die durch den gewerblichen Aufschwung, durch die Tendenz unserer Staaten zur Übervölkerung und den Mangel an anderweitiger Unterkunft anschwellende Anzahl der Fabrikarbeiter führt wegen ihrer ökonomischen Unsicherheit zu einer wahren Massen armut, dem sogenannten Pauper ismus […]. Eine Ersparung ist dem Arbeiter selbst bei günstigen Verhältnissen nur in geringem Maße möglich; jede längere Unter brechung der Arbeit zwingt ihn, die öffent liche Hilfe anzusprechen […]. Die ganze Lage des Fabrikarbeiters ist bei großem Angebote der Arbeit eine stete Quelle seiner Armut: Treten noch Gewerbe stockungen hinzu, so wüten sie verheerend in den Reihen der Arbeiter […]. Die Tendenz des Umsturzes, wahrlich in unseren Tagen nur zu sehr verbreitet, fi ndet in den Fabrikheloten* die nahen Ver bündeten, einmal weil ihre eigene unbehagliche Stellung in jeder gesellschaftlichen Veränderung ihnen eine Abhilfe vorspiegelt, ferner weil sie in dem die Fabrikherren schützenden Staat den eigenen Feind erkennen. Ernst Schraepler (Hrsg.), Quellen zur Geschichte der sozialen Frage in Deutschland, Bd.1: 1800 1870, Göttingen 31964, S. 66 f. und 69 * Heloten: Sklaven M2 Forderungen Kettelers Im Sommer 1869 hält Bischof Ketteler auf der Liebfrauenheide bei Offenbach eine Rede, die seither als das „Grund gesetz“ der christlichen Arbeiterbewegung gilt; in ihr heißt es: Die erste Forderung des Arbeiterstandes ist eine dem wahren Werte der Arbeit entsprechende Erhöhung des Arbeiterlohnes. Diese Forderung ist […] höchst billig*; auch die Religion fordert, dass die menschliche Arbeit nicht wie eine Ware behandelt und lediglich durch Anund Abgebot abgeschätzt werde […]. Nicht der Kampf zwischen dem Arbeitgeber und dem Arbeiter muss das Ziel sein, sondern ein rechtmäßiger Friede zwischen beiden. Die Gottlosigkeit des Kapitals, das den Arbeiter als Arbeits kraft und Maschine ausnützt, muss gebrochen werden […]. Aber auch die Gottlosigkeit der Arbeiter muss vermieden werden. Die zweite Forderung des Arbeiterstandes ist die Verkürzung der Arbeitszeit […]. Die dritte Forderung des Arbeiterstandes ist die Gewährung von Ruhetagen […]. Eine vierte Forderung des Arbeiterstandes ist das Verbot der Arbeit der Kinder in den Fabriken für die Zeit, in welcher sie noch schulpfl ichtig sind. Geschichte der christlich-demokratischen und christlich-sozialen Bewegungen in Deutschland. Im Auftrag der Konrad-Ade nauer-Stiftung hrsg. von Günther Rüther, Bonn 1984, Teil II, S. 206 * billig: hier im Sinne von „angemessen“ M4 Sozialleistungen eines Unternehmers Der Jenaer Erfi nder, Physiker und Unternehmer Ernst Abbe führt in seinen Betrieben folgende Sozial leistungen ein: 1875 Ernst Abbe gründet die Betriebskrankenkasse bei Carl Zeiss. 1887 Einrichtung eines Fonds* für die Altersund Hinterbliebenenversorgung der Beschäftigten 1888 Gemeinsames Pensionsstatut der Zeiss und Schott Werke 1889 Errichtung der Carl-Zeiss-Stiftung 1890 Einführung des Neun-Stunden-Tages bei Zeiss 1896 Mindestlohn für die Betriebsangehörigen Beteiligung der Mitarbeiter am Gewinn Gewährung von Urlaub für die Mitarbeiter Gründung einer Baugenossenschaft Gründung des Lesehallenvereins und Schaffung der Lesehalle Jena 1900 Der Acht-Stunden-Tag wird bei Zeiss eingeführt. Nach: http://corporate.zeiss.com/history/de_de/persoenlichkeiten/ ernst-abbe.html#inpagetabs-6 (Zugriff: 8. November 2012) * Fonds: Geldund Vermögensreserven für bestimmte Zwecke M3 Arbeiterwohnhäuser. Foto aus Nürnberg, um 1910. Viele Großunternehmer ließen Ende des 19. Jh. Wohnhäuser für ihre Arbeiter bauen. Auf dem Foto ist der Hof einer Arbeitersiedlung mit einem Waschhaus zu sehen. 4492_1_1_2013_250_267.indd 263 28.02.13 15:10 Nu r z P rü fzw ec ke n E g nt um d es C .C .B uc hn er V er la gs | |
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