Volltext anzeigen | |
23Mit Material arbeiten M 5 Ritter ohne Treue Ein unbekannter Dichter schreibt um 1330/40: Die Ritter kennen keine Treue mehr, darauf kann man sich verlassen. Was sie heute fest versprechen, das brechen sie morgen sogleich. Sie sind Richter über arme Bauern, die sie schützen und schirmen sollten. Vor langer Zeit gab es wirklich gute Ritter. Die konnten im Kampf und Spiel so handeln, wie es gut und angemessen war. Große Tapferkeit ließen sie erkennen […]. Sie waren tugendhaft und freimütig; Gott schenkte ihnen Ehre und Besitz, weil sie ernsthaft nach ritterlicher Tugend strebten […]. Um ritterliche Tugend kümmern sie sich heute wenig. Sie sitzen mit ihren Weibern zusammen und verschleudern wertvollen Besitz. Sie sollten sich wirklich schämen, dass sie Wucherzinsen für ihr Geld nehmen, auf zehn Mark eine. Das alles ist unter ihnen so weit verbreitet, dass sie es niemals für Sünde halten. Die jungen und die alten gleichermaßen so. Wenn man von Raub und Wucher absieht, könnten sie vielleicht noch gute Ritter sein. Wolfgang Bührer, Der Kleine Renner …, in: Historischer Verein Bamberg, 105. Bericht, Bamberg 1969, S. 171 1. Stelle aus M 1 und M 2 Pfl ichten und Tugenden der Ritter in einer Tabelle gegenüber. 2. Verfasse einen kurzen Bericht über das Mainzer Hoffest (M 3). Erwähne darin, wer sich versammelt hat, was sich zutrug und wie die Stimmung war. 3. Diskutiert, weshalb die Teilnehmer des Hoffestes vom Kaiser und den Fürsten beschenkt wurden. Die Quelle nennt sicher nicht alle Motive (M 3). 4. In M 5 erfährst du, inwiefern sich nicht alle Ritter ritterlich verhielten. Beurteile, welche Auswirkungen dies hatte. M 4 Ritterspiele auf Schloss Neuenburg. Foto von Jürgen Limmer vom 22. Mai 2010. Schloss Neuenburg in Freyburg liegt bei Naumburg (Saale) und war einmal eine der wichtigsten Burgen der Landgrafen von Thüringen. 5 5 5 10 15 5 10 15 M 1 Segensgebet für ein Schwert Text aus der 2. Hälfte des 10. Jh.: Erhöre, so bitten wir dich, Herr, unsere Gebete und mache dieses Schwert deiner wert, womit dein Diener (es folgt der Name) sich zu umgürten wünscht, indem du es […] segnest, damit es zur Verteidigung und zum Schutz von Kirchen, Witwen, Waisen und allen, die Gott dienen, gegen die Wildheit der Heiden gereichen kann, und damit es anderen Feinden Angst, Schrecken und Entsetzen einfl ößt. Otto Borst, Alltagsleben im Mittelalter, Frankfurt a. M. 1983, S. 103 f. M 2 Ritterliche Pfl ichten In dem um 1200 entstandenen Vers roman „Tristan“ von Gottfried von Straßburg wird der zum Ritter geschlagene Tristan von seinem königlichen Onkel belehrt: „Sieh, Tristan, mein Neffe“, sagte er, „jetzt, da dein Schwert gesegnet ist und du Ritter geworden bist, denke nach über ritterliche Werte und über dich und wer du bist. Deine Abkunft und Würde halte dir vor Augen. Sei bescheiden und aufrichtig, wahrhaftig und wohlerzogen. Sei gütig zu den Elenden und stolz zu den Mächtigen. Pfl ege und verbessere deine äußere Erscheinung. Ehre und liebe alle Frauen. Sei freigebig und verlässlich, und arbeite immer daran.“ Gottfried von Straßburg, Tristan, nach dem Text von Friedrich Ranke neu herausgegeben und übersetzt von Rüdiger Krohn, Stuttgart 21981, S. 307 f. M 3 Das Mainzer Hoffest Das Mainzer Hoffest von 1184 gilt als ein Höhepunkt mittelalterlicher Feste. Hier versammeln sich Fürsten, Bischöfe, Äbte, Herzöge, Grafen, Ministeriale und Ritter aus dem ganzen Reich. Der Geschichtsschreiber Gislebert von Mons hat das Fest miterlebt und berichtet: Am Pfi ngstmontag wurden König Heinrich und Friedrich Herzog von Schwaben, die Söhne des Kaisers, zu neuen Rittern gemacht. Diese Ehrung veranlasste sie sowie alle Fürsten und andere Edelleute, an Ritter, Gefangene und Kreuzfahrer*, Gaukler und Gauklerinnen reich Geschenke zu geben: Pferde, kostbare Kleider, Gold und Silber. Die Fürs ten und die anderen Edelleute taten dies zu Ehre des Kaisers und seiner Söhne und um ihren eigenen Ruhm weithin bekannt zu machen. Am Pfi ngstmontag und Pfi ngstdienstag begannen die Söhne des Kaisers nach dem Frühstück Reiterspiele, an denen sich wohl 20 000** oder mehr Ritter beteiligten. Diese Spiele fanden ohne scharfe Waffen statt; die Ritter führten ohne Hauen und Stechen Schilde und Lanzen und Banner vor und erfreuten sich ihrer Reitkunst. Selbst Kaiser Fried rich beteiligte sich daran. Zit. nach: Peter Moraw, Die Hoffeste Kaiser Friedrich Barbarossas von 1184 und 1188, in: Uwe Schultz, Das Fest. Eine Kulturgeschichte von der Antike bis zur Gegenwart, München 1988, S. 72 * Zu den Kreuzfahrern siehe Seite 64 ff. ** Die Zahl ist sicher übertrieben. 4492_1_1_2013_010_025.indd 23 28.02.13 14:49 Nu r z u Pr üf zw ck en Ei ge nt um d es C .C .B uc ne r V er la gs | |
![]() « | ![]() » |
» Zur Flash-Version des Livebooks |