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25Mit Material arbeiten 1. Zähle auf, worüber sich Ulrich von Hutten beklagt (M 1). Vergleiche seinen Bericht mit deinen bisherigen Vorstellungen vom Leben auf einer mittelalterlichen Burg. 2. Beurteile, was ein Ritter an seinem Leben auf der Burg loben könnte (M 1 und M 2). 3. Vergleiche Abb. 1 mit M 2. Wie hat sich die Burg verändert? 4. Informiere dich über die Baugeschichte der Wartburg. Die heutige Ausgestaltung des Palas spiegelt im Wesentlichen das Mittelalterbild des 19. Jh. wider. Überprüfe diese Aussage (siehe dazu auch M 4 auf Seite 73). M 1 Alltag eines Burgherrn Was der fränkische Reichsritter Ulrich von Hutten 1518 einem Freund in Nürnberg über sein Leben auf der Burg Steckelberg bei Fulda schreibt, dürfte – sieht man von Schwefel und Schießpulver ab – 300 Jahre früher nicht anders gewesen sein. Man lebt auf dem Feld, im Wald und in den bekannten Burgen auf dem Berg. Die uns ernähren, sind bettelarme Bauern, denen wir unsere Äcker, Weinberge, Wiesen und Wälder verpachten. Der einkommende Ertrag ist, gemessen an der aufgewandten Mühe, gering fügig […]. […] Sodann müssen wir uns in den Dienst eines Fürsten stellen, von dem wir Schutz erhoffen. Wenn ich das nicht tue, glaubt jeder, er könne sich alles gegen mich erlauben. Aber auch wenn ich es tue, ist diese Hoffnung täglich mit Gefahr und Furcht verbunden. Gehe ich nämlich von zu Hause fort, so muss ich fürchten, auf Leute zu stoßen, mit denen der Fürst […] Krieg führt und die mich seinetwegen anfallen und wegschleppen. Wenn es dann mein Unglück will, geht leicht mein halbes Vermögen als Lösegeld darauf […]. Deswegen halten wir uns Pferde und Waffen und umgeben uns mit zahlreichem Gefolge, alles unter großen und spürbaren Kosten. […] Die Burg selbst, ob sie auf dem Berg oder in der Ebene liegt, ist nicht als angenehmer Aufenthalt, sondern als Fes tung gebaut. Sie ist von Mauern und Gräben umgeben, innen ist sie eng und durch Stallungen für Vieh und Pferde zusammengedrängt. Daneben liegen dunkle Kammern, vollgepfropft mit Geschützen, Pech, Schwefel und sonstigem Zubehör für Waffen und Kriegsgerät. Überall stinkt es nach Schießpulver; und dann die Hunde und ihr Dreck, auch das – ich muss es schon sagen – ein lieblicher Duft! Reiter kommen und gehen, darunter Räuber, Diebe und Wegelagerer. Denn fast für alle stehen unsere Häuser offen, weil wir nicht wissen, was das für Leute sind, oder uns nicht groß danach erkundigen. 5 10 15 20 25 30 35 ˘ Lesetipps: • Christopher Gravett, Burgen, München 2011 • Christina Hartkamp (Übers.), Burgen, Hildesheim 2007 • David Macauly, Es stand einst eine Burg, Düsseldorf 2002 ˘ Internettipps: • http:// wartburg-eisenach.de • www.burgenwelt.de • www.ritterburgen.de M 2 Die Wartburg. Luftbild von 2012. Das heutige Erscheinungsbild der Burg ist geprägt von Veränderungen, die in der Mitte des 19. Jh. durchgeführt wurden. Seit 2000 gehört die Wartburg zum Weltkulturerbe (siehe dazu Abb. 1, Seite 136). Man hört das Blöken der Schafe, das Brüllen der Rinder, das Bellen der Hunde, das Rufen der auf dem Feld Arbeitenden, das Knarren und Rattern der Fuhrwerke und Karren; ja sogar das Heulen der Wölfe hört man in unserem Haus, weil es nahe am Wald liegt. Arno Borst, Lebensformen im Mittelalter, Frankfurt a. M. 1979, S. 173 f. 4492_1_1_2013_010_025.indd 25 28.02.13 14:49 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d es C .C .B uc hn er V er la gs | |
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