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275Mit Material arbeiten 5 10 15 20 5 5 10 15 201. Untersucht die Aussagen von Frau Otto-Peters (M 1) und leitet daraus politische Forderungen ab. 2. Eine Schule beantragt, den Namen Otto-Peters’ zu erhalten. Verfasse dazu einen Antrag. 3. Verfasse Entgegnungen zu den Aus sagen (M 3). 4. Untersuche, welche Auffassung von der Berufstätigkeit der Frau in M 4 vertreten wird. M 1 „An die Leserinnen“ 1865 schreibt Louise Otto-Peters in einem Zeitungsartikel: Die Staatsökonomie hat es nachgewiesen, dass dem Staate dadurch, dass der größere Teil der zu ihm gehörigen Frauen […] keine produktive Arbeit verrichtet, ein ungeheures Kapital von Arbeitskraft verloren geht, durch dessen Benutzung der Nationalwohlstand sich heben würde; aber ganz abgesehen von dem, […] lehrt es die Erfahrung des Alltagslebens, dass es dem weitaus größeren Teil der Männer […] nicht mehr möglich ist, die weiblichen Mitglieder ihrer Familie allein zu ernähren; dass aus eben diesem Grund viele Männer gar nicht heiraten und dass unverheiratet bleibende Frauen und Witwen darauf angewiesen sind, ihr tägliches Brot sich selbst zu verdienen und oft auch noch das für alte Eltern und Kinder. […] Das Unglück liegt allein darin, dass ihnen bisher so wenig Wege offen standen, dies zu tun, und dass man sie nicht auf einen bestimmten Beruf vorbereitet, ihnen überhaupt fast alle diejenigen Gelegenheiten, sich ausoder fortzubilden, entzieht, die man Knaben und Männern bietet. In dem Vorwort zur ersten Ausgabe der Frauenzeitschrift „Neue Bahnen“ schreibt Louise Otto-Peters 1866: Wir wollen […] nicht am Gängelbande irgendeiner politischen Partei auf vorgeschriebenen Pfaden für unsere Rechte in die Schranken treten – wir wollen allein […] im Dienste […] echter Weiblichkeit die neuen Bahnen einschlagen, die den deutschen Frauen des neunzehnten Jahrhunderts zu wandeln ziemen. Ruth-Ellen Boetcher Joeres, Die Anfänge der deutschen Frauenbewegung: Louise Otto Peters, Frankfurt a. M. 1983, S. 183 und 195 M 2 Bildung um ihrer selbst willen Helene Lange prägt die bürgerliche Frauenbewegung; sie schreibt 1887: Solange die Frau nicht um ihrer selbst willen, als Mensch und zum Menschen schlecht weg gebildet wird, solange sie […] in Deutsch land nur des Mannes wegen erzogen werden soll, solange konsequenterweise die geistig unselbstständigste Frau die beste ist […], so lange wird es mit der deutschen Frauenbildung nicht anders werden. […] Nicht Männer, sondern Frauen sind in erster Stelle zur Bildung und Erziehung von Mädchen berufen; taugen die Frauen dazu noch nicht, so mache man sie tauglich. Elke Frederiksen (Hrsg.), Die Frauenfrage in Deutschland 1865-1915. Texte und Dokumente, Stuttgart 1981, S. 212 und 222 M 3 Gegen das Frauenstudium 1895 werden über 100 deutsche Professoren gefragt, was sie von einem Frauenstudium halten. Auszüge aus den Zuschriften: Unsere Universitäten sind Männeruni versitäten und in ihrem ganzen inneren Leben dem männlichen Geiste angepasst. Otto Gierke, Jurist Amazonen sind auch auf geistigem Gebiet naturwidrig. Max Planck, Physiker Der Frauen höchstes Ziel muss der häus liche Herd, das Familienheim bleiben, soll anders die Weltordnung nicht verdorben werden. Franz Reigel, Mediziner Dass das weibliche Geschlecht in Bezug auf geistige Produktivität durchschnittlich weniger gut veranlagt ist als das männliche, darüber kann kaum ein Zweifel bestehen. Emmanuel Mendel, Psychiater Frauenstudium auf den Universitäten scheint mir ein entbehrlicher Luxus von fraglichem Wert zu sein. Georg Busolt, Historiker Nach: Brigitte Löhr (Hrsg.), Frauen in der Geschichte. Grundlagen – Anregungen – Materialien für den Unterricht, Bd. 1, Tübingen 1993, S. 158 ff. M 4 Bildung und Beruf für Frauen In dem Programm des „Allgemeinen Deutschen Frauenvereins“ von 1905 heißt es: I. Bildung. […] Im Einzelnen stellt sie [die Frauenbewegung] folgende Forderungen: a) obligatorische* Fortbildungsschulen für alle aus der Volksschule entlassenen Mäd chen; b) eine Reorganisation der höheren Mäd chen schule, durch welche diese […] den höheren Knabenschulen gleichwertig wird […]; c) unbeschränkte Zulassung ordnungs gemäß vorgebildeter Frauen zu allen wissenschaftlichen, technischen und künstlerischen Hochschulen. II. Berufstätigkeit. […] In Anbetracht der großen Zahl von Frauen, die unverheiratet bleiben, und der weiteren Zahl derer, die in der Ehe keine ausreichende wirtschaftliche Versorgung fi nden können, ist die Berufsarbeit der Frau eine wirtschaftliche und sittliche Notwendigkeit. Die Frauenbewegung betrachtet die berufl iche Frauen arbeit aber auch […] als Kulturwert, da auch die Frau Träger hervorragender spezifi scher Begabung sein kann […]. In Bezug auf die wirtschaftliche Bewertung vertritt die Frauenbewegung den Grundsatz: Gleicher Lohn für gleiche Leistung. Gerhard A. Ritter/Jürgen Kocka (Hrsg.), Deutsche Sozial geschichte. Dokumente und Skizzen, Bd. 2: 1870-1914, München 31982, S. 422 f. * obligatorisch: verpfl ichtend 4492_1_1_2013_268_277.indd 275 28.02.13 15:11 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge um d es C .C .B uc hn er Ve rla s | |
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