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67Mit Material arbeiten 1. Vergleicht die Berichte über die Eroberung Jerusalems (M 4 und M 5). Arbeitet heraus, wann und wie die Autoren das Ergebnis bewerten. 2. Beurteile das Vorgehen der Kreuzfahrer aus deiner heutigen Sicht. Begründe deine Meinung. 3. Informiere dich, in welchen Zusammenhängen der Begriff „Kreuzzug“ heute noch verwendet wird. 5 10 15 20 25 5 10 15 20 25 M 4 Ein Kreuzzugsteilnehmer berichtet In den um 1100 verfassten „Gesta Francorum“ („Taten der Franken“) heißt es über die Eroberung Jerusalems 1099: Am Freitag aber griffen wir in aller Frühe die Stadt von allen Seiten an, aber wir konnten ihr keinen Schaden zufügen, und wir waren alle darüber erstaunt und in großer Furcht. Als aber die Stunde kam, da unser Herr Jesus Christus es nicht verschmähte, für uns am Holz des Kreuzes zu leiden, kämpften unsere Ritter […] mit vermehrter Kraft auf dem Belagerungsturm. Dann gelang es einem unserer Ritter […] auf die Mauer der Stadt zu steigen. Alsbald fl ohen alle Verteidiger der Stadt über die Mauern und durch die Stadt, und die Unseren setzten ihnen sofort nach, sie tötend und verstümmelnd, bis zum Tempel Salomos; dort fand ein so großes Morden statt, dass die Unseren mit ihren Füßen bis zu den Knöcheln in Blut wateten. […] Alsbald liefen sie [die Kreuzzugsteilnehmer] durch die ganze Stadt und brachten Gold und Silber, Pferde und Maultiere und ganze Häuser mit allen Gütern an sich. Danach aber kamen alle Unsrigen jubelnd und vor übergroßer Freude weinend zum Grab unseres Erlösers Jesus, um zu beten, und kamen so ihm gegenüber ihrer eigentlichen [Pilger-]Pfl icht nach. Am Morgen danach stiegen die Unseren vorsichtig auf das Dach des Tempels, überfi elen die Sarazenen, Männer und Frauen, und enthaupteten sie mit blanken Schwertern; andere aber stürzten sich vom Tempel. Als Tankred* das sah, wurde er sehr zornig. Peter Thorau, Die Kreuzzüge, München 42012, S. 9 f. * Tankred von Tiberias (1072 1112) führte die italienischen Normannen an; er wurde nach dem Ersten Kreuzzug Herrscher des Fürstentums Antiochia. M 5 Aus einem arabischen Geschichtsbuch Der arabische Geschichtsschreiber Ibn al-Atir schreibt etwa 100 Jahre nach dem Fall Jerusalems: Die Franken nahmen Jerusalem am Freitag, den 15. Juli 1099. Die Einwohner wurden ans Schwert geliefert, und die Franken blieben eine Woche in der Stadt, während der sie die Einwohner mordeten. Eine Gruppe von diesen suchte Schutz in Davids Bethaus*, verschanzte sich dort und leistete einige Tage Widerstand. Nachdem die Franken ihnen das Leben zugesichert hatten, ergaben sie sich; die Franken hielten den Vertrag, und sie zogen des Nachts in Richtung Askalon und setzten sich dort fest. In der al-Aqsa Moschee** dagegen töteten die Franken mehr als siebzigtausend Muslime, unter ihnen viele Imame***, Religionsgelehrte, Fromme und Asketen****, die ihr Land verlassen hatten, um in frommer Zurückgezogenheit an diesem heiligen Ort zu leben. Aus dem Felsendom***** raubten die Franken mehr als vierzig Silberleuchter […], einen großen Silberleuchter […], außerdem von den kleineren Leuchtern einhundertundfünfzig silberne und mehr als zwanzig goldene, und andere unermessliche Beute. […] Die Flüchtlinge erreichten Bagdad […]. Am Freitag kamen sie in die Hauptmoschee und fl ehten um Hilfe; sie waren in Tränen und rührten zu Tränen bei der Erzählung, was die Muslime in dieser erhabenen heiligen Stadt erlitten hatten: die Männer getötet, Frauen und Kinder gefangen, alle Habe geplündert. Wegen der Schwere des Unglückes, das sie erduldet hatten, brachen sie sogar das Fasten. […] Die verschiedenen muslimischen Fürsten lagen untereinander im Streit […], so konnten die Franken das Land besetzen. Francesco Gabrieli, Die Kreuzzüge aus arabischer Sicht, München 21976, S. 49 f. (vereinfacht) *** Imam: Vorbeter **** Asket: enthaltsam lebender Mensch ***** auf dem Tempelberg; von dem Felsen aus ist nach dem Glauben der Muslime Mohammed zum Himmel aufgestiegen M 6 Einsatz eines Hebelwurfgeschützes. Buchmalerei, um 1240. * Davidsturm ** Moschee auf dem Tempelberg 4492_1_1_2013_046_081.indd 67 28.02.13 14:58 Nu r z u Pr üf zw ck en Ei g nt um d es C .C .B uc ne r V er la gs | |
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