Volltext anzeigen | |
111Mit Material arbeiten 1. Die Texte M 5 bis M 7 sind Quellen für die Phase der „Machtergreifung“. Begründe! 2. Informiert euch im Internet oder in Veröffentlichungen über die in M 4 genannten frühen Lager. Stellt die Anzahl, Herkunft und Behandlung der Inhaftierten fest. Recherchiert, wie heute an die Opfer dieser frühen Lager erinnert wird. Haltet die Ergebnisse in eurem Portfolio fest. M 4 Die Heimatschule Nohra: das erste KZ im NS-Staat. Bildpostkarte von 1932 (Ausschnitt). In Thüringen, wo die NSDAP bereits seit 1930 an der Regierung beteiligt war, bekamen alle Polizeistellen einen Tag nach dem Reichstagsbrand, am 28. Februar 1933, per Telefon die Anweisung, Kommunisten zu verhaften. Da in den regulären Gerichtsgefängnissen nicht genug Platz war, wurde auf Anordnung des thüringischen Innenministeriums in der zweiten Etage der Heimatschule in Nohra ein provisorisches Sammellager für „Schutzhäftlinge“ errichtet. Die Inhaftierten mussten hier nicht arbeiten. Sie hatten aber keine Verbindung zur Außenwelt und wurden vom Wachpersonal misshandelt. Der Begriff „Konzentrationslager“ (KZ) für Nohra taucht erstmals in der „Thüringischen Landeszeitung“ vom 7. März auf. Das Lager bestand bis zum 12. April 1933. In Thüringen gab es neben Nohra noch in Bad Sulza und Erfurt (Feldstraße) frühe Lager für politische Häftlinge. Diese Lager unterschieden sich noch stark von dem 1937 gegründeten KZ Buchenwald (siehe Seite 122). 5 5 10 M 5 „Massenhafter Abtransport“ Die „Weimarische Zeitung“ berichtet am 4./5. März 1933: Während der Polizeiaktion gegen die Kommunisten sind in Thüringen [...] etwa 400 Funktionäre in Schutzhaft genommen worden. Soweit die Gefängnisse nicht ausreichen, die Verhafteten aufzunehmen, werden die Kommunisten in zwei großen Sammellagern untergebracht. Bereits am Freitag ist aus einer Reihe von Orten eine große Anzahl KPD-Funktionäre auf Kraftwagen unter starker polizeilicher Bedeckung in diese Lager abtransportiert worden. Zit. nach: Udo Wohlfeld, Das Netz. Die Konzentrationslager in Thüringen 1933-1937. Eine Dokumentation zu den Lagern Nohra, Bad Sulza und Buchenwald, Weimar 2000, S. 53 M 6 „Es tue der Regierung in der Seele weh ...“ Der thüringische Staatsminister Fritz Sauckel von der NSDAP besucht das Sammellager Nohra. Die „Allgemeine Thüringische Lan deszeitung“ schreibt am 7. März 1933: Staatsminister Sauckel besichtigte am Sonntag in Begleitung der zuständigen Beamten das Sammellager. Bei dieser Gelegenheit wandte er sich auch an die Häftlinge, denen er das Sinnlose ihres Klassenkampfes [...] vor Augen hielt. Es tue der Regierung in der Seele weh, dass sie deutsche Arbeiter in Haft nehmen müsse. Das sei nur die traurige Folge der Wahnsinnspolitik, durch die sich noch immer große Massen in die Irre führen ließen. Er wies die Kommunisten darauf hin, dass ihre Führer und auch die Führer der SPD [...] ins Ausland gefl ohen seien und sie im Elend zurückgelassen hätten. Zit. nach: Udo Wohlfeld, Das Netz, a. a. O., S. 53 M 7 „Verpfl ichtungserklärung“ Unter massivem Druck und oft mit Anwendung von Gewalt müssen die Häftlinge 1933 bei ihrer Entlassung aus einem Lager folgende Erklärung unterschreiben: Ich verpfl ichte mich hierdurch, mich weder in Wort noch Schrift irgendwie für die K.P.D. oder S.P.D. oder sonstwie im staatsfeindlichen Sinne zu betätigen, mich auch jeder Teilnahme an hochund landesverräterischen Umtrieben zu enthalten, sowie alles zu unterlassen, was Unfrieden oder Unruhe in der Gemeinde hervorrufen oder verstärkten könnte. [...] Ich erkläre ferner, dass ich irgendwelche Ansprüche gegen irgendeine behördliche Stelle oder irgendeine Person aufgrund der gegen mich getroffenen polizeilichen Maßnahmen nicht erheben werde. Es ist mir eröffnet worden, dass ich beim geringsten Verstoß gegen obige Verpfl ichtung sofortige Inhaftnahme zu gewärtigen habe. Zit. nach: Sascha Münzel/Eckart Schörle, Erfurt Feldstraße. Ein frühes Lager im National sozialismus, Erfurt 2012, S. 73 5 10 4493_1_1_2014_100_167_kap3.indd 111 30.04.14 08:37 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei g nt u d es C .C . B u hn er V er la gs | |
![]() « | ![]() » |
» Zur Flash-Version des Livebooks |