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Ausblick – Mit Material arbeiten 117 M 1 Entwurf für die „Große Halle“ in Berlin. Modell nach dem Planungszustand von 1940. Maßstab 1:500; Modellbauer M. Jonas, 1984. Nach dem Willen Hitlers und seiner Architek ten sollte aus Berlin die Welthaupt stadt „Germania“ werden, die Macht zentrale des „großgermanischen Reiches“. Als Mittel punkt der Regierungsgebäude wurde die „Große Halle“ mit einer Seitenlänge von 315 m und einer Höhe von etwa 320 m geplant. Bis zu 180 000 Menschen sollten in dem größten Gebäude der Welt Platz fi nden. Die Bauarbeiten hatten bereits begonnen, doch der Verlauf des Zweiten Weltkrieges verhinderte dann die Umsetzung der Pläne. Verantwortlich für den Entwurf war Albert Speer, der „Architekt des Führers“. Er kam aus Mannheim und hatte in Karlsruhe, München und Berlin Architektur studiert. Zunächst als Generalbauinspektor für die Reichshauptstadt und dann als Rüstungsminister setzte er Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge zu hunderttausenden ein. 5 10 Architektur und Macht M 3 Warum? Anlässlich der Ein weihung der Neuen Reichs kanzlei in Berlin bemerkt Hitler 1939: Warum immer das Größte? Ich tue das, um dem einzelnen Deutschen wieder das Selbstbewusstsein zurückzugeben. Um auf hundert Gebieten dem Einzelnen zu sagen: Wir sind gar nicht unterlegen, sondern im Gegenteil, wir sind jedem anderen Volk absolut ebenbürtig. Zit. nach: Alexander Kropp, Die politische Bedeutung der NS-Repräsentationsarchitektur, Neuried 2005, S. 60 Die Diktatoren des 20. Jh. ließen, wie fast alle Alleinherrscher der Vergangenheit, gewaltige Bauten und repräsentative Denkmäler errichten. Sie wollten damit sichtbare Zeichen ihrer Weltanschauung und Herrschaft liefern sowie ihren Ruhm für die Nachwelt sichern. Was ihnen missfi el, unterdrückten sie. Mit aller Macht setzten sie sich für die Umsetzung ihrer Pläne ein. 1. Fasst die Ziele der NS-Architektur zusammen (M 1 bis M 4). 2. Sucht Abbildungen und Informa tionen über die in M 4 genannten Zentralbauten für euer Portfolio. Vergleicht sie mit M 1. 5 M 4 Ein „Sinnbild“ 1985 interpretiert Joachim Petsch die „Große Halle“ (M 1) so: Die geplante Berliner Kuppelhalle war als „religiöser“ und politischer Mittelpunkt und damit zugleich als wichtigs ter Bedeutungsträger vorgesehen; sie sollte sowohl Sinnbild der Wiedergeburt des Imperium Romanum als auch der „neuen Glaubensgemeinschaft“ sein. Aus diesem Grund griff Speer auf den Typus des Zentralbaus zurück und implizierte* damit die Bedeutung als neues Pantheon, neue Peterskirche oder neuen Karlsdom. Joachim Petsch, Architektur als Weltanschauung, in: Bernd Ogan/Wolfgang W. Weiß (Hrsg.), Faszination und Gewalt. Zur politischen Ästhetik des Nationalsozialismus, Nürnberg 1992, S. 204 * implizieren: einbeziehen ˘ Internettipp: www.dhm.de/lemo/html/nazi/kunst/architektur Brandenburger Tor M 2 Über den Zweck der großen Bauten Im Sommer 1936 äußert Hitler gegenüber Albert Speer (siehe M 1): Unsere großen Kultbauten in Berlin und Nürnberg werden die Dome in den Dimensionen lächerlich machen. Lassen Sie nur so einen kleinen Bauern in unsere große Kuppelhalle in Berlin treten. Da bleibt ihm nicht nur der Atem weg. Der Mann weiß von da an, wohin er gehört […]. Das sage ich Ihnen, Speer, diese Bauten sind das Wichtigste! Sie müssen alles daransetzen, sie noch zu meinen Lebzeiten fertigzustellen. Nur wenn ich selber noch in ihnen gesprochen und regiert habe, bekommen sie die Weihe, die sie für meine Nachfolger brauchen. Albert Speer, Spandauer Tagebücher, Frankfurt a. M. 41975, S. 31 5 Reichstag 4493_1_1_2014_100_167_kap3.indd 117 09.04.14 13:06 Nu r z u rü fzw ec ke n Ei ge nt um d es C .C . B uc hn r V er la gs | |
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