Volltext anzeigen | |
149Mit Material arbeiten 5 10 15 5 10 15 M 11 Überlebende des Warschauer Ghettoaufstandes werden von der SS abgeführt. Foto (Ausschnitt) aus einem Bericht des SS-Gruppen führers und Generalmajors der Polizei, Jürgen Stroop, vom 16. Mai 1943. Der Originaluntertitel lautet: „Mit Gewalt aus Bunkern herausgeholt.“ Der Aufstand endete, nachdem die SS die Häuser im Ghetto in Brand gesetzt hatte. Ende Mai notierte Jürgen Stroop: „Es gibt keinen jüdischen Wohnbezirk in Warschau mehr.“ Von den 56 000 gefangengenommenen Juden erschoss die SS sofort 7 000. Die Überlebenden deportierte sie in Arbeitsund Vernichtungs lager. M 9 „Es lebe die Freiheit!“ In der polnischen Hauptstadt Warschau leben vor dem deutschen Einmarsch etwa 350 000 Juden. Die meisten wohnen im Norden der Stadt, im jüdischen Viertel. Die Nazis machen daraus im November 1939 ein Ghetto und bringen alle Juden aus der Um gebung Warschaus dorthin. Mitte November 1940 schließen sie das Ghetto durch Mauern und Stacheldraht von der übrigen Stadt ab. Mehr als 400 000 Juden müssen dort zusammengepfercht leben und für die deutschen Besatzer arbeiten. Als immer mehr Juden aus dem Ghetto in Lager deportiert werden, entsteht die „Jüdische Kampforganisation“. Mitte Januar 1943 verkündet sie in einem Flugblatt: „Jüdische Volksmassen! Die Stunde rückt näher! Ihr müsst bereit sein, Widerstand zu leisten! Kein Jude gehe zum Waggon!“ In einem Flugblatt vom 23. April heißt es: Schmerz und Tränen des Mitgefühls, dass Ihr mit Bewunderung und Sorge den Ausgang dieses Krieges verfolgt, den wir seit vielen Tagen gegen den grausamen Besatzer führen. Doch sollt Ihr auch wissen, dass jedes Haus des Ghettos wie bisher, so auch weiterhin eine Festung sein wird; dass wir vielleicht alle in diesem Kampf umkommen werden, uns aber nicht ergeben werden; dass wir wie Ihr nach Vergeltung und Bestrafung unseres gemeinsamen Feindes dürsten. Der Kampf geht um Eure und unsere Freiheit. Um Eure und unsere mensch liche, soziale, nationale Ehre und Würde. Wir werden die Verbrechen von Auschwitz, Treblinka, Belzec, Majda nek rächen. Es lebe die Waffenund Blutsbrüder schaft des kämpfenden Polen! Es lebe die Freiheit! Tod den Henkern und Henkersknechten! Es lebe der Kampf auf Leben und Tod gegen den Besatzer! Die Jüdische Kampforganisation Zit. nach: Georg Heuberger (Hrsg.), Im Kampf gegen Besatzung und „Endlösung“. Widerstand der Juden in Europa 1939 1945, Frankfurt a. M. 1995, S. 172 M 10 Anweisung Reichsinnenminister Heinrich Himmler schreibt am 22. April 1943 an die Warschauer SSund Polizeiführer: Die Durchkämmung des Ghettos in Warschau ist mit größerer Härte und unnachsichtiger Zähigkeit zu vollziehen. Je härter zugepackt wird, umso besser ist es. Gerade die Vorfälle zeigen, wie gefährlich diese Juden sind. Zit. nach: Arno Lustiger, Zum Kampf auf Leben und Tod. Vom Widerstand der Juden 1933 45, Köln 1994, S. 130 M 12 Ein Wunder Ein Widerstands kämpfer berichtet: Ich [wurde] dem Gefechtsstand in der [Straße] Nalewiki 33 zugeteilt. Wir waren dort 23 Jungen und Mädchen. Unsere Ausrüstung bestand aus je einer Pistole, selbst gebastelten Handgranaten und Bomben sowie aus Molotowcocktails. Bei Tageslicht konnte ich die großen Massen der deutschen Soldaten, die von Kopf bis Fuß bewaffnet waren, feststellen. Ihnen gegenüber stan den unsere 22 Gruppen, die wie meine ausgerüstet waren. […] Die Deutschen betraten in geschlossenen Kolonnen das Ghetto, eine Kampfgruppe nach der anderen. Anfangs ließ man sie passieren, bis in den Bereich unserer Feuerlinie. Anschließend wurde das Feuer auf sie eröffnet, und siehe da ein Wunder: Die Deutschen, die bisher ganz Europa besetzten, fl ohen nun vor einigen hundert jüdischen Jungen und Mädchen. Das erste Gefecht endete also mit dem Sieg der Kämpfer. Die Deutschen fl ohen und ließen diesmal einige Tote und Verwundete liegen. Das war das erste Mal, dass in den Straßen von Warschau deutsches Blut vergossen wurde. Zit. nach: Wolfgang Scheffl er/Helge Grabitz, Der Ghettoaufstand 1943 aus der Sicht der Täter und Opfer in Aussagen vor deutschen Gerichten, München 1993, S. 47 ˘ Lesetipp: David Safi er, 28 Tage lang. Roman, Reinbek bei Hamburg 2014 ˘ Filmtipp: Geheimsache Ghettofi lm, Berlin 2011 ó Diskutiert die anhaltende Bedeutung des Warschauer Ghettoaufstandes für die Juden (M 9 bis M 12). 4493_1_1_2014_100_167_kap3.indd 149 09.04.14 13:06 Nu r z u Pr üf zw ck en Ei g tu m d s C .C . B uc h er V er la gs | |
![]() « | ![]() » |
» Zur Flash-Version des Livebooks |