Volltext anzeigen | |
283Mit Material arbeiten 1. Erläutere die Ursachen für den Wandel der Weltund Europapolitik (M 2 und M 3). 2. Diskutiert Czempiels Urteil, die Welt sei durch den Kalten Krieg stärker als durch den Zweiten Weltkrieg verändert worden (M 4). 5 10 M 2 Das Ende des Kalten Krieges Am 2. und 3. Dezember 1989 erörtern George H. W. Bush, Nach folger Ronald Reagans, und Michail S. Gor bat schow die beiderseitigen Beziehungen. Auf der an schließen den Presse konferenz kommt es zu folgender Aus sage: Frage: Vorsitzender Gorbatschow, Präsident Bush hat Sie aufgefordert, den Kalten Krieg ein für alle Mal zu beenden. Ist das Ihrer Ansicht nach jetzt geschehen? Gorbatschow: Zunächst einmal habe ich dem amerikanischen Präsidenten versi chert, dass die Sow jetunion niemals einen heißen Krieg gegen die Vereinigten Staaten beginnen würde. […] Wir haben beide erklärt, die Welt trete nunmehr nach dem Kalten Krieg in eine neue Epoche ein. […] Viele Merkmale des Kalten Krieges sollten fallen gelassen werden, etwa das Wettrüsten, das Misstrauen, psychologische und ideologische Kontroversen usw. All das sollte der Vergangenheit angehören. Zit. nach: Europa-Archiv, 45. Jg. (1990), S. D 41 M 3 Ein neues Zeitalter für Europa Am 21. November 1990 treffen sich die Staatsund Regierungschefs der KSZE-Teilnehmerstaaten in Paris; sie erklären: Das Zeitalter der Konfrontation und der Teilung Europas ist zu Ende gegangen. Wir erklären, dass sich unsere Beziehungen künftig auf Achtung und Zusammenarbeit gründen werden. Europa befreit sich vom Erbe der Vergangenheit. Durch den Mut von Männern und Frauen, die Willensstärke der Völker und die Kraft der Ideen der Schlussakte von Helsinki bricht in Europa ein neues Zeitalter der Demokratie, des Friedens und der Einheit an. Zit. nach: Hagen Schulze/Ina Ulrike Paul (Hrsg.), Europäische Geschichte. Quellen und Materialien, München 1994, S. 306 M 1 Generalsekretär Michail S. Gorba t schow trifft US-Präsident Ronald Reagan. Foto von der Genfer Gipfel kon ferenz, November 1985. * global: weltumspannend ** USD: US-Dollar M 4 Ein Vergleich Der Politikwissenschaftler Ernst-Otto Czempiel stellt 1991 in einer Studie fest: Die Machtfi guren, die das internationale System seit 1945/46 bestimmt hatten, sind zerfl ossen; die Struktur des Ost-West-Konfl ikts, die die Nachkriegszeit beherrschte, hat sich aufgelöst. Das globale* System durchläuft einen Wandlungsprozess, der dem nach dem Zweiten Weltkrieg vergleichbar ist. Damals wie jetzt war ein großer globaler Konfl ikt zu Ende gegangen, damals wie jetzt formierte sich die internatio nale Politik neu. Zwar darf man die Unterschiede nicht verwischen. Der Zweite Weltkrieg hatte nur sechs Jahre gedauert, aber er hatte die gesamte damalige Welt verwüstet […]. Der Ost-West-Konfl ikt artete nie in einen Krieg aus, selbst sein Ende verlief sanft. Seine politischen Wirkungen aber waren ungleich größer. Er hatte viel länger gedauert, verschlang in seiner akuten Phase nach 1949 fast 20 Billionen USD** an Rüstungsaus gaben und beeinfl usste die gesamte Welt. Insofern sind die Veränderungen, die er schuf, größer als die von 1945. Damals wurde ein Konfl ikt in Europa und Asien beendet. 1989/90 ging ein globaler Konfl ikt zu Ende, der die gesamte Welt erfasst und in seinen Bann geschlagen hatte. Ernst-Otto Czempiel, Weltpolitik im Umbruch. Das internationale System nach dem Ende des Ost-West-Konfl ikts, München 42003, S. 12 5 5 10 15 20 4493_1_1_2014_272_321_kap6.indd 283 07.04.14 14:19 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei g tu m d es C .C . B uc hn er V er la gs | |
![]() « | ![]() » |
» Zur Flash-Version des Livebooks |