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309Ausblick Israel – Krieg ohne Ende? Eine Zwei-Staaten-Lösung in Sicht 1988 erklärte König Hussein von Jordanien, auf das von Israel besetzte Westjordanland (Westbank) verzichten zu wollen. Daraufhin tagte der Palästinensische Nationalrat in Algier und rief einen unabhängigen Palästinenserstaat mit der Hauptstadt Jerusalem aus. Gleichzeitig erklärten sich die Palästinenser bereit, Israel auf der Grundlage bestehender UN-Resolutionen anzuerkennen. Doch die israelische Regierung lehnte die Zwei-Staaten-Lösung der „Terrororganisation“ PLO ab. Weitere Fortschritte im Friedensprozess waren erst möglich, als sich Israel auf Druck der USA bereit erklärte, direkt mit der PLO zu verhandeln. 1993 unterzeichneten Israels Ministerpräsident Yitzhak Rabin und PLO-Chef Arafat in Washington die Prinzipienerklärung über die Selbstverwaltung der Gebiete um Gaza und Jericho (Gaza-Jericho-Abkommen). Eine Wende des Konfl ikts schien nahe. Doch die Umsetzung der Grundsätze erwies sich als schwierig. Obwohl die palästinensische Selbstverwaltung in Gaza begann und weitere Abkommen zwischen Israel und der PLO geschlossen wurden, störten Anhänger der ra di kalen islamischen Organisation Hamas (dt.: religiöser Eifer; Abkürzung für „islamische Widerstandsbewegung“) und uneinsichtige jüdische Siedler den Friedensprozess. Obwohl im November 1995 Rabin von einem jüdischen Extremisten in Tel Aviv ermordet wurde, schien ein Frieden aber in greifbarer Nähe. Die Palästinenserfrage Sechs Jahre nach dem Sechs-Tage-Krieg* griffen Ägypten und Syrien am 6. Oktober 1973 Israel an – am höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur, dem „Tag der Versöhnung“. Die israelische Armee konnte sich behaupten und die seit 1967 besetzten Gebiete sichern, bevor am 24. Oktober ein von den Vereinten Nationen (UNO) vermittelter Waffenstillstand in Kraft trat. Er kam auf Druck der USA zustande, Israels wichtigstem Verbündeten. Um den Rückzug der Israelis doch noch zu erreichen, lieferten die Araber dem Westen danach weniger Erdöl zu deutlich höheren Preise als bisher und lösten damit in den Industrieländern eine Ölkrise aus. 1974 erreichte Yassir Arafat, der 1969 die Leitung der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) übernommen hatte, einen ersten politischen Erfolg, indem die UNO das Recht des palästinensischen Volkes auf Selbstbestimmung und Unabhängigkeit anerkannten. „Land gegen Frieden“ Die Fronten im Nahost-Konfl ikt lockerten sich, als die verfeindeten Mächte die Formel „Land gegen Frieden“ akzeptierten. Ägypten erkannte Israels Exis tenz recht zuerst an. Als Gegenleistung dafür sollte es die Sinai-Halbinsel zurückerhalten. 1979 wurde der durch amerikanische Vermittlung zustande gekommene Friedensvertrag unterschrieben. Er legte die Rückgabe des Sinai bis 1982 fest. Im arabischen Lager galt Ägypten danach als Verräter. 1981 ermordete ein Extremist in Kairo Staatspräsident Anwar as-Sadat wegen seiner Friedenspolitik. Die Erste Intifada Trotz der Friedensbeteuerungen der PLO kam es immer wieder zu Anschlägen der Palästinenser auf israelische Einrichtungen und die jüdische Bevölkerung. 1982 marschierten israelische Truppen im benachbarten Libanon ein und forderten den Abzug der PLO-Kämpfer. Gleichzeitig besetzten sie im Süden des Libanons eine zehn Kilometer breite „Sicherheitszone“. Die Palästinenser gaben ihren Widerstand nicht auf. Im Dezember 1987 begann im Gazastreifen und im Westjordanland eine Erhebung: die Erste Intifada (wörtlich übersetzt: „abschütteln“). Der Aufstand der jungen Palästinenser, die nichts anderes erfahren hatten als Besatzung und Unterdrückung, war nicht einzudämmen. Auf beiden Seiten starben viele Menschen. Israel musste erkennen, dass eine rein militärische Lösung des Konfl ikts nicht möglich war. 1 Eine Wende im Nahost-Konfl ikt? Foto vom 13. September 1993. Israels Ministerpräsident Yitzhak Rabin (l.) und PLO-Führer Yassir Arafat (r.) besiegeln unter den Augen von US-Präsident Bill Clinton im Garten des Weißen Hauses in Washington das Gaza Jericho-Abkommen. Rabin und Arafat erhielten 1994 für ihre Verständigungsbemühungen den Friedensnobelpreis. * Lies dazu nochmals Seite 228. 4493_1_1_2014_272_321_kap6.indd 309 07.04.14 14:19 Nu r z u Pr üf zw ck n Ei g tu m d es C .C . B uc hn er V er la gs | |
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